Darum gehts
- Frau verliert Tausende Franken bei Akne-Behandlung in Zürcher Kosmetikgeschäft
- Kosmetikgeschäft nutzt aggressive Verkaufstaktiken und irreführende Versprechungen
- Zwei Frauen berichten von negativen Erfahrungen, eine zahlte fast 7000 Franken
Elena M.* (33) aus Winterthur ZH wollte ihre Akne loswerden. Sie erhoffte sich strahlende Haut, verlor jedoch tatsächlich mehrere Tausend Franken.
«Das war eine unglaublich schlimme Erfahrung», sagt sie gegenüber Blick. Vor zwei Jahren besuchte sie das Kosmetikgeschäft Élévatione Time Stops in der Zürcher Innenstadt. Es gehört zu einem umstrittenen Netzwerk von Beautyshops. Über eine Instagram-Werbung hatte sie dort eine günstige Gesichtsbehandlung für 54 Franken gebucht.
«Er hat meinen wunden Punkt erwischt»
Am Termin behandelte sie einer der Geschäftsinhaber persönlich. Als er ihre Akne sah, machte er ihr Hoffnung. Seine Lösung: ein Gerät mit blauem, rotem und grünem LED-Licht. «Er war der beste Verkäufer. Er hat meinen wunden Punkt erwischt», berichtet Elena M. Sie sagte ihm, dass sie kein Geld dafür habe. Darauf meinte er, sie könne in Raten bezahlen – und er gebe ihr zehn Gratis-Gesichtsbehandlungen dazu. «Er meinte: 200 Franken pro Monat sollten doch möglich sein, damit ich nie mehr diese Akne habe», so die Winterthurerin.
Noch im Behandlungszimmer liegend, stimmte sie dem Kauf zu. Dann ging es schnell: «Er holte einen Champagner heraus, um dies zu feiern, und schenkte mir wahllos noch ein paar Cremen dazu.» Erst an der Kasse sah sie den Totalbetrag von 5000 Franken. Da habe sie sich nicht mehr getraut, einen Rückzieher zu machen.
Akne verschlimmert sich
Hoffnungsvoll wendete Elena M. das Gerät zu Hause an. Genau so, wie es ihr im Shop erklärt worden war. Doch ihr Hautbild wurde schlimmer: «Ich bekam Ausschläge und stärkere Akne», sagt sie.
Die kostenlosen Behandlungen im Kosmetikgeschäft waren ebenfalls nicht zufriedenstellend. «Die Mitarbeiterin hatte keine Ahnung», sagt M. Trotzdem wurde ihr an einem dieser Termine ein zweites Gerät gegen Falten angedreht. Kosten: 2000 Franken – ebenfalls auf Ratenzahlung.
Als sich ihr Hautbild drei Monate später nicht gebessert hatte, nahm sie die Geräte genauer unter die Lupe – und merkte: «Ich wurde verarscht. Sie sehen aus wie Spielzeuge mit Lichtern.» Auch zwei Jahre später wird sie emotional, wenn sie darüber spricht.
Nach einer erfolglosen Reklamation leitete sie mithilfe einer Anwältin rechtliche Schritte gegen die laufenden Verträge ein – und hatte Glück: Die erste Rechnung von 5000 Franken wurde vom zuständigen Finanzinstitut storniert. Bei der zweiten Rechnung von 2000 Franken klappte dies nicht. M. zahlte den Betrag zwei Jahre lang ab.
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«Alles wirkte sehr unprofessionell»
Weniger Ärger hatte die Zürcherin Anne F.* (30). Sie wehrte sich bereits im Laden gegen einen Produktkauf. Im letzten April hatte auch sie über eine Instagram-Werbung eine Gesichtsbehandlung für 49 Franken gebucht. Im selben Zürcher Shop – der inzwischen den Namen Premier Dead Sea trägt.
Die Behandlung in einem schmuddeligen Raum sei eher «ein Verkaufsevent» gewesen. «Alles wirkte sehr unprofessionell», sagt F. Der Mitarbeiter habe sie nonstop mit Informationen vollgequatscht und sie über ihre Lebensumstände ausgefragt. «Entspannen konnte ich mich definitiv nicht», so die 30-Jährige. Während die Cremes einwirkten, habe er mehrmals den Raum verlassen.
Weil ihr die Situation komisch vorkam, warf F. in der Wartezeit einen Blick auf die Google-Bewertungen. «Mir war sofort klar, dass ich gescammt wurde», sagt sie.
Als sie dem Verkäufer klarmachte, dass sie nichts kaufen wolle, habe er sie kaum mehr angesehen. Sie sei froh, dass sie mit den 49 Franken für die unerfreuliche Behandlung glimpflich davongekommen sei. Sie sagt: «Für das, was ich dort bekommen habe, war sogar dieser Betrag zu hoch.»
*Namen bekannt