Darum gehts
- Kosmetik-Shops locken Kunden mit vergünstigten Behandlungen
- Ehemalige Mitarbeiter warnen vor aggressiven Verkaufstaktiken in den Kosmetik-Shops
- Rechnungen von über 10'000 Franken für Kosmetikprodukte wie LED-Geräte oder Cremen
Mitarbeiter warten vor dem Ladeneingang, locken mit Müsterli Passantinnen in den Beauty-Laden. Dort servieren sie Sekt und versuchen, den Kundinnen teure Kosmetikprodukte wie LED-Masken oder Cremen anzudrehen. Die Kosten dafür liegen teilweise bei mehreren Tausend Franken.
Ein Schweizer Shop-Netzwerk mit ständig wechselnden Namen ist in den letzten Monaten mehrmals negativ aufgefallen. Die SRF-Sendung «Kassensturz» berichtete etwa über aggressive Verkäufer und gemäss einem Dermatologen wenig wirkungsvolle Kosmetikprodukte.
Jetzt packen ehemalige Mitarbeitende aus und warnen vor einer Abzockmasche. Eine von ihnen ist Stella S.*, die fast ein Jahr lang für eines der Geschäfte tätig war.
So funktioniert die Kosmetik-Masche
«Es ist schrecklich, was im Hintergrund alles abläuft», sagt sie. Etwa mit angeblich vergünstigten Gesichtsbehandlungen werben die Geschäfte auf Social Media und holen so Kundinnen in ihre Läden. Kommuniziert werde hauptsächlich auf Englisch. Viele der Mitarbeiter kämen aus dem Ausland und sprächen kaum Deutsch. Teilweise hätte das Shop-Personal keine Ausbildung für kosmetische Behandlungen, erklärt Stella S. «Ich hätte mich niemals selbst dort behandeln lassen.»
Hinter dieser Masche stecken offenbar drei Unternehmer aus den Regionen Zürich und Zug. Sie führen die Firmen DM Retail AG, MDM SPA und Lifestyle GmbH sowie drei weitere Unternehmen.
Die Firmen betreiben schweizweit Beauty-Geschäfte mit Namen wie Iconique Skin, Opatra London, Skin Heaven oder Premier Dead Sea. «Es geht nur um Geld, Umsatz und Abzocke», sagt die Insiderin. «Sobald einer der Shops nicht läuft oder zu viele negative Google-Bewertungen hat, wird er geschlossen und unter anderem Namen neu eröffnet.» Dabei blieben die Ladenlokale oft dieselben.
Besuch bei Züri Skin
Dies bestätigt ein Augenschein vor Ort. Blick will in der Zürcher Innenstadt einen Iconique-Shop aufsuchen. An der Seidengasse 18 befindet sich zwar nach wie vor ein Kosmetikgeschäft, dieses heisst allerdings nun Züri Skin.
Bereits vor dem Ladeneingang wird Blick von einer Verkäuferin angesprochen. Sie hätten erst Mitte September neu eröffnet, erzählt sie. Es handelt sich um dasselbe Ladenlokal, in dem vor wenigen Wochen noch das Iconique-Logo hing. Auch beim Instagram-Auftritt wurde nur der Kontoname geändert. In einem der Behandlungszimmer von Züri Skin liegt eine LED-Maske mit dem früheren Logo.
Rechnungen von über 10'000 Franken
Das Netzwerk sei kompliziert, sagt die Ex-Mitarbeiterin Stella S. «Vermutlich gibt es noch mehr Shops unter anderen Namen, von denen auch ich nichts weiss.»
Die drei von Blick kontaktierten Ex-Mitarbeitenden erzählen von Telefonisten, die dafür angestellt seien, möglichst viele Kundentermine zu vereinbaren. Die gefragtesten Kundinnen seien ältere Frauen oder Ausländerinnen.
Die Produkte sind eher teuer, die Preise dabei variabel: «Basierend auf zuvor abgefragten Informationen wie Alter, Job oder Arbeitgeber erhalten die Kundinnen unterschiedliche Preisangebote – für genau dieselben Produkte», sagt Stella S. Manchmal habe sie Rechnungen von über 10'000 Franken für LED-Geräte und Cremen gesehen. «Ich war geschockt. Die Kundinnen taten mir leid.» Viele von ihnen hätten Kaufverträge auf Ratenzahlungen unterschrieben – ohne zu begreifen, worin genau sie sich verstrickten.
Ärztin rät von Produkten ab
Rosalia Luketina, Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie, zweifelt die Wirkung von kosmetischen LED-Geräten für den Heimgebrauch an: «Solche Geräte ersetzen keine professionellen, medizinischen Behandlungen. Wenn es um tiefe Falten, Narben oder ausgeprägte Pigmentstörungen geht, stossen die LED-Geräte an ihre Grenzen.» Die Eindringtiefe und Intensität seien nicht ausreichend, die Langzeiteffekte seien unklar.
In Bezug auf hochpreisige Gesichtspflege mahnt Luketina ebenfalls zur Vorsicht: «Nicht alles, was teuer ist, ist auch wirklich viel besser.» Bei teuren kosmetischen Cremen zahle man meistens für den Markennamen und nicht für die Inhaltsstoffe, auf die es ankomme.
Dermatologe verrät, was wirklich gegen Falten hilft
Viele negative Google-Bewertungen
Nach dem Besuch im Beauty-Studio hätten viele Kundinnen reklamiert, erinnern sich ehemalige Mitarbeitende. «Einige klagten über kaputte oder bereits geöffnete Produkte», sagt Stella S. Andere hätten Kosmetikgeräte mit ausländischen Steckern erhalten. Anstatt Verständnis zu zeigen, seien die Shopverkäufer oft aggressiv geworden, so die Insiderin.
Weil sich negative Google-Rezensionen häuften, würden Mitarbeitende, Freunde und Bekannte sowie die Betreiber des Firmennetzwerks selbst eingreifen. Stella S.: «Sie schreiben sich gegenseitig positive Bewertungen.»
Auf Blick-Anfrage bestätigen die Inhaber dies, betonen aber: «Die überwiegende Mehrheit der Bewertungen stammt von echten Kunden.» Wie in vielen Branchen sei es nicht ungewöhnlich, dass auch Mitarbeiter oder Bekannte ihre Erfahrungen teilten.
«Klinisch geprüfte Technologien»
Alle weiteren Vorwürfe bestreiten die Verantwortlichen. Sie betonen: «Es handelt sich nicht um willkürliche Online-Gadgets, sondern um klinisch geprüfte, CE-zertifizierte Technologien.» Die Qualität der Geräte basiere auf jahrelanger wissenschaftlicher Forschung. «Wir stehen voll und ganz hinter jedem unserer Produkte.»
Die Verantwortlichen betonen, dass die Mehrheit ihrer Kunden zufrieden sei: «In Einzelfällen ändern Personen nach einem Kauf ihre Meinung und versuchen, sich als Opfer darzustellen.» Die häufigen Namensänderungen der Shops erklären sie mit Änderungen von Vertriebsrechten der Produkte.
* Name geändert
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