Darum gehts
Rosmarie Nellen, 39, litt an einem Fersensporn, einem kleinen Knochenauswuchs am Fersenbein. Für Betroffene bedeutet das oft starke Schmerzen in der Fusssohle. Die Baslerin, die eigentlich anders heisst, bekam deshalb neun Physiotherapiebehandlungen verordnet. Die Beschwerden gingen daraufhin zwar zurück, ganz schmerzfrei wurde sie aber nicht.
So verschrieb ihr der Arzt im vergangenen Herbst nochmals neun Physiotherapiesitzungen – und dazu eine sogenannte medizinische Trainingstherapie (MTT). Dabei absolvieren Patientinnen und Patienten ein Training an Geräten, das auf ihre Beschwerden abgestimmt ist. Zuerst unter Anleitung eines Physiotherapeuten, später weitgehend selbständig.
Training nach elf Einheiten beendet
So war es auch bei Rosmarie Nellen, die dafür das Basler Physio- und Fitnesszentrum Corposana aufsuchte. «Das Training tat mir gut, die Schmerzen liessen schnell nach», sagt sie zum Beobachter. Weil sie damals sehr viel um die Ohren hatte und auch noch umzog, besuchte sie das Training aber bald nur noch unregelmässig. Schliesslich beendete sie die Therapie nach elf Einheiten. Geplant waren 36 Trainingseinheiten innerhalb von drei Monaten.
Es scheint wie ein Naturgesetz: Im Herbst fallen die Blätter und die Krankenkassenprämien steigen. Mit dem Prämienticker unternimmt der «Beobachter» etwas dagegen: Er recherchiert und publiziert Missstände im Gesundheitswesen, benennt die Verantwortlichen und fordert Lösungen von den Entscheidern.
Es scheint wie ein Naturgesetz: Im Herbst fallen die Blätter und die Krankenkassenprämien steigen. Mit dem Prämienticker unternimmt der «Beobachter» etwas dagegen: Er recherchiert und publiziert Missstände im Gesundheitswesen, benennt die Verantwortlichen und fordert Lösungen von den Entscheidern.
Als sie Anfang Jahr die Rechnungskopie erhielt, machte Nellen aber grosse Augen. Das Physio- und Fitnesszentrum Corposana verrechnete der Krankenkasse Assura alle 36 Trainings, ungeachtet dessen, wann und wie oft sie tatsächlich im Fitnesszentrum war.
Gemäss der Rechnung soll die Patientin über eineinhalb Monate an jedem Tag ein Training absolviert haben – ausser sonntags. «Das stimmt natürlich überhaupt nicht», sagt Nellen.
Als sie beim Therapiezentrum reklamierte, wollte dieses den Fehler anfänglich nicht korrigieren. Corposana bot ihr an, sie könne die nicht absolvierten Trainingseinheiten «kostenlos» nachholen. Doch Nellen sah keinen Bedarf, sondern kritisierte, dass das Physiotherapiezentrum ihrer Krankenkasse 25 Trainings verrechnet habe, die gar nie stattgefunden hätten. «Das kann doch nicht sein. Wenn die Krankenkassen zu viel bezahlen, fällt das auch auf die Prämienzahler zurück.»
«Fälschlicherweise in Rechnung gestellt»
Erst als sie ihre Krankenkasse Assura informierte und diese bei Corposana zweimal intervenierte, kam Bewegung in die Sache. Dem Beobachter teilt das Basler Physio- und Fitnesszentrum mit: «Weil in unserem System die vereinbarten Behandlungen bereits eingetragen waren, wurden diese fälschlicherweise gesamthaft in Rechnung gestellt.»
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Corposana spricht von einem «Versehen». «Wir haben uns bei der betreffenden Patientin entschuldigt.» Der zu viel verrechnete Betrag werde der Krankenkasse rückerstattet.
Bei der Krankenkasse Assura fiel die Rechnung mit den 36 fast täglich durchgeführten Trainings nicht auf. Die Krankenkasse betont, sie führe «ständig Kontrollen anhand bestimmter Kriterien durch, insbesondere in Bezug auf die Anzahl der Sitzungen». Weil aber das fragliche Physio- und Fitnesszentrum jeden Tag geöffnet habe, hätte das Training theoretisch auch tatsächlich wie aufgelistet durchgeführt werden können.
Deshalb ist Kontrolle durch Patienten wichtig
Corposana stellt vehement in Abrede, dass auch in anderen Fällen den Krankenkassen nicht besuchte Trainings verrechnet würden: «Dieses Versehen ist uns zuvor noch nie passiert und hat sicher nicht System.»
Die Krankenkasse Assura betont: «Wie der vorliegende Fall zeigt, kann nur die versicherte Person bestätigen, welche Behandlungen tatsächlich durchgeführt wurden.» Deshalb ermutige man die Kunden, ihre Rechnungen zu überprüfen und mögliche Fehler zu melden.