Darum gehts
- Eltern besorgt über gefährlichen Schulweg wegen Baustelle in Liestal
- Behörden und Baufirma reagieren zögerlich auf Beschwerden der Eltern
- Seit Mai wurden mehrere E-Mails zwischen Eltern und Behörden ausgetauscht
Es ist kurz vor acht Uhr morgens in Liestal. Vor der Primarschule Mühlematt drängen sich Kinder an den Händen ihrer Eltern über den Gehweg – eigentlich sollte das ein sicherer Ort für die Kinder sein. Doch seit Monaten gleicht der Schulweg einem Hindernisparcours: Bagger, Lastwagen und Autos, die zum Teil auf dem Trottoir parkieren. Für die Eltern der Kinder, die hier jeden Tag durchmüssen, der pure Horror.
Blick trifft Toni Baganz (37). Er ist Teil der Eltern, die nicht länger still bleiben wollen. «Seit Monaten schreiben wir hin und her mit der Bauverwaltung, der Schule und der Polizei – aber niemand fühlt sich verantwortlich», sagt er frustriert. «Muss zuerst einem Kind etwas passieren, bevor etwas gemacht wird?»
Eltern fühlen sich von Behörden im Stich gelassen
Direkt gegenüber dem Schulhaus arbeitet eine Baufirma an einem neuen Parkhaus. Der Baulärm dröhnt über den Platz – viel schlimmer sind jedoch die Gefahren der Baustelle. Hinzu kommt, dass viele Autos die Strasse vor der Primarschule und dem Kindergarten als Schleichweg nutzen, um die Hauptstrasse zu umfahren. Das schafft eine grosse Risikosituation für die Kinder. Momentan gibt es keine Abgrenzungen, wie etwa Geländer oder Schranken zur Strasse.
Seit Monaten absolvieren die besorgten Eltern einen Spiessrutenlauf zwischen den Behörden und der Baufirma. Die Schule sagt, sie sei nicht verantwortlich. Die Polizei schreibt in einer knappen Mail, die Anfrage sei an das zuständige Tiefbauamt weitergeleitet worden. Baganz erklärt: «Wir haben bisher nur extrem dürftiges Feedback erhalten, man wollte lange Zeit nicht mit uns sprechen.»
Die ersten Mails wurden im Mai ausgetauscht. Inzwischen sind weitere Schreiben hinzugekommen, Blick liegt der Mailverkehr vor.
Kinder auf offener Strasse
«Wir bringen unsere Kinder persönlich hin, obwohl sie längst gross genug wären, um allein zu gehen», erzählen die Eltern. An einigen Stellen auf dem Schulweg stehen Mulden, davor Bagger, Lastwagen und grössere Autos. Dieser Umstand zwingt die Kinder zum Teil dazu, auf die Strasse ausweichen zu müssen. Für die Eltern ist das inakzeptabel.
Als Baganz die Situation mit Fotos dokumentiert und sich beim Chef der Baufirma beschwert, antwortet dieser: «Ich muss Sie darauf hinweisen, dass wir und vor allem die LKW-Fahrer hier ortsfremd sind und sich immer erst orientieren müssen. Das soll keine Entschuldigung sein – vor allem nicht, dass hier auf der Strasse und dem Gehweg geparkt wird.»
Die zuständigen Behörden zeigen sich einsichtig
Das Tiefbauamt zeigt sich den Eltern gegenüber einsichtig. In einer Mail schreibt die zuständige Person an die Baufirma: «Sehr geehrte Damen und Herren, dies ist die letzte Reklamation, die ich in dieser Sache entgegennehme. Wenn die Zufahrt zur Baustelle und die Anlieferungen nicht geordnet und im Griff sind, werde ich einen Baustopp verfügen, bis ein Verkehrsdienst aufgeboten wird und die Situation bis zum Ende der Bauarbeiten gewährleistet ist.»
Kurze Zeit später, stehen laut Baganz erstmals Ordnungshüter da – seiner Meinung nach dem Umstand geschuldet, dass Blick interveniert hat.
Für die betroffenen Eltern bleibt die Situation dennoch unbefriedigend: «Die Massnahmen waren bis jetzt sehr zurückhaltend. Wir wollen, dass unsere Kinder allein in die Schule gehen können, ohne Angst haben zu müssen.»