«In den 27 Jahren hier habe ich so etwas noch nie erlebt»
2:05
Hagelsturm in Heiden AR:«In den 27 Jahren hier habe ich so etwas noch nie erlebt»

Hagelsturm in Appenzell Ausserrhoden
«Der liebe Herr da oben hat uns diesmal wirklich nichts Schönes geschickt»

Schwere Unwetter haben die Schweiz heimgesucht, besonders hart traf es am Donnerstagnachmittag Appenzell Ausserrhoden. In Heiden fielen golfballgrosse Hagelkörner, die Autos beschädigten und Obstbäume verwüsteten. Anwohner berichten von Jahrzehnte-Schäden.
Publiziert: 18:13 Uhr
|
Aktualisiert: 18:53 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/10
Stefan Koblers Dachrinne wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Foto: Sebastian Babic

Darum gehts

  • Heftiger Hagelsturm in Appenzell Ausserrhoden verursacht schwere Schäden
  • Autos, Obstbäume und Dächer stark beschädigt, Bewohner schockiert
  • Hagelkörner mit mehr als fünf Zentimetern Durchmesser, grösser als Golfbälle
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Schleusen sind offen, der Himmel dunkelgrau. Seit einiger Zeit hat nun das schlechte Wetter die Schweiz wieder im Griff. Ende der Woche, genauer gesagt von Donnerstag auf Freitag, zeigte das Wetter noch einmal heftig, wie viel es schütten kann. 

Dass es dabei nicht nur regnerisch, sondern gefährlich werden kann, zeigt die Region Appenzell Ausserrhoden. Dort fielen am Donnerstagabend Hagelkörner vom Himmel, so gross wie Golfbälle! Eine Leserin aus Heiden AR traf es besonders hart. Ein Hagelschauer zerstörte nicht nur ihre Gartenmöbel und einen Abfalleimer. «Mein Auto ist ebenfalls zerstört, ich muss jetzt mit der Versicherung schauen», sagte sie zu Blick.

«Als hätte jemand mit einer Schrotflinte darauf geschossen»

Blick fährt am Donnerstag ins betroffene Gebiet und trifft Stefan Kobler. Der 42-Jährige wohnt zusammen mit seiner Frau in Heiden, auf dem Sonnenplateau über dem Bodensee. Doch gestern herrschte dort das Gegenteil von eitel Sonnenschein. «Wir hatten einen schweren Hagelschaden. Beide Autos sind betroffen – das eine steht hier, das andere hatte meine Frau dabei, und auch das ist beschädigt.»

Aber auch andere Gegenstände hätten ordentlich gelitten: «Vor allem die Dachrinne ist schlimm. Dort sieht es aus, als hätte jemand mit einer Schrotflinte darauf geschossen. Richtig tiefe Einschläge.»

Der Hagel hat der Dachrinne ordentlich zugesetzt.
Foto: Sebastian Babic

Auch Koblers Obstbäume wurden in Mitleidenschaft gezogen. «Es sieht aus wie ein Schlachtfeld, da ist kaum mehr etwas übrig.» Ein solcher Hagelsturm sei schon lange nicht mehr vorgekommen: «In den 27 Jahren, in denen ich hier wohne, habe ich so etwas noch nie erlebt. Es ist wirklich krass.»

Seine Frau erlebte den Sturm hautnah mit und berichtet Schlimmes: «Es war brutal, fast wie im Krieg. Es hat überall eingeschlagen, sogar Krater in der Erde hinterlassen. Der liebe Herr da oben hat uns diesmal wirklich nichts Schönes geschickt.»

Die Hagelkörner seien sehr gross gewesen, sagt Stefan Kobel. «Ich hatte zwei in der Hand, die sicher fünf Zentimeter gross waren. Das war richtig heavy», sagt Kobel. Zum Vergleich: Ein Golfball hat einen Durchmesser von gut vier Zentimetern. 

«Es sieht ziemlich zusammengeschlagen aus»

In Wolfhalden AR, nicht weit von Heiden entfernt, wohnen Andrea Schneider (65) und Christian Huber (64). Das Unwetter hat ihren Abend ordentlich durcheinandergebracht. «Gegen 17 Uhr hat ein Hagelsturm eingesetzt, der ziemlich heftig war. Blätter und Gartenpflanzen sind stark beschädigt worden, es sieht momentan ziemlich zusammengeschlagen aus», sagt Andrea Schneider. Sie sind froh, dass sie eine Versicherung haben. «Es hat geklopft und getrommelt, und man kann nichts dagegen machen. Zum Glück ist niemandem etwas passiert!»

Es sei lange her, seit sie einen vergleichbaren Hagelsturm erlebt hätten, sagt Andrea Schneider: «Vor 20 Jahren hatten wir schon mal grössere Hagelkörner.» Auch bei Huber und Schneider wurde das Auto getroffen. Eine Delle auf der Motorhaube zeugt noch davon. Der Jahrzehnte-Sturm hat sich auf dem Lack des Autos verewigt.

Einer, der weiss, was oberhalb von Wolfhalden und Heiden los war, ist Patrick Stierli, Meteorologe bei Meteo Schweiz. «Ein besonders heftiges Gewitter, eine sogenannte Superzelle, entstand um 17 Uhr im Appenzellerland und zog anschliessend den Voralpen entlang Richtung Bregenz.» Eine Superzelle, die man in der Region um Heiden und Wolfhalden so schnell wohl nicht mehr vergisst.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen