«Das volle Ausmass ist noch nicht klar»
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Gefälschte Zertifikat:«Das volle Ausmass ist noch nicht klar»

Nach Schaffhausen ermitteln bereits fünf weitere Kantone
Zertifikatsbetrug weitet sich aus!

Der Zertifikatsbetrug in Schaffhausen ist womöglich kein Einzelfall. Inzwischen gibt es auch in fünf weiteren Kantonen Verdachtsmomente, die missbräuchlich Covid-Zertifikate für Impfgegner ausgestellt haben könnten.
Publiziert: 26.11.2021 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2021 um 08:48 Uhr
Im Kantonalen Impfzentrum (KIZ) von Schaffhausen soll ein 20-jähriger Angestellter eine Vielzahl gefälschter Covid-Zertifikate generiert und verkauft haben.
Foto: Marco Latzer
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Marco Latzer und Sven Ziegler

Das Kantonale Impfzentrum (KIZ) von Schaffhausen wird von einem Skandal erschüttert. Ein 20-jähriger Kantonsangestellter dürfte für Impfgegner gegen Bezahlung Hunderte gefälschte Zertifikate ausgestellt haben. Inzwischen sitzt der Hauptverdächtige mit zwei Komplizen in U-Haft. Gegen drei weitere Personen wird ermittelt (Blick berichtete).

Wie gut sind Covid-Zertifikate gegen Missbrauch geschützt? «Das Covid-Zertifikat ist technisch fälschungssicher. Ein Missbrauch aufgrund krimineller Absichten kann aber nicht ausgeschlossen werden», sagt Sonja Uhlmann, Sprecherin beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT), zu Blick.

Kantonsangestellte können das System austricksen

Die entscheidende Schwachstelle bleibt der Faktor Mensch. Wenn jemand das System aus der Amtsstube heraus mit missbräuchlichen Daten füttert, ist das kaum zu verhindern. Denn Zertifikatskäufer können von den zur Ausstellung legitimierten Kantonsangestellten vermeintlich «echte» Zertifikate mit gültigen QR-Codes erhalten. «Daher werden sie sowohl in Papierform als auch in der App als echt erkannt», so Uhlmann.

Das ist nicht nur in Schaffhausen ein Problem. Bei Blick melden inzwischen weitere Kantone entsprechende Verdachtsmomente. Etwa der Aargau: «Das Departement Gesundheit und Soziales hat bisher eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Verdachts auf Fälschung von Covid-Zertifikaten eingereicht. Aus ermittlungstaktischen Gründen nennen wir keine Details zu den näheren Umständen», heisst es auf Anfrage im Departement von Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Ein Vier-Augen-Prinzip sei aus «Kapazitätsgründen» nicht umsetzbar.

Die Verdachtsmomente häufen sich

Auch im Wallis wird ermittelt: «Bisher wurden zwei Anzeigen eingereicht, die sich jedoch auf Fälle beschränken, die in ihrem Ausmass begrenzt sind. Die Kontrollprozesse werden aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben», teilt das kantonale Gesundheitsamt mit.

In Basel-Land führt die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen eine beschuldigte Person, die Covid-Zertifikate gefälscht haben könnte. Weitere Angaben seien wegen der laufenden Untersuchung nicht möglich.

Alarmierende Signale kommen auch aus dem Nachbarkanton: «Wir haben kürzlich einen Hinweis auf einen Verdachtsfall im Impfzentrum erhalten und sind noch in Abklärungen», vermeldet Basel-Stadt. Im Thurgau könnte derweil eine zur Ausstellung berechtigte Person ebenfalls mindestens ein Zertifikat gefälscht haben. «Dies nehmen wir sehr ernst und gehen dem Hinweis nach», so das dortige Amt für Gesundheit.

«Ein Zertifikat kostet rund 800 Franken!»

Die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt ist seit Einführung des 3G-Prinzips gross. Im Impfzentrum von Buchs SG könne man sich via Telegram oder Whatsapp bei einer Person melden, die direkt beim Impfzentrum arbeite, erzählt etwa Thomas S.*. Ein Freund von ihm habe ein gefälschtes Zertifikat bezogen. «Ein Zertifikat kostet rund 800 Franken.» Bezahlt werde via Bitcoin, um Anonymität zu gewährleisten.

Damit der Betrug nicht auffalle, würden die entsprechenden Impfdosen vernichtet. «Die ganze Kette wirkt bandenmässig organisiert», sagt S. Brisant: Der Kanton St. Gallen liess entsprechende Nachfragen zur Meldung bisher unbeantwortet.

Betrüger müssen mit empfindlichen Strafen rechnen

Klar ist: Das Ausstellen oder der Erwerb von Fake-Zertifikaten ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. «Wenn sich jemand der Urkundenfälschung schuldig macht, drohen Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren und Geldstrafen», sagt Strafrechtsexpertin Sine Selman. Bei Kantonsangestellten, die gezielt in die eigene Tasche wirtschaften, steht auch Betrug im Raum.

* Name geändert


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