«Ich habe immer noch Angst – auch um meine Frau»
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Francesco P. (35) zu Blick:«Ich habe immer noch Angst – auch um meine Frau»

Versuchte Tötung an Tankstelle Buchs SG – jetzt redet Opfer Francesco P. (35)
«Gestern lachten wir noch zusammen, heute will er mich umbringen»

An einer Tankstelle in Buchs SG ist am Mittwoch ein 35-jähriger Mann angefahren worden. Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Es handelt sich um eine versuchte Tötung. Blick konnte exklusiv mit dem Opfer Francesco P. sprechen.
Publiziert: 04.09.2025 um 19:54 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2025 um 22:04 Uhr
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Francesco P.* (35) ist noch immer traumatisiert.
Foto: Sandro Zulian
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Sandro ZulianReporter News

Die Tat geschieht am helllichten Tag. Am Mittwoch, kurz nach 12 Uhr, fährt ein dunkler BMW auf einen Tankstellenshop in Buchs SG zu. «Mit Vollgas», wie ein Augenzeuge gegenüber Blick sagt.

Sein Ziel: Francesco P.* (35), der gerade vor der Eingangstür steht. «Ich wollte nur Zigaretten kaufen, da fährt ein BMW auf mich zu», sagt der Italiener zu Blick. Der Wagen kracht in den Shop, demoliert einen Glacé-Kühler und zerstört einen Teil der Eingangsfront. Und: Er trifft Francesco P. Erst später sollte sich herausstellen: mit voller Absicht.

So sah der Eingangsbereich kurz nach der Tat aus.
Foto: Leserreporter

«Ich konnte nicht mal reagieren, das ging so schnell», so das Opfer. Er kam nur knapp mit seinem Leben davon. Im Auto: zwei Italiener, ein 43-Jähriger und ein 36-Jähriger. Die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen gehen von einem versuchten Tötungsdelikt aus.

«Es war brutal»

Beim Besuch von Blick am Donnerstag liegt Francesco P. auf seinem Sofa, gross bewegen kann er sich aktuell nicht. Der Auto-Anschlag auf sein Leben sitzt ihm noch tief in den Knochen. «Es war brutal!», sagt er sichtlich aufgeregt. «Nachdem mich das Auto getroffen hat, bin ich sofort in den Shop gegangen.» Genau rekonstruieren, wie alles vonstattengegangen ist, kann er nicht mehr. «Er war kreideweiss, aber ansprechbar», sagt ein Augenzeuge zu Blick über Francesco P.

Mehr zum versuchten Tötungsdelikt von Buchs SG

Der 35-Jährige kam glimpflich davon. Kleinere Wunden an den Beinen zeugen vom Delikt. «Gebrochen ist nichts, aber es hat überall Risse», sagt Francesco P. Das Spital hat ihn wieder entlassen, er darf sich zu Hause auskurieren. Doch der Vorfall beschäftigt P. enorm: «Ich bin jetzt noch traumatisiert!»

Die Gefahr ist wohl bis auf Weiteres gebannt. Die Angreifer flüchteten, konnten aber rund zwei Stunden nach der Tat festgenommen werden. Doch das ungute Gefühl bleibt. Francesco P.: «Ich hatte Angst. Ich habe jetzt noch Angst – um mich, meine Frau und meine Familie.»

Denn: Der Amokfahrer war auch bei der Familie zu Hause. «Er hat dort die Reifen unseres gemeinsamen Autos zerstochen», sagt die Ehefrau von Francesco, Giulia P.* (38), zu Blick.

Angebliche Affäre als Auslöser?

Die grosse Frage, die die ganze Region auch einen Tag nach der Tat noch immer umtreibt, ist: Warum? Warum machen zwei Männer in einem Auto Jagd auf einen Fussgänger? Der Hintergrund sei bei weitem nicht so interessant, wie alle denken, erklärt Francesco P.s Frau: «Der Fahrer ist überzeugt davon, dass mein Mann etwas mit seiner Freundin hat. Aber das stimmt nicht!»

Die beiden Insassen des Autos seien Bekannte der Familie P. gewesen. Francesco P. kann es noch immer kaum glauben. Über den Fahrer sagt er: «Gestern lachten wir noch zusammen, heute will er mich umbringen.»

Der Angefahrene gibt zu, dass er mit dem ehemals befreundeten Fahrer in den Tagen vor der versuchten Tötung eine «kleine Diskussion» hatte. «Aber nichts Grosses und sicher nichts, das ihn dazu bringt, so etwas zu machen!»

Der Amokfahrer, wie auch sein Beifahrer, hätten psychische Probleme, sagen Francesco P. und seine Frau. «Eigentlich ist er eine ziemlich normale Person, aber in letzter Zeit nicht mehr so. Er ist ein Psycho!», sagt der Angefahrene über den Fahrer.

Die gesamte Familie P. ist froh, dass nichts Schlimmeres geschehen ist. «Wir möchten uns bei der Polizei und allen anderen Helfern herzlich bedanken», sagt das Ehepaar.

Die Ermittlungen der Kantonspolizei St. Gallen und der Staatsanwaltschaft dauern an.

* Namen geändert 

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