Darum gehts
- Strassenmarkierer von rücksichtslosem Autofahrer angefahren – Polizei sucht weissen Pick-up
- Vorfall ereignete sich bei Markierungsarbeiten an einem teilweise gesperrten Kreisverkehr
- Mile D., 47-jähriger dreifacher Familienvater, erlitt Verletzungen
Mile D.* (47) kann nicht fassen, was ihm passiert ist. Der Strassenmarkierer steht mit Blick an der Stelle in Lupfig AG, an der ein Autofahrer trotz Absperrung Gas gegeben und ihn angefahren hat. «Ich bin froh, dass ich überhaupt noch lebe», sagt der dreifache Familienvater aus Rothrist AG. «Das hätte ganz schlimm enden können.»
Der öffentliche Zeugenaufruf der Kantonspolizei Aargau kam am Donnerstag, acht Tage nach dem Vorfall. Denn zuerst wurde versucht, den Autofahrer zu ermitteln. Doch, so Sprecher Bernhard Graser: «Der Fall ist noch nicht geklärt.» Heisst: Es wird immer noch ein weisser Pick-up mit Leuchtbalken auf dem Dach und einem Anhänger gesucht.
Kreisverkehr war teilweise gesperrt
Passiert ist der unglaubliche Vorfall am Mittwoch, dem 8. Oktober, gegen 16.45 Uhr, bei einem Kreisverkehr an der Bahnhofstrasse in Lupfig. Laut Kapo war dieser an jenem Tag wegen Markierungsarbeiten teilweise gesperrt. Ein Sicherheitsdienst regelte den Verkehr.
Mile D. erinnert sich: «Ich war gerade in Vorbereitung meiner Arbeit, als ich hörte, wie ein Mann vom Sicherheitsdienst sehr laut und mehrfach ‹Stopp!› geschrien hat.» Mile D. sagt, er sei mit dem Rücken zur Szene gestanden. «Ich wusste nicht, was genau passiert war und ob schon jemand angefahren wurde. Ich habe nur noch ein weisses Auto gesehen, wie es durchfuhr.» Er habe nicht einmal eine halbe Sekunde Zeit gehabt, um eine Entscheidung zu treffen. «Als er weiter Gas gab, konnte ich mich nur noch instinktiv vom Auto wegstossen und landete in der Nähe seines Anhängers.»
«Wir werden oft angeschrien oder angehupt»
Mile D. fiel zu Boden – und der Autofahrer haute ab! «Ich erlitt eine kleine Schramme am Kopf, Schürfungen und Prellungen und habe immer noch Schmerzen an den Rippen.» Das Kennzeichen des Autos habe er nicht mehr sehen können, «es ging alles zu schnell».
Er habe in seinen fünfzehn Jahren Berufserfahrung schon oft rücksichtslose Autofahrer erlebt. «Wir werden oft angeschrien oder angehupt. Dabei machen wir ja auch nur unseren Job.»
Mit Schrecken erinnert sich Mile D. an den Vorfall im Juni 2007 auf der A2 bei Emmen LU. «Dort war ein Auto bei einer abgesperrten Baustelle in eine Arbeitergruppe gefahren. Drei Strassenarbeiter starben.»
Er spreche für alle Bauarbeiter, wenn er sage: «Wir haben heutzutage keinen leichten Job. Da sind solche Aktionen wie in Lupfig nicht nur gefährlich, sondern auch respektlos.» Verkehrsteilnehmer sollten vorsichtig sein und den Anweisungen folgen.
«Er muss selber damit leben»
Zum noch gesuchten Autofahrer möchte Mile D. nichts sagen. Nur so viel: «Er muss selber damit leben. Aber vielleicht hat er ja auch Kinder oder Enkelkinder und überlegt sich nun ein wenig mehr», sagt der dreifache Familienvater, der 2003 aus Serbien in die Schweiz kam.
So hat Mile D. denn nach drei Tagen auch sofort wieder mit der Arbeit angefangen. «Ich konnte nicht mehr zu Hause bleiben, da musste ich zu viel denken. Ich ging viel lieber auf die Baustelle.» Sein Vorgesetzter habe ihm gesagt, er wundere sich, dass nicht mehr passiert sei. Mile D. ergänzt: «Ich hatte tatsächlich grosses Glück.»
*Name bekannt