Flüchtling oder Saboteur?
Schweiz liefert mutmasslichen Putin-Spion (29) nach Deutschland aus

Ein 29-jähriger Ukrainer aus dem Thurgau wurde nach Deutschland ausgeliefert. Er soll im Auftrag Russlands Sabotage auf Gütertransporte geplant haben. Die Ermittler sehen Verbindungen zu Moskau, Familie und Bekannte sprechen von einem friedlichen Flüchtling.
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Yevhen B. in einem Spa am Bodensee. Im Mai dieses Jahres war er in Kreuzlingen TG verhaftet worden.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Die Schweiz lieferte am 23. Dezember einen Ukrainer an Deutschland aus
  • Er soll GPS-Tracker verschickt und Sabotageakte für Russland geplant haben
  • Der Flüchtling wurde am 13. Mai im Kanton Thurgau festgenommen
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Ein 29-jähriger Ukrainer aus einer Thurgauer Flüchtlingsunterkunft sass seit Mai in der Schweiz in Ausschaffungshaft. Deutschland warf ihm Spionage für Russland und die Planung von Sabotageakten vor. Am Dienstag hat die Schweiz den ukrainischen Staatsbürger an Deutschland ausgeliefert.

Dies bestätigte die deutsche Generalstaatsanwaltschaft gleichentags auf ihrer Webseite. «Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs hat heute den Haftbefehl gegen den ukrainischen Staatsangehörigen Yevhen B. in Vollzug gesetzt», heisst es in der Pressemitteilung. «Der Beschuldigte war am 13. Mai 2025 im Kanton Thurgau (Schweiz) festgenommen und heute nach Deutschland überstellt worden.»

Gab sich als proukrainischer Adrenalinjunkie

Yevhen B. soll gemeinsam mit zwei weiteren Ukrainern Pakete mit GPS-Trackern verschickt haben, um Transportwege in Deutschland auszukundschaften. Später waren laut Ermittlern mit Brand- oder Sprengstoff präparierte Sendungen vorgesehen, die auf deutschem Boden explodieren sollten. Ziel war demnach der Güterverkehr, weshalb die deutsche Bundesanwaltschaft die Auslieferung des Mannes verlangt. Die beiden Mitbeschuldigten waren bereits in Konstanz und Köln festgenommen worden.

Der Beschuldigte stammt aus dem von Russland besetzten Mariupol und war zuvor als Flüchtling nach Deutschland gekommen, bevor er sich in der Bodensee-Region und im Thurgau niederliess. Auf Social Media inszenierte er sich als sportlicher Adrenalinjunkie – Fallschirmsprünge, Kampfsport und Bergtouren waren sein Ding.

Zugleich präsentierte er Beiträge mit zerstörten Bildern aus Mariupol, versehen mit blau-gelben Herzen, die eher auf eine proukrainische Haltung hindeuten. Dabei zeigen Recherchen Verbindungen zu Russland: Eine Schwester lebt in Moskau und arbeitet beim selben Stahlkonzern wie er früher. Eine weitere Schwester lebt auf der annektierten Krim.

Flüchtling oder Saboteur?

Die Mutter von B. und frühere Bekannte sprechen von einem friedlichen, sportbegeisterten Mann und halten die Spionagevorwürfe für absurd. Sie behaupten, er sei von Hintermännern getäuscht und als «Wegwerf-Agent» benutzt worden.

Für die Ermittler dagegen fügt sich der Fall ein in ein grösseres Bild verdeckter russischer Sabotagestrukturen in Europa, bei denen ausländische Staatsbürger angeworben werden, um logistische Ziele wie Bahn- und Güterverkehr anzugreifen.

Nun entscheidet sich zwischen Kreuzlingen TG, Berlin und Richtern, ob der 29-jährige Ukrainer ein adrenalinliebender Flüchtling ist – oder ein moderner Saboteur im Dienste Moskaus.

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