Provider lässt Kunden hängen
Totalausfall bei Webland – jetzt profitiert die IT-Konkurrenz

Seit Wochen läuft einiges schief bei Webland. Wegen Server-Problemen hatten viele Kunden der Webhosting-Firma technische Probleme, etwa mit dem Mailverkehr. Am Mittwoch spitzte sich die Lage dann zu: Wegen eines Stromausfalles ging plötzlich gar nichts mehr. Aber warum?
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Der Schweizer Hosting-Provider Webland kämpft seit Wochen mit technischen Problemen. (Symbolbild)
Foto: AFP

Darum gehts

  • Webland-Kunden erleben seit Wochen technische Probleme zum Beispiel mit dem Mailverkehr
  • Mangelnde Kommunikation und schlechter Support führen zu Kundenunzufriedenheit
  • Webland betreut über 75'000 Domains, darunter ZHAW und Airportcasino Basel
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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«Uns wurde von einigen Lieferanten sogar das Kundenkonto gesperrt, weil wir nicht auf ihre Mails antworten konnten», sagt Christoph Probst (48) zu Blick. Er arbeitet in der Eventbranche und führt ein kleines KMU in Unterägeri ZG.

Wie viele andere Unternehmer in der Schweiz war auch Probst in den letzten Wochen von den technischen Problemen der Webhosting-Firma Webland betroffen. «Der Mailverkehr ist in unserer Branche überlebenswichtig», erklärt der 48-Jährige.

Dann folgte der Totalabsturz

Der Schweizer Hosting-Provider Webland mit Sitz in Münchenstein BL betreut nach eigenen Angaben über 75'000 Domains. Zu den Kunden gehören laut der Website etwa die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW und das Airportcasino Basel.

Umso verheerender ist es also, dass bei Webland seit Wochen nur noch wenig zu funktionieren scheint. Am Mittwoch kam es beim Hosting-Provider dann schliesslich zu einem Totalabsturz.

Konkurrenz freut sich

«Einige Kunden von Webland sind jetzt nervös geworden», erzählt David Buser (33). Er führt seit fünf Jahren ein kleines IT-Unternehmen in Lausen BL – und steht damit in direkter Konkurrenz zu Webland. «Seit dem Totalabsturz am Mittwoch haben sich mehrere Personen bei uns gemeldet und nachgefragt, ob es möglich wäre, ihre IT-Leistungen auf uns zu übertragen.»

Buser geht davon aus, dass in den kommenden Wochen noch weitere Webland-Kunden ihren Hosting-Provider wechseln wollen.

Daten der Kunden auf neue Systeme übertragen

Webland sorgte seit Mitte November immer wieder für haarsträubende Schlagzeilen. Online-Aufträge ihrer Kunden würden nicht durchkommen, Rechnungen versandeten oder der Mailverkehr sei ständig unterbrochen worden.

Der Grund für die Probleme sei hardwarebedingt, erklärte der Mutterkonzern von Webland, die schwedische Miss Group, auf Anfrage von Blick. Die Daten der Kunden seien in diesem Zeitraum auf neue Systeme übertragen worden.

Schlechte Krisenkommunikation

Was die Webland-Kunden während dieser Krisenzeit besonders störte, war die mangelnde Kommunikation des Unternehmens. Telefonisch war oft niemand erreichbar, und Mail-Anfragen wurden mit Standardantworten und Floskeln abgetan. «Die Kommunikation war so miserabel, das lässt sich gar nicht beschreiben», meint Christoph Probst.

«Webland hat null reagiert. Nicht auf E-Mails, nicht auf Anrufe, einfach auf gar nichts. Wir wurden total im Stich gelassen.» Die Probleme im Mailverkehr hielten für Probst fast zwei Wochen lang an.

«Aber irgendwann ist auch bei denen der Geduldsfaden gerissen»

David Buser kann nicht nachvollziehen, warum Webland solche Probleme beim IT-Support hat. «Wir sind eine deutlich kleinere Firma, und bei uns wäre so ein Problem nach spätestens 48 Stunden behoben.»

Webland ist einer der grössten Hosting-Provider in der Schweiz und seit Jahren im Geschäft. «Sie haben viele langjährige Kunden, die zuerst sehr geduldig waren», erklärt der IT-Unternehmer. «Aber irgendwann ist auch bei denen der Geduldsfaden gerissen.»

Totalabsturz wegen Stromausfall

Nachdem es ab Anfang Dezember erst so ausgesehen hatte, als ob sich die technische Lage bei Webland wieder stabilisierte, folgte am 10. Dezember dann der grosse Knall. Wegen eines Stromausfalles im Basler Rechenzentrum, bei dem sich Webland eingemietet hat, ging beim Unternehmen und den verwalteten Domains für mehrere Stunden plötzlich gar nichts mehr.

Der Mutterkonzern Miss Group versichert auf Anfrage von Blick, dass «wir alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Probleme so schnell wie möglich zu lösen.» Man habe bereits neue Systeme und Failover-Lösungen eingerichtet, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Auf die Frage, ob die betroffenen Unternehmen auf irgendeine Art und Weise entschädigt werden, geht die Miss Group nicht ein.

Es ist also gut möglich, dass in nächster Zeit noch weitere ehemalige Webland-Kunden zur Konkurrenz überlaufen. Trotzdem: Schadenfreudig ist David Buser nicht. «In der Informatikbranche muss man nicht nach Arbeit suchen», erklärt er. «Wer sauber arbeitet, hat genug zu tun.» 

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