Darum gehts
- Bundesrichterin blockiert Ausschluss ausländischer Studierender an Harvard vorerst
- Trump-Regierung wirft Harvard Förderung von Gewalt und Antisemitismus vor
- 6800 ausländische Studierende aus über 100 Ländern wären betroffen
Manche Studierende dürften am Freitag erleichtert aufgeatmet haben: Eine Bundesrichterin hatte das Vorhaben der Trump-Regierung, Ausländerinnen und Ausländer von der Eliteuniversität bei Boston auszuschliessen, vorerst blockiert. Harvard hatte umgehend gegen den Beschluss geklagt.
Am Donnerstag hatte Kristi Noem (53), die Ministerin für Innere Sicherheit der USA, in einem Schreiben bekannt gegeben, die Aufnahme von ausländischen Studierenden zu stoppen. Auch bereits immatrikulierte Personen hätten die Universität verlassen müssen, ansonsten hätten sie ihr Visum verloren.
Antisemitismus-Vorwürfe
Die US-Regierung begründete diesen Schritt mit der Behauptung, Harvard fördere Gewalt und Antisemitismus und arbeite mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen. Es war eine weitere Eskalation in Trumps Kampf gegen die Universität, der schon zur Streichung von rund vier Milliarden Dollar an Fördermitteln geführt hatte. Bereits in der Vergangenheit hatte der Präsident der Hochschule vorgeworfen, zu wenig gegen Antisemitismus vorzugehen und politisch voreingenommen zu sein.
Sollte das Verbot in Kraft treten, wären etwa 6800 ausländische Studierende aus mehr als 100 Ländern betroffen. Sie machen mehr als ein Viertel der rund 25’000 eingetragenen Studierenden aus. Darunter sind auch Schweizerinnen und Schweizer: Derzeit sind 32 Studierende aus der Schweiz in Harvard eingeschrieben. Darunter auch solche der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich.
ETH in Kontakt mit Studierenden
Die ETH ist die einzige Schweizer Universität, die ein Partnerabkommen mit Harvard unterhält. Wie sie auf Anfrage schreibt, verfolge man die jüngsten Entwicklungen in den USA «mit wachsender Besorgnis». Derzeit seien rund 22 ETH-Studierende potenziell von den angepassten Visa-Bestimmungen betroffen. 20 befänden sich derzeit vor Ort oder stünden kurz vor dem Antritt eines selbst organisierten Aufenthalts für eine Studienarbeit. Zwei von ihnen planten, im Herbstsemester ein Austauschsemester in Harvard zu absolvieren.
Man stehe «in engem Kontakt mit den betroffenen Studierenden» und würde deren individuelle Situation begleiten. Und weiter: «Was die neusten Entwicklungen in den USA und bezüglich Harvard für die einzelnen Studierenden und die ETH Zürich konkret bedeuten, können wir im Moment noch nicht abschätzen.»
Auch EPFL und HSG betroffen
Das Westschweizer Pendant der ETH, die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) unterhält ein Fellowship-Programm mit Harvard. Dieses ermöglicht jährlich bis zu fünf EPFL-Studierenden, an der Harvard Medical School zu forschen. Auf Anfrage lässt die Hochschule verlauten, dass sie noch keine Auskunft zur Situation der Studierenden geben könne.
Harvard ist zwar keine Partneruniversität der Hochschule St. Gallen (HSG), zwischen den beiden besteht aber ein sogenanntes Freemover-Programm. Gegenüber SRF sagte die Hochschule, dass sieben Studierende dieses im Frühjahrssemester 2025 genutzt hätten. Für das Herbstsemester würden zwölf Anmeldungen für einen Austausch vorliegen.
Noch schützen die Gerichte die ausländischen Studierenden. Ob die zwölf HSGler nach Harvard können und wie es für die Tausenden anderen internationalen Studierenden weitergeht, bleibt jedoch ungewiss. Die ETH ist derweil nicht nur besorgt um ihre Studierenden: Würde der internationale Austausch ausbleiben, so sieht die Hochschule auch die Innovationskraft der Wissenschaft sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz gefährdet.