Die Sommerferien stehen vor der Tür. Wer nun aber wieder weiter wegwill, muss dieses Jahr meist tiefer in die Tasche greifen als noch 2022. SonntagsBlick hat herausgefunden, weshalb die Preise gestiegen sind, wo man noch günstig Ferien machen kann und wie Sie allenfalls noch günstige Zimmer ergattern können.
Der Reisehunger ist nach dem Abklingen der Corona-Pandemie gewaltig. Doch die grosse Nachfrage treibt die Preise nach oben. Die Branche geht für 2023 von einem Rekordjahr aus. Beliebte Hotels mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sind seit Monaten ausgebucht. Manche Herbergen, etwa in Rom, kosten doppelt oder dreimal so viel wie in den Vorjahren. Weitere Preistreiber sind Inflation und Management-Fehler, etwa von Fluggesellschaften. Während der Pandemie haben sie massenhaft Personal entlassen, nun finden sie keine Leute mehr: weniger Angebot, mehr Nachfrage – das macht erst recht alles teurer.
Der Reiseveranstalter Kuoni beobachtet im Vergleich zu 2019 – also zur Zeit vor der Corona-Pandemie – rund zehn Prozent höheren Reisepreise. Deutlich teurer sind USA und Kanada. Kuoni spricht hier von «Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich».
In Europa erreichen Norwegen, Island und Dänemark ein ähnliches Preisniveau wie die Schweiz.
Türkei, Mazedonien, Albanien und Bulgarien. Im Mittelmeerraum ebenfalls günstig und beliebt sind Tunesien und Ägypten.
Die meisten Badeferien-Gäste zieht es nach Auskunft des Online-Hotelportals HolidayCheck im Sommer 2023 an die türkische Riviera, nach Mallorca, Kreta, Ägypten oder Rhodos.
«Die grosse Zeit der Last-Minute-Angebote ist vorbei», sagt Christoph Heinzmann von HolidayCheck zu SonntagsBlick. «Vor 20 Jahren kam man mit der Buchung auf den letzten Drücker wirklich günstig weg.» Früher hätten Reiseveranstalter grosszügig Kontingente eingekauft. Und, so Heinzmann: «Was Veranstalter bis zum Saisonstart nicht verkaufen konnten, ging ins Last-Minute-Geschäft.» Heute sei das Frühbuchergeschäft viel stärker. Zudem gebe es häufiger dynamische Preise: «Flug und Hotel könnten heute in Echtzeit gebündelt werden, wenn die Nachfrage besteht. So gibt es weniger Restposten!» Das heisst: Wer ein Schnäppchen für die Hauptferienzeit sucht, muss früh buchen. Günstige Angebote gibt es zwar immer wieder, aber man kann sich nicht mehr darauf verlassen – erst recht nicht dieses Jahr, in dem voraussichtlich ein Reiserekord bevorsteht.
Laut Kuoni und HolidayCheck eignet sich die Türkei für kurzfristige Buchungen.
Nein, aber er dürfte deutlich teurer werden als in den Vorjahren. Denn nun kommen auch Touristen aus anderen Kontinenten wieder nach Europa, etwa aus den USA oder Asien. Ein Tipp, um kurzfristig doch noch einen erschwinglichen Hotelpreis zu finden – allerdings mit viel Aufwand und Frustrationsgefahr: direkt bei Hotels anrufen. Mit etwas Glück gibts noch restliche Zimmer, die auf Portalen wie booking.com nicht angeboten werden.
Jein. Zahlen des Onlinevergleichsdienstes Comparis zeigen, dass die Preise durch Corona zunächst zurückgingen: Hotels und Fluggesellschaften wollten die verunsicherten Feriengäste mit günstigen Angeboten locken. Doch das ist jetzt vorbei. Abgesehen vom Corona-Effekt wurde das Reisen jedes Jahr teurer, sagt Christoph Heinzmann von HolidayCheck. Preistreiber sind ständig steigende Energie- und Personalkosten und höhere Flughafengebühren. All das zahlt am Ende der Kunde. Da Reiseveranstalter langfristige Verträge abschliessen, machen sich Teuerungen allerdings bei Paketlösungen manchmal weniger schnell bemerkbar als bei Buchungen auf eigene Faust.
Laut Hotellerie Swiss: Ja. Weil die Inflation in der Schweiz aber deutlich geringer ausfällt als in Europa, könnten Ferien hier relativ günstiger geworden sein – etwa im Vergleich zum grossen Kanton: «Deutschland misst in Euro, die Schweiz in Schweizer Franken. Der Wechselkurs schwächt etwas ab. Die Inflation in Deutschland ist massiv höher als bei uns», so der Hotellerie-Verband.
Schon im Mai enthüllt SonntagsBlick: Die Flugpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um satte 50 Prozent. Dies ergaben Berechnungen des Onlinevergleichsdienstes Comparis. Auch Tickets von Ferienfliegern, die über Reiseveranstalter im Paket angeboten werden, sind teurer geworden. Edelweiss bestätigt gegenüber SonntagsBlick: «Die Ticketpreise messen sich an der Nachfrage. An Spitzentagen können Ticketpreise auf einzelnen Strecken bis zu 20 bis 25 Prozent höher sein als vor der Pandemie. Natürlich kann es auch mal zu Ausreissern nach oben kommen.» Dies hänge vor allem vom Reisetag ab. Ferienflieger sind generell am Wochenende teurer.