Laura De Chiara (34) ist aufgebracht: Seit zehn Tagen piepst es auf dem Feld neben ihrer Wohnsiedlung zwischen Schacherstrasse und Aare in Obergösgen SO. «Morgens um 6 Uhr geht es los – bis abends nach 22 Uhr!», schimpft sie. «Der Ton setzt einem psychisch zu.» Es gebe Anwohner, die nachts arbeiten würden und morgens gar nicht mehr zum Schlafen kämen.
Das Problem: Nebenan sollte Biomais gedeihen. Und weil die Bäuerin diesen offenbar schon letzten und vorletzten Sommer vergeblich anpflanzte und die Krähen mit dem Saatgut spielten oder die jungen Pflänzchen ausrissen, hat sie sich nun für eine akustische Vogelscheuche entschieden. Die beginnt bei Sonnenaufgang zu piepsen. Jede Minute erklingt der Ton achtmal aus sechs Lautsprechern, die in alle Himmelsrichtungen gerichtet sind.
«Können nicht mehr draussen sitzen»
«Vor allem wurden wir nicht informiert», kritisiert De Chiara. «Es begann einfach zu piepsen und wir dachten alle, das sei die defekte Alarmanlage eines Autos.» Auch über Pfingsten gab das Ding auf dem Feld keine Ruhe. «Da chunsch Vögel über!», sagt die 34-Jährige. Sie habe Verständnis für die Landwirtin, aber: «Sie muss auch uns verstehen, dass wir nicht mehr können.»
Wie lange das Piepsen noch andauern wird, ist unklar. Auch Anwohner Josef Eng (66) ist genervt: «Hier in der Attikawohnung hören wir es besonders gut. Sonst wäre die Terrasse mit Sicht ins Grüne so ein schönes, ruhiges Plätzchen. Aber so können wir nicht mehr draussen sitzen.» Den Ton empfindet er als ekelhaft. Auch er kriege Vögel, sagt er. «Und übrigens nützt das Ding gar nichts», meint Eng. «Als es einmal für ein paar Stunden nicht lief, habe ich weder mehr noch weniger Krähen hier gesehen.»
Alles rechtens, solange Abstand stimmt
Die Gemeinde war nicht informiert über die Installation der Anlage, sagt Gemeindepräsident Peter Frei (57). Es sei aber alles rechtens, das haben sowohl die Gemeindeverwaltung wie auch die Polizei festgestellt. Denn eine Bewilligung braucht die Bäuerin gar nicht, wenn sie den Mindestabstand von 200 Metern zu den nächsten Häusern einhält. «Aber wir stehen mit ihr in Kontakt. Die Anlage wird in wenigen Tagen abgestellt, dann sollten die Pflanzen stark genug sein.»
Er selber hört den Ton zu Hause auch, erzählt der Gemeindepräsident. Immerhin: «Da nächstes Jahr kein Mais mehr angepflanzt wird, wird die akustische Vogelscheuche dann nicht wieder hingestellt.» Frei hoffe zudem auf ein Einsehen der Bäuerin, so dass es auch in den folgenden Jahren nicht wochenlang lärmt in seiner Gemeinde.
Anwohner übten sich in Selbstjustiz
BLICK wollte mit der Bäuerin sprechen. Via Gemeindepräsident liess sie aber ausrichten, dass ihr derzeit «alles zu viel» sei. Denn die Sache habe auch schon in Internetforen die Runde gemacht. Frei: «Zudem wurde ihre akustische Vogelscheuche schon zweimal beschädigt. Das geht natürlich nicht!»