Darum gehts
Jahrelang haben die Zweitwohnungsbesitzer auf der Fiescheralp VS Schulter an Schulter gekämpft. Sie haben sich gegen die Gemeinde und die Tourismusorganisation gestellt. Wegen der Abrechnung der Kurtaxen sind sie bis vor Bundesgericht gezogen – und haben 2022 teilweise recht erhalten.
Doch nun zieht sich ein Riss durch die Reihen der Zweitwohnungsbesitzer. Dabei geht es ums Geld.
Auf der einen Seite stehen die Wohnungsbesitzer, die ihre Liegenschaft selber nutzen. Ihnen gegenüber stehen jene, die ihre Immobilien gewerblich vermieten. Denn: Vermieter von Airbnb und Co. werden in der aktuellen Kurtaxen-Praxis massiv bevorzugt.
«Das ärgert mich masslos»
Mittendrin steht Peter Koch (75). Koch ist seit 24 Jahren der Präsident der IG Fiescheralp, die die Interessen der Zweitwohnungsbesitzer auf der Fiescheralp vertritt. Der Mann aus Muhen AG sagt zu Blick: «Ich musste meine eigenen Leute sauer machen. Das ärgert mich masslos.»
Schuld an Kochs Dilemma ist die Gemeinde Fiesch. «Seit drei Jahren ist die nicht in der Lage, die Kurtaxen richtig einzukassieren», sagt sich der IG-Präsident. «Im Moment zahlen alle Zweitwohnungsbesitzer dieselben Pauschalen – egal ob sie gewerbsmässig vermieten oder gar nicht, so wie ich.»
Ferienwohnungsbesitzer gespalten
Die Folgen: In den letzten Monaten sind Mitglieder aus der IG ausgetreten. Wie viele genau, mag der Präsident nicht sagen. Die einstige Einigkeit scheint dahin.
Wie umstritten die Kurtaxen-Praxis unter den Zweitwohnungsbesitzern ist, zeigt die entsprechende Abstimmung an der letzten Versammlung der IG. Nur eine hauchdünne Mehrheit stimmte für Kochs Plan, bei der Gemeinde mit einem Schreiben zu intervenieren – gegen die finanziellen Interessen der Airbnb-Vermieter unter den Mitgliedern.
«Das ist nicht fair»
Gemäss Gesetz richtet sich bei den Zweitwohnungsbesitzern die Pauschale nach der Anzahl der Betten und Zimmergrösse, die sie in ihren Wohnungen haben. Dies aber nur, sofern sie nicht mehrheitlich an Gäste vermieten. Ist dies der Fall, müssten sie eigentlich, wie Hotels auch, die Taxen pro Übernachtung und Person erheben und an die Gemeinde weitergeben. «Genau das passiert bei uns aber nicht, obwohl das Bundesgericht seit 2022 zweimal so entschieden hat», sagt Koch und fügt an: «Das ist nicht fair und nicht richtig. Deshalb die Intervention.»
Die finanziellen Konsequenzen daraus sind gross. Koch verweist auf ein fiktives Beispiel: Ein Zweitwohnungsbesitzer, der seine 3,5-Zimmer-Immobilie gewerblich vermiete, könne dank der Nachlässigkeit der Gemeinde schnell einmal bis zu 2000 Franken pro Jahr sparen, so Koch. «Das kann nicht sein.»
Verlust für die Gemeinde
Das nicht einkassierte Geld fehlt selbstredend auch in der Kasse der Gemeinde respektive der Tourismusorganisation. «Das sind Tausende Franken, die nicht einkassiert werden», sagt Koch. «Ich verstehe nicht, warum man seit dem ersten Bundesgerichtsurteil im Jahr 2022 dem Treiben zuschaut.»
Koch verlangt deshalb, dass die Gemeinde das System ändert und bei gewerbsmässig vermietenden Zweitwohnungsbesitzern richtig einkassiert.
«Wir reiben uns intern auf»
Trotz des internen Ärgers ist er überzeugt, dass die Entscheidung richtig war. «Wir haben immer ein faires System und eine korrekte Abrechnung der Taxen gefordert, das gilt natürlich auch für uns selbst», sagt er.
Von der Gemeinde Fiesch hat Koch bislang noch nichts gehört. Er sagt: «Das bisherige System muss aber schnell geändert werden, denn so verstösst die Gemeinde gegen Urteile des Bundesgerichts, und wir reiben uns intern auf.»
Gemeindepräsident: «Anliegen ist uns bekannt»
Bruno Margelisch (60), Gemeindepräsident von Fiesch, sagt auf Blick-Anfrage: «Die Gemeinde hat das Schreiben der IG Fiescheralp erhalten und wird zu gegebenem Zeitpunkt darauf eingehen. Das darin formulierte Anliegen ist uns bekannt.»
Die Gemeinde halte sich an die gesetzlichen Vorgaben und nehme deren Interpretation gemäss den Entscheiden des Bundesgerichts ernst. «Die Themen sind komplex, und die Erarbeitung tragfähiger Lösungswege ist entsprechend zeitaufwendig», so Margelisch weiter.
Heisst: Die Kurtaxendiskussion auf der Fiescheralp wird wohl auch diese Wintersaison überdauern.