Leser muss mit Schwiegervater im Krankenbett fliehen
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Wegen Konflikt an der Grenze:Leser muss mit Schwiegervater im Krankenbett fliehen

Schweizer erlebt Eskalation an Thai-Grenze
«So schlimm wie jetzt war es noch nie»

Seit Jahren schwelt der Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha. Angriffe am Donnerstagmorgen zwangen Tausende zur Flucht. Unter ihnen ist auch Thomas Gambirasio aus der Schweiz, der mit seiner Frau deren Familie besucht.
Publiziert: 24.07.2025 um 13:21 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2025 um 15:55 Uhr
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Thomas Gambirasio und seine Frau Muai mussten aus der betroffenen Grenzregion flüchten. Sie sind bei Verwandten untergekommen.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Schweizer flüchtet mit Familie vor Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha
  • Familie musste mit Spitalbett auf Pick-up fliehen, Bombeneinschläge hörbar
  • Bis zu 40'000 Menschen evakuiert, Unterbringung in Schulen und Tempeln
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Angela RosserJournalistin News

Die Lage an der thailändisch-kambodschanischen Grenze hat sich dramatisch zugespitzt. Thomas Gambirasio (57), der mit seiner thailändischen Frau, Muai Gambirasio Sungying (49), in den Ferien ist, berichtet von der Flucht und den schwierigen Umständen vor Ort.

«Wir sind hier in den Ferien. Meine Frau ist Thailänderin. Wir sind zu ihr nach Hause gegangen, um die Familie zu besuchen und zu unterstützen», erzählt Gambirasio. Die Familie lebt in Naeng Mut, nahe der Grenze zu Kambodscha. Der Schwiegervater hatte an Weihnachten einen Schlaganfall erlitten und ist auf Hilfe angewiesen, so der 57-Jährige. Nun wollten er und seine Frau die Schwester während vier Wochen bei der Pflege des Vaters entlasten.

Spitalbett auf den Pick-up geladen

«Wir mussten mit Sack und Pack flüchten», sagt Gambirasio im Gespräch mit Blick. Das Spitalbett des Schwiegervaters mussten sie auf einen Pick-up packen. Untergekommen sind sie bei Verwandten seiner Frau. Insgesamt seien sie etwa 15 Personen. Darunter auch viele Kinder, die ihre Heimat verlassen mussten und nicht mehr zur Schule können. 

Insgesamt mussten bis zu 40'000 Menschen evakuiert werden, sagt er. Viele hätten in Schulhäusern und Tempeln Zuflucht gefunden. Die ganze Situation sei schon «nicht ohne» gewesen, erzählt Gambirasio am Telefon. Die Einschläge der Bomben habe man deutlich hören können. Einige seien weit entfernt gewesen, andere aber schon sehr nah, berichtet er. «Als wir gingen, rief der Sohn meiner Frau an und hat erzählt, dass es rund 150 Meter vom Haus entfernt einen Einschlag gegeben habe», so der Schweizer.

Ins Landesinnere geflüchtet

Die Region habe auch vor acht Jahren bereits evakuiert werden müssen. «Aber so schlimm wie jetzt war es noch nie», sagt er.

Seine Frau und er sind seit 19 Jahren verheiratet und leben im Kanton Schwyz. Ihre Familie in Thailand lebt nur rund 15 Kilometer entfernt von der Grenze zu Kambodscha. Die Verwandten, bei denen sie Zuflucht gefunden haben, wohnen 60 Kilometer weiter im Landesinneren.

Seit Jahren schwelender Konflikt

Die Evakuierung und Unterbringung der Menschen beschreibt er als sehr gut organisiert. «Alle wussten, wo sie hinkönnen und müssen», sagt er. Autokolonnen seien weitergewunken worden, damit alle sicher irgendwo unterkommen. Für ihn selber sei die Situation weniger schlimm als für seine Frau. «Wir können ja wieder zurück in die Schweiz, ihre Familie aber bleibt hier», sagt er – inklusive ihres 18-jährigen Sohnes, der im Haus geblieben ist, um dafür zu sorgen, dass nichts gestohlen wird.

Bereits seit den 50er-Jahren flammen zwischen Thailand und Kambodscha immer wieder Konflikte an der Grenze auf. Nach den Auseinandersetzungen im Jahr 2011, die viele Todesopfer forderten, blieben die Beziehungen weitgehend stabil. Der Angriff am vergangenen Donnerstag markiert jedoch die heftigste Eskalation der Spannungen seit langem.

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