Darum gehts
- Peter Jennys Kampf gegen Zwangsabriss seines Bauernhauses vorerst gescheitert
- Jenny fühlt sich unfair behandelt, will nicht aufgeben
- Rückbau soll innerhalb von drei Wochen fertig sein
Peter Jennys (78) Kampf gegen den Zwangsabriss der Anbauten seines Bauernhauses hoch über Sarnen OW ist vorerst gescheitert. Es ist eingetreten, was der Rentner immer verhindern wollte: Die Abrissarbeiten auf seinem Grundstück haben begonnen. Die Bagger fahren auf, die Polizei sichert das Gelände. Für die Gemeinde ist damit vorerst der Schlusspunkt eines langen Verfahrens erreicht. Für Jenny hingegen beginnt eine schwierige Zeit. Der 78-Jährige fürchtet um sein Lebenswerk.
Peter Jenny geht es gestern Mittwoch nicht gut. Die Abrissarbeiten rund um sein Haus haben begonnen, unter anderem die Bäume, die er vor 43 Jahren gepflanzt und seither gepflegt hat, sollen gefällt werden, wie er zu Blick sagt. Ein Bagger beginnt, die Strasse für Schwertransporte vorzubereiten. Laut der Gemeinde soll der Rückbau innerhalb von drei Wochen fertig sein und rund 150'000 Franken kosten. Geld, das Jenny berappen muss. «Ich weiss nicht, wie ich das finanziell überleben soll, ich habe eine pflegebedürftige Frau zu Hause.» Jenny kämpft beim Treffen mit Blick mit den Tränen. «Ich schlucke im Moment einfach alles runter, ich habe Angst, einen Herzinfarkt zu bekommen.»
«Ich weiss bis heute nicht, was genau abgerissen wird»
Jenny sagt, ihm sei bis heute nicht klar, was genau abgerissen werden soll: «Ich weiss nicht im Detail, um welche Bauten es sich dabei handelt, die Informationen, die ich erhalten habe, sind viel zu vage.»
Genaueres erfährt man hingegen bei der Gemeinde. Es sollen Erdwälle und Aufschüttungen abgetragen werden, eine Stützmauer und ein Abstellplatz entfernt werden und das ursprüngliche Terrain wiederhergestellt werden. Jenny befürchtet, dass durch diese Rückbauten, sein Haus wieder schutzlos den Naturgewalten ausgesetzt ist. Deshalb hat er die Bauten damals schliesslich selber gemacht.
Jenny zeigt sich kämpferisch
Trotz allem Ärger: Jenny gibt sich nicht geschlagen. «Aufgeben ist das Dümmste, das man tun kann.» Er hält fest: «Mein rechtliches Gehör wurde mir noch immer nicht gewährt.» Er ging noch am Tag vor dem Start der Arbeiten von Amt zu Amt und versuchte nachträglich, eine Baubewilligung einzureichen, um den Abriss zu verhindern. «Die Polizei war da, ich habe also Augenzeugen, die gesehen haben, wie ich den Bewilligungsantrag abgegeben habe.»
Vor Jahren habe er, wie er sagt, vom ehemaligen Gemeinderat mündliche Zusagen bekommen, dass seine Anbauten bewilligt würden. «Nur scheinbar interessiert das jetzt niemanden mehr», stellt Jenny fest.
«Ich bin ein Chrampfer, das liegt in meinen Genen»
Die Energie, sich mit 78 Jahren und nach langem Rechtsstreit immer noch zu wehren, hat er von seinen Eltern geerbt, wie er sagt. «Das liegt in meinen Genen, meine Eltern waren Chrampfer, und so bin ich auch.» Jenny fühlt sich unfair behandelt durch Gemeinde und Behörden: «Meine Frau und ich sind dort nicht erwünscht.»
Der Gemeindepräsident von Sarnen, Jürg Berlinger (56), hat eine andere Sicht auf die Dinge. Er sagt dazu: «Wir haben jahrelang versucht zu vermitteln, leider erfolglos.» Auf die Frage, wieso man Jenny so lange gewähren liess, antwortet er: «Zahlreiche Mediationen sind gescheitert, und der Gang bis ans Bundesgericht hat einfach sehr lange gedauert.» Es ginge ihm nicht darum ein, Zeichen zu setzen, sondern einfach, den teuren Rückbau zügig und gut zu lösen.
Auf die Frage, wie er damit umgehen werde und ob er sich den Rückbau anschauen werde, antwortet Peter Jenny derweil: «Ich will nicht dort hingehen, aber irgendwann muss ich es. Ich kann aber nicht gehen, wenn die Bauarbeiten im Gang sind, es würde mir das Herz brechen, das mitansehen zu müssen.»