Darum gehts
- Peter Jennys illegales Haus soll abgerissen werden. Emotionale Reaktionen der Leser
- Viele haben Verständnis für Jenny, verstehen aber auch die Gesetzeslage
- Baustopp erfolgte bereits 2004, Behörden griffen jahrelang nicht ein
Heute sollen oberhalb von Sarnen die Bagger auffahren und das über Jahrzehnte mit viel Herzblut erbaute Kleinod von Peter Jenny (78) dem Boden gleichmachen. Ein Abrissstopp scheint zu diesem Zeitpunkt wohl aussichtslos, denn die Parzelle, auf dem das Self-Made-Häuschen steht, befindet sich ausserhalb der Bauzone.
Hoffnung bis zuletzt
Die ganze Bauübung war also von Anfang an illegal, schliesslich besteht zwischen dem 78-Jährigen und der Gemeinde ein jahrzehntealter Schlagabtausch. Hoffnung bestand seitens Jenny aber bis zuletzt – seine Verzweiflung ist nun umso grösser. «Sie zerstören mein Lebenswerk», sagte Jenny gegenüber Blick.
Das Thema löst auch in der Community viele Emotionen aus. Die Stimmung ist gespalten. Viele stehen hinter Jenny – trotz der klaren rechtlichen Lage. «Lasst doch diesem Menschen seine Freiheit!», schreibt der Leser Hugo Jvo.
«Der Herr ist schon 78 Jahre alt – und wenn es für niemanden eine Gefahr darstellt, würde ich es lassen», schreibt Gisela Hunter. Auch wenn die Rechtslage anders sei, ein bisschen Menschlichkeit fände die Blick-Leserin hier angebracht. «Ich würde empfehlen, dass man sich noch mal zusammensetzt und versucht, ohne Bagger und Polizei eine Lösung zu finden.»
«So viel Arbeit und Schweiss für nichts»
«Macht sehr traurig, dass so ein wunderschönes Objekt abgerissen werden soll», kommentiert Hanspeter Suppiger. «So viel Arbeit und Schweiss für nichts.» Doch bei aller Sympathie findet er: «Wenn die Bewilligung fehlt, ist das wohl sein Problem. Warum denken die Leute immer, ‹ich baue einfach, das wird schon gehen›? Eben nicht. Wir haben ein Gesetz und das muss halt wirklich eingehalten werden.»
Suppiger nennt ein Beispiel, das dem von Jenny ähnelt, und wo die Behörden auch hart durchgriffen: «Bei uns auf der Krienseregg mussten vor ein paar Jahren viele Wochenendhäuser abgerissen werden, weil diese illegal umgebaut wurden.» Tatsächlich konnten die Bagger auch dort nicht gestoppt werden: Im Gebiet Krienser Hochwald mussten im Jahr 2022 mehrere Bauten zurückgebaut werden, weil sie ohne grünes Licht seitens Baubehörden und in einem Hochmoor-Schutzgebiet errichtet wurden. «Besser eine Bewilligung beantragen und wenn alles okay ist, kann man auch beruhigt bauen, ohne die Gefahr, dass alles abgerissen wird», folgert der Leser.
«Es ist ein Kampf – David gegen Goliath»
Viele Leserinnen und Leser formulieren ihren Kommentar ähnlich; haben sowohl Verständnis mit Jenny, verstehen aber auch die Gesetzeslage – und sehen hier wiederum den Fehler beim Hobbybauherrn, der lange stur weitergebaut hat. Der Leser Richard Meier schreibt etwa: «So sehr ich Jenny verstehe: Wenn er illegal, ohne Bewilligung baut, bekommt er es mit den Behörden zu tun.»
Diese hätten einen unendlich langen Schnauf und zögen einfach das durch, was sie immer schon gemacht hätten: «Stur Gesetze anwenden.» Es sei ein Kampf – David gegen Goliath. «Nur dass in diesem Fall David immer verliert», so Meier weiter. «Herr Jenny kann sich aus Sicht der Behörden, beziehungsweise der Gesetze, die Nerven kaputtmachen, etwas bis vor Bundesgericht ziehen und am Schluss doch verlieren. Es ist den Behörden egal, denn diese haben einfach die Finanzen und die Gemeinde- oder Kantonsangestellten wenden einfach bestehendes Recht an, emotionslos, bürokratisch.»
Auch für Dolores Werner ist die Lage klar: «Wäre wohl besser gewesen, er hätte damals die notwendigen Baugesuche eingereicht. Besonders, wenn das ausserhalb der Bauzone liegt. Jetzt werden die Kosten dann wohl viel höher liegen, als das Baugesuch gekostet hätte.»
«Da hat doch jemand schlicht Jahrzehnte verpennt!»
Sabrina Glogg zielt in eine ähnliche Richtung, geht aber noch einen Schritt weiter, indem sie auch die Baubehörden kritisiert. «Da haben ganz klar beide Seiten Fehler gemacht», findet sie, «einerseits weiss doch jeder, dass man nicht einfach drauflosbauen darf. Andererseits versagen aber auch die Kontrollen der Baubehörden. Oft merken sie erst Jahre später, dass etwas schiefgelaufen ist.» Oder es sei ganz bewusst weggeschaut worden, mutmasst sie, «so nach dem Motto: ‹Sauhäfeli, Saudäckeli›.» Ihr Vorschlag: Eine Verjährungsfrist für versäumte Fehlererkennung seitens der Behörden. «Denn mal ehrlich: Wenn es 2004 schon einen Baustopp gab, warum hat niemand einen Riegel geschoben? Da hat doch jemand schlicht Jahrzehnte verpennt!»
Für den User Ozy Steiner ist die Sache wiederum eindeutig. Er hat kein Verständnis für Jenny: «Wo kämen wir hin, wenn jeder die Bauvorschriften nach Gusto auslegen würde. Geht gar nicht sowas, schon gar nicht in diesem massiven Ausmass, wie es hier gemacht wurde.»
«Er könnte es auch positiv sehen»
Einige Kommentatorinnen und Kommentatoren heben besonders hervor, dass Jenny trotz allem einigermassen gut davongekommen sei, zumindest rückblickend betrachtet. Der Leser Christian Krieg schreibt etwa: «Er könnte es auch positiv sehen. Zwei Jahrzehnte hat der die Früchte seiner – zugegebener Massen illegalen – Arbeit genossen, jetzt muss er sie teilweise aufgeben. Aber als Vorzeige-Bürger (als was er sich sieht) müsste er doch wissen, dass man in der Schweiz ohne Bewilligung nicht mal eine grössere Hundehütte aufstellen kann. Also gut weggekommen.»