Darum gehts
- Tausende Schweizer fahren nach dem Tanken ohne zu bezahlen davon
- Videoüberwachung und klare Abläufe helfen, Benzindiebstähle zu verhindern
- Im Kanton Waadt gibt es jährlich 10'000 Fälle von Benzin-Klau
Jedes Jahr fahren Tausende Autofahrer nach dem Tanken davon, ohne zu bezahlen. Das Phänomen scheint verbreitet: Schweizweit werden jährlich 70'000 Fälle von Benzin-Klau gemeldet, wie «24 heures» berichtet. Der Kanton Waadt steht mit 10'000 Fällen zuoberst auf der Liste.
Die hohe Zahl im Westen hängt laut dem Bericht vor allem damit zusammen, dass auf die Fläche gerechnet viele Tankstellen kein Vorauszahlungssystem nutzen. Besonders Autobahnstandorte wie Bursins VD sind stark betroffen, da sie viel Transitverkehr bieten. Auch die Nähe zur französischen Grenze spielt eine Rolle, da Betrüger sich schnell ins Ausland absetzen können.
Das sagen Tankstellen-Chefs
Blick hat bei grossen und kleinen Deutschschweizer Tankstellenbetreibern nachgefragt, wie sie die Situation erleben.
Michael Knobel (44), der die Etzelpark-Tankstellen betreibt, erklärt, dass er solche Fälle ebenfalls kenne. Jedoch in weit geringerem Ausmass. «Ich betreibe lediglich zwei Tankstellen mit Shop, bei denen kein Vorauszahlungssystem besteht. Da kommt ein Benzindiebstahl ungefähr ein- bis zweimal pro Monat vor», so Knobel.
«Wir gehen konsequent dagegen vor»
«In diesen Fällen arbeiten wir mit einer Inkasso-Firma zusammen, die dem fehlenden Geld nachgeht.» Bei den grossen Firmen tönt es ähnlich: Die Firmen erstatten systematisch Strafanzeige, sobald die Videoüberwachung ein Kennzeichen erkennt. Ein Sprecher von Socar erklärt gegenüber «24 heures»: «Wie alle Betreiber sehen auch wir in der ganzen Schweiz einzelne Fälle von Benzindiebstahl. Wir gehen konsequent gegen solche Vorfälle vor – unterstützt von einem spezialisierten Partner.»
Bei den meisten «Tätern» steckt laut Knobel jedoch keine bewusste Absicht hinter dem Verhalten. Dies kann auch mit dem Betriebsablauf zusammenhängen. Bei Tankstellen mit Shop sind die Kartenterminals nachts aktiviert, werden tagsüber jedoch wieder ausgeschaltet. «Immer wieder kommt es vor, dass jemand die Karte hinhält und meint, damit sei der Tankvorgang bezahlt», führt Knobel aus.
«Dann kann man schnell reagieren»
Das A und O, um solche Fälle zu verhindern, sei eine gute Videoüberwachung, die auch Kennzeichen erkennen kann. «Mittels Aufnahmen, bei denen die Kennzeichen gut zu erkennen sind, kann man schnell reagieren.» In seinem Fall habe die Kombination aus Nähe, klaren Abläufen und funktionierender Überwachung dazu geführt, dass Benzindiebstähle selten vorkommen.
Die Coop Pronto AG erklärt auf Anfrage: «Wir haben keinen Anstieg an Wegfahrern festgestellt.» Die Tankstellen werden mittels Videoanlagen überwacht.
Skimming-Fälle in der Schweiz?
Es gibt auch andere Maschen, die Betrüger an Tankstellen anwenden. Ein Beispiel ist das sogenannte Skimming. Dabei versuchen Kriminelle, Kartenlesegeräte zu manipulieren, um Daten von Karteninhabern abzugreifen. Die Geräte sollten deshalb regelmässig kontrolliert werden. Bei Knobel gab es bisher glücklicherweise noch keine Skimming-Fälle. «Wir bleiben aber wachsam», so der Schweizer.
Auch die Coop Pronto AG kennt das Phänomen aus dem Alltag nicht: «Uns sind keine Manipulationen bekannt. Die Zapfsäulen der Coop-Tankstellen werden regelmässig gewartet und gereinigt und nach ihrer Funktionstüchtigkeit kontrolliert.»