Wegen Kraftwerksturbinen
Alle Jahre wieder: Tote Aale im Rhein

Im Rhein schwimmen wieder tote, verstümmelte oder verletzte Aale. Die Fische werden auf ihrer Wanderung flussabwärts Opfer der Kraftwerksturbinen. Die Tragödie wiederholt sich jedes Jahr, wie die Umweltorganisation Aquaviva am Mittwoch schreibt.
Publiziert: 17.02.2021 um 13:17 Uhr
In einer Kraftwerksturbine zerstückelt: Tote Aale bei Rüdlingen SH.
Foto: Aquaviva

Die Organisation verlangt deshalb, dass die Wasserkraftwerke endlich die gesetzlichen Sanierungsvorgaben zur Fischgängigkeit umsetzen. Das Aalsterben beweise jährlich, dass die Kraftwerkbetreiber dem Gesetz nicht nachkämen.

Der Auftrag für die Fischgängigkeit besteht gemäss Aquaviva seit 2011. Umgesetzt sein muss er bis 2030. Die aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Umwelt (Bafu) aus dem Jahr 2018 zeigen, dass bisher erst 1,7 Prozent der sanierungspflichtigen Anlagen fischgerecht sind.

Aquaviva verlangt, dass zum Schutz der Aale und anderer Wanderfische die Sanierung beschleunigt wird und technische Lösungen für den Fischabstieg bei Grosskraftwerken entwickelt werden.

Von dem Problem mit den Kraftwerken sind alle Wanderfische betroffen. Der Aal mit seinem langen Körper ist beim Schwimmen durch die Turbinen aber besonders gefährdet. Zudem sind die Tiere vom Aussterben bedroht.

Auf ihrer bis zu 6000 Kilometer langen Wanderung aus dem Bodensee zurück ins Meer müssen die Aale zuerst die Kraftwerke Schaffhausen und Rheinau ZH passieren. Zwar sind die Betreiber um Lösungen bemüht, räumt Aquaviva ein. Bund und Kantone hätten es aber versäumt, ihnen die technischen Lösungen aufzuzeigen und auf deren Umsetzung zu drängen.

Die Aale wandern meist in den Wintermonaten vom Süss- zurück ins Salzwasser. Dabei müssen in sie auf ihrem bis zu 6000 Kilometer weiten Weg mehrere Kraftwerke passieren. Im Gegensatz zu kleineren Kraftwerken bestehen bei den Grosskraftwerken noch keine Lösungen für den Fischabstieg. Den Tieren bleibt nur der oft verhängnisvolle Weg durch die Turbinen.

Europäische Aale laichen im Salzwasser der Saragossasee in der Nähe der Bahamas. Die dort geschlüpften Larven brauchen etwa drei Jahre, um an die europäischen Küsten zu gelangen.

Rund 100 Kilometer vor der Küste wandeln sie sich in sieben Zentimeter lange Glasaale. Diese schwimmen im Frühling in grossen Schwärmen durch die Flüsse in ihre heimatlichen Binnengewässer im Landesinnern. In dieser Phase heissen sie Steig- oder wegen der Färbung Gelbaale.

In den Heimatgewässern wachsen sie zur vollen Grösse heran, bis die männlichen Tiere mit sechs bis neun und die weiblichen mit zwölf bis 15 Jahren geschlechtsreif sind. Dann wandern sie in den Wintermonaten ohne Nahrungsaufnahme durch die Flüsse in die Saragossasee zurück.

Während dieser Zeit bilden sich die Verdauungs- zugunsten der Geschlechtsorgane zurück. Die Augen werden grösser, die Farbe wechselt von grün-braun zu silbrig-grau. Auch die Kiemen passen sich ans Salzwasser an. Zwischen Irland und den Bahamas sind sie auf 1300 Kilometern eigentlich zu langsam unterwegs, um die Saragossasee innerhalb eines Jahres zu erreichen.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass sie für den Rest der bis zu 5000 Kilometer langen Strecke Meeresströmungen nutzen. Einmal angekommen laichen die Aale und sterben.

(SDA)

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