Darum gehts
- Zürcher Influencer Travis the Creator steht wegen schwerer Sexualdelikte vor Gericht
- Sechs Frauen treten als Privatklägerinnen auf, Vorwürfe massiv
- Staatsanwaltschaft fordert sechs Jahre Haft und zwölf Jahre Landesverweis
Travis verlässt Gericht mit Lächeln auf den Lippen
Der Richter beendet die Urteilsverkündung. Travis verlässt den Gerichtssaal. Er unterhält sich kurz mit seinen Kollegen, wirkt erleichtert. Dann verlassen sie das Gebäude – Travis mit einem Lächeln auf den Lippen.
Travis kassiert Genugtuung
Das Gericht spricht Travis eine Genugtuung von 2800 Franken zu, für die Zeit, die er in Haft war.
Nur ein Foti bleibt hängen
Die Ermittler fanden auf Travis' Handy ein Foto, das eine Frau beim Sex mit ihm zeigt. Sie wusste nichts davon. Entsprechend verurteilt ihn das Gericht wegen Verletzung des Geheim- und Privatbereichs durch Aufnahmegeräte zu einer bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen an je 30 Franken.
Richter erklärt Freispruch
Nun äussert sich der Richter zu den einzelnen Fällen.
Fall 1: Travis soll die Frau während eines Fotoshootings aufgefordert haben, auf allen Vieren zu posieren. Dann soll er gegen ihren Willen mit den Fingern in sie eingedrungen sein und sie oral befriedigt haben.
Der Richter erklärt, es lägen keine Beweise vor, dass Travis Gewalt angewandt habe. Deshalb sei der Straftatbestand der sexuellen Nötigung nicht erfüllt.
Fall 2: Die Frau gab an, Travis habe sie vergewaltigt. Währenddessen sei ein zweiter Mann dazugekommen und habe sie genötigt, ihn oral zu befriedigen.
Die Frau wurde von der Privatklägerschaft ausgeschlossen.
Fall 3: Travis soll die Frau ohne Kondom vergewaltigt haben. Sie musste sich anschliessend in der Apotheke die Pille danach holen.
Der Richter sagt, die Frau habe keine Aussagen machen können, ob und wie genau die Frau sich gewehrt haben soll.
Fall 4: Dreimal soll der Influencer die Frau vergewaltigt haben. Sie sagt, sie sei in Schockstarre geraten.
Es seien gar keine Abwehrhandlungen des Opfers erkennbar.
Fall 5: Während eines Fotoshootings soll Travis den Tanga der Frau zur Seite geschoben und sie vergewaltigt haben.
Der Richter argumentiert gleich wie bei Fall 4.
Travis zeigt keine Reaktion
Travis sitzt reglos auf seinem Stuhl. Erleichterung ist ihm nicht anzusehen. Er hört den Ausführungen des Richters zu – ohne eine Reaktion zu zeigen.
Ohne Gewalt keine Vergewaltigung
Der Richter erklärt, man habe die Fälle nach altem Sexualstrafrecht beurteilen müssen. Demnach fehle die Voraussetzung der Gewaltanwendung.
Das bedeutet, die Opfer hätten sich wehren und Travis hätte sich darüber hinwegsetzen müssen. Oder er hätte die Frauen bedrohen müssen.
Nur wegen der heimlichen Videos verurteilt
Travis wird nur in einem Punkt schuldig gesprochen: wegen Verletzung des Geheim- und Privatbereichs durch Aufnahmegeräte. Das betrifft Fall 6.
Freispruch!
Der Richter verkündet: Freispruch! Travis wird der mehrfachen Vergewaltigung und sexuellen Nötigung freigesprochen.
Klägerin 2 von Verfahren ausgeschlossen
Der Richter begrüsst die Anwesenden. Zunächst erklärt der Richter, dass das Opfer im zweiten Fall von der Privatklägerschaft ausgeschlossen wird. Heisst: Travis kann für diese mutmassliche Tat nicht mehr verurteilt werden.
Travis im Gerichtssaal
In einem schwarzen Anzug betritt Travis den Gerichtssaal.
Travis the Creator (30) posiert gerne mit berühmten Fussballern. Auf Instagram zeigt sich der Zürcher Influencer lachend auf einer Party mit dem Engländer Jude Bellingham (22). Auf einem anderen Bild guckt er mit dem Brasilianer Vinicius Junior (25) cool in die Kamera. Beide spielen bei Real Madrid, dem spanischen Rekordmeister. Im spanischen Marbella schmeisst Travis auch Partys für die Reichen. Er hatte auf Instagram früher fast 50'000 Follower.
