Watsche für die UBS
Gericht spricht Protz-Sekretärin frei!

Sie speiste beim 19-Punkte-Koch Andreas Caminada. Kaufte Schmuck, Kleider und leistete sich Luxusreisen. Als Zahlungsmittel hatte die UBS-Chefsekretärin D. R. (56) das perfekte Instrument dafür: ihre Geschäftskreditkarte.
Publiziert: 27.02.2020 um 21:10 Uhr
Ex-UBS-Chefsekretärin D. R. auf dem Weg zu einem früheren Gerichtstermin.
Foto: Blick
Viktor Dammann

Die von allen geschätzte Chefsekretärin D. R.* (56) lebte wie im Schlaraffenland. Mit ihrem Mann, einem honorierten Gastronom, speiste sie standesgemäss beim 19-Punkte-Koch Andreas Caminada (900 Franken), nächtigte im berühmten Wiener Hotel Sacher (1500 Franken). Die Flugtickets (1300 Franken) beglich D. R. ebenfalls mit einer Kreditkarte. Schönheitsfehler: Es war die Geschäftskreditkarte ihres Arbeitgebers, der Grossbank UBS.

Zwischen 2003 und 2010 tätigte die Chefsekretärin rund 850 Bezüge für über eine Million Franken. Neben Luxusreisen kleidete sich D. R. nur mit ausgesuchten Kleidern und Accessoires ein. Ein T-Shirt für 320 Franken, ein Bolero-Jäckchen für 960 Franken, Stiefel für 1340 Franken. Sogar Schönheits-OPs finanzierte sie mit ihrer «Wunderkarte».

Den Vogel schoss die Kaderfrau ab, als sie für sich und ihren Mann eine Reise auf die Malediven für 12'000 Franken buchte. Kurze Zeit später stornierte sie alles und liess sich das Geld auf ihr Privatkonto überweisen. Dazu bezog D. R. immer mal wieder etwas «Spaziermünz» in Form von Tausendern – rund 250'000 Franken.

Vorgesetzte schauten weg

Erst 2010 war eine neue Vorgesetzte der Chefsekretärin auf die Schliche gekommen. Ihr war aufgefallen, dass die Kostenstelle «ungewöhnlich» hoch belastet war. D. R. erklärte, die Abbuchungen seien Kreditkarten-Abrechungen eines Geschäftsleitungsmitglieds. Dieser Behauptung forschte die Vorgesetzte nach und sah, dass es persönliche Bezüge von D. R. gewesen waren.

Gestern stand die Ex-Chefsekretärin vor dem Zürcher Obergericht. Staatsanwalt Daniel Kloiber hatte gegen den Freispruch des Bezirksgerichts rekurriert: «Es waren alles Veruntreuungen. Sie wollte schöne Kleider und ein schönes Gesicht!»

Dagegen wehrte sich die elegante Blondine: «Die Abrechnungen wurden von allen meinen Vorgesetzten akzeptiert, es war alles einsichtig.» Es sei damals ein Gemisch aus Privatem und Geschäftlichem gewesen.

Das Zürcher Obergericht sah ebenfalls keine strafbare Handlung und sprach D. R. frei. Ihre Vorgesetzten hätten die Augen zugedrückt oder die Ausgaben akzeptiert, meinte das Gericht. Eine Ohrfeige für die UBS.

* Name der Redaktion bekannt

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