Darum gehts
Das Baby ist erst wenige Tage alt, als seine Eltern von der schwerwiegenden Diagnose erfahren: Beide Nieren funktionieren nicht. Per Helikopter wird der kleine Lukas ins Kinderspital Zürich geflogen. Dort stellen die Ärzte eine weitere Diagnose: Eine Fehlbildung der Harnröhre belastete die Nieren zusätzlich. Beides ist nicht heilbar, aber therapierbar.
Für die Eltern beginnt ein Alltag zwischen Hoffen, Bangen und Organisieren. «Wir wollen für Lukas da sein, müssen uns aber auch um seinen zweijährigen Bruder kümmern – und natürlich arbeiten wir auch», sagt der Vater von Lukas, der anonym bleiben möchte. Die Familie wohnt im Kanton Aargau. Um alles zu bewältigen, pendeln sie täglich zwischen Kispi, Wohn- und Arbeitsorten.
Über 600 Franken für das Parkieren beim Kinderspital Zürich
Das geht nur mit dem Auto. Die Eltern stehen um vier Uhr morgens auf, fahren jeden Tag zweimal nach Zürich und parkieren im neuen Parkhaus des Kispi, um ein paar Stunden bei Lukas zu verbringen. «Wir wollen ihm die Geborgenheit und Aufmerksamkeit schenken, die für ihn jetzt überlebenswichtig ist», sagt sein Vater.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Diese Aufmerksamkeit kostet nicht nur Kraft, sie geht auch ins Geld: 20 bis 24 Franken müssen die Eltern jeden Tag dem Kispi zahlen, damit sie dort parkieren dürfen. Pro Monat kommen so über 600 Franken zusammen. «Uns ist klar, dass Parkieren etwas kosten muss. Aber solche Beträge sprengen wohl das Budget vieler Familien.»
Eine Monatskarte? Gibt es nicht. Eine andere Ermässigung? Auch nicht. Die Konsequenz: Familien mit weniger Geld können sich die Besuche bei ihrem Kind kaum leisten.
Auf der Website des Kispi entdecken die Eltern eine Regelung, die sie besonders schmerzt: Eltern von halbprivat oder privat versicherten Kindern dürfen beim Kispi gratis parkieren, heisst es dort. «Das diskriminiert sozial Schwächere. Sie können ihr Kind seltener besuchen, weil ihnen das Geld dafür fehlt», kritisiert der Vater von Lukas.
«Wir verstehen die Belastung, die regelmässige Besuche mit sich bringen können – auch finanziell», sagt Lisa Horrer, Sprecherin des Kinderspitals. Doch bei der Anzahl der Parkplätze und deren Bewirtschaftung sei man an Vorgaben des Kantons und der Stadt Zürich gebunden.
Das Kispi empfiehlt, mit dem Tram zu kommen
Das Kispi empfiehlt Angehörigen, wenn immer möglich auf die gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmittel auszuweichen. «Wir sind uns aber gleichzeitig bewusst, dass die Anreise mit dem Auto für viele Eltern die praktikabelste Lösung ist», so die Sprecherin.
Für die Eltern von Lukas ist der ÖV keine Option. «Wenn wir in Zürich wohnen würden, könnten wir natürlich mit dem Tram ins Spital fahren. Aber das Kispi hat nun mal ein viel grösseres Einzugsgebiet. Für uns wäre es unmöglich, zwei Besuche pro Tag, die Arbeit und die Betreuung eines weiteren Kindes mit dem ÖV zu organisieren.»
Kispi überprüft Parkplatzregime
Eine Vereinbarung zwischen dem Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) und den Krankenkassen regelt Vergünstigungen für Zusatzversicherte, darunter das kostenlose Parkieren. Die meisten Regionalspitäler und auch das Kispi haben sich der Vereinbarung angeschlossen.
Doch nicht alle erwähnten Vergünstigungen sind zwingend, wie ein Sprecher des VZK betätigt. Dazu gehören auch die Gratis-Parkplätze für Zusatzversicherte. Das Kispi könnte also eine andere Preispolitik festlegen, zum Beispiel mit vergünstigten Mehrtageskarten für Allgemeinversicherte.
Das Kispi hat das Problem erkannt: «Es laufen aktuell Abklärungen, um allfällige Entlastungen für Eltern zu ermöglichen», sagt die Spitalsprecherin gegenüber dem Beobachter. Wie eine alternative Lösung aussehen könnte, ist allerdings noch unklar.