Richtig bekannt wurde der gebürtige Ghanaer aber nicht wegen Fotos mit Fussballstars, Partys oder Instagram-Reichweite. Sondern wegen eines Falls, der in den Medien breit kursierte: Travis soll Sexualverbrechen an jungen Frauen begangen haben.
«Tagi» machte Fall öffentlich
Nach einer mehrjährigen Recherche machte der «Tages-Anzeiger» die Hintergründe publik. Der Ghanaer habe Modeshootings organisiert und den Frauen so Karrierehoffnungen gemacht. Dabei sei es aber zu Missbrauch gekommen.
Wegen dieser Missbrauchsvorwürfe steht Travis ab Montag vor dem Zürcher Bezirksgericht. Die Vorwürfe sind massiv: mehrfache Vergewaltigung, mehrfache sexuelle Nötigung.
In der Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft steht, wie sich die vorgeworfenen Taten abgespielt haben sollen: Bei einem Unterwäsche-Fotoshooting im Jahre 2017 in der Stadt Zürich fordert Travis eine Frau auf, sich auf den Rücken zu legen. Sie tut es. Travis dringt mit zwei Fingern in sie ein und leckt sie anschliessend im Intimbereich, so die Anklage. Die junge Frau sagt «Nein» und mehrmals, er solle damit aufhören. Travis macht weiter.
Eine weitere Frau drängte er 2017 gegen ihren Willen zu Geschlechtsverkehr. Die Situation sei von der Frau «nicht gewollt» gewesen, die überrumpelte Frau in einer Schockstarre.
Anklage: Sex wider Willen
Ein weiterer Fall soll sich 2018 abgespielt haben – in einer Gemeinde im Kanton Zürich. Travis und eine andere Privatklägerin treffen sich, um ein künftiges Shooting oder Model-Casting zu besprechen. Der Beschuldigte legt sich neben die Frau, fasst sie an, heisst es in der Anklage. Die Frau sagt «Nein». Travis zieht ihre Unterhose runter und hält die Frau fest. Gemäss Anklage hat die Frau mindestens 20 Mal «Nein» zu seinen Handlungen gesagt. Der gebürtige Ghanaer lässt sich nicht abhalten. Er zog seine Hosen runter und «drang wie in einem Rausch ohne Kondom vaginal in die Geschädigte ein», so die Staatsanwaltschaft.
Die Fälle sind unerträglich zum Lesen. Die mutmasslichen Opfer sind sechs junge Frauen. Bei fünf von ihnen geht es um Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung. Gemäss der erwähnten Recherche des «Tages-Anzeigers» nur die Spitze des Eisbergs: Total 34 Frauen werfen dem Influencer Übergriffe vor.
Travis bestreitet Vorwürfe
In der Folge zeigen einige den Influencer an. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage. Travis The Creator beteuert, er sei unschuldig: Er habe sexuelle Handlungen nur einvernehmlich durchgeführt. Am 24. März 2025 hätte es am Bezirksgericht Zürich zum Prozess kommen sollen. Jedoch musste dieser verschoben werden: Das Arztzeugnis eines spanischen Psychiaters hatte Travis eine Verhandlungs-Unfähigkeit attestiert.
Klar ist: Travis The Creator wurde schon einmal wegen Schändung verurteilt, nachdem er einer Frau seinen Penis ungefragt in den Mund geschoben hatte. Die Verurteilung wurde gar vom Bundesgericht bestätigt.
Die Prozess-Verschiebung im Frühling war umstritten: Die Junge SVP des Kantons Zürich tobte. Präsidentin Naemi Dimmeler (25) schrieb damals: «Während Frauen und sogar Mädchen auf Gerechtigkeit warten, kann sich ein verurteilter Sexualstraftäter ungehindert ins Ausland absetzen und sich dem Prozess entziehen. Das ist an Absurdität nicht zu übertreffen.»
Kommt der Influencer diesmal?
Acht Monate sind seit dem ursprünglichen Termin vergangen. Am Montag soll der Prozess endlich stattfinden. «Es sind derzeit keine Anzeichen für ein Nichterscheinen des Beschuldigten ersichtlich», sagt Patrick Strub vom Zürcher Bezirksgericht am Freitag zu Blick.
Zu den Vorwürfen wollte der Angeklagte keine Stellung nehmen. Auch seine Verteidigerin antwortete nicht auf die Blick-Anfrage. Für den Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft fordert für Travis The Creator eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und einen Landesverweis von zwölf Jahren. Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt, Montag und Freitag. Blick tickert live aus dem Gerichtssaal.