Schüler (12) auf Zebrastreifen in Frick AG verletzt
Hat ein Aargauer SVP-Richter Fahrerflucht begangen?

Ein Aargauer SVP-Richter soll in Frick AG einen zwölfjährigen Schüler auf einem Fussgängerstreifen angefahren haben. Der Vorfall wird von der Staatsanwaltschaft untersucht.
Publiziert: 00:02 Uhr
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Der Schüler (12) sprach bei Tele M1 über den Vorfall. Gegenüber Blick möchte er sich laut seinem Vater nicht mehr äussern.
Foto: Screenshot Tele M1

Darum gehts

  • Aargauer SVP-Richter soll Schüler angefahren haben und geflüchtet sein
  • Staatsanwaltschaft ermittelt – Unfallhergang und Schuldfrage noch unklar
  • 12-jähriger Schüler erlitt Daumenbruch, Schürfungen und Prellungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ralph DonghiReporter News

Der Vorfall geschah letzte Woche. Wie die Kantonspolizei Aargau in einer Medienmitteilung schrieb, wurde in Frick AG «ein Schüler auf einem Fussgängerstreifen von einem SUV angefahren». Weiter hiess es: Der Lenker stieg kurz aus, beschimpfte den Jugendlichen und fuhr anschliessend samt asiatischer Beifahrerin weiter. Die Polizei suchte nach Zeugen. Denn: Der Schüler erlitt einen Daumenbruch sowie Schürfungen und Prellungen.

Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Der Autofahrer, der weiterfuhr, ist der Polizei inzwischen bekannt. Und: Er ist ein Aargauer SVP-Richter*! «Wir können bestätigen, dass es sich bei der von Ihnen erwähnten Person um den mutmasslich involvierten Fahrzeuglenker handelt», sagt Adrian Schuler von der Aargauer Staatsanwaltschaft. «Zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns jedoch erst die unterschiedlichen Aussagen einzelner Beteiligter vor.»

Gas gegeben oder losgerollt?

Passiert ist der Vorfall am letzten Mittwoch um 13.40 Uhr an der Dammstrasse. Wie der Zwölfjährige* daraufhin gegenüber dem regionalen TV-Sender Tele M1 schilderte, habe das Auto «zuerst angehalten», dann aber «plötzlich Gas gegeben».

Laut Kapo Aargau sei der SUV «losgerollt» und habe den Schüler «touchiert». Der Zwölfjährige sagte im TV-Interview gar: «Er hat mich angefahren, und ich bin dann zu Boden geflogen. Mein E-Scooter ist dann auf mich draufgefallen.»

«Du musst besser aufpassen, besser schauen!»

Er zeigt im TV-Interview seinen geschienten Daumen sowie die Verletzungen an einem Ellbogen und an einem Bein. Der Mann habe ihn noch beschimpft und gesagt: «Du musst besser aufpassen, besser schauen!» Schliesslich sagt der Junge, er hoffe, dass der Lenker gefunden werde, eine Busse kriege und sich entschuldige. «Das würde ich toll finden.»

Laut Blick-Informationen hat sich der Lenker nach dem Zeugenaufruf bei der Polizei gemeldet, daraufhin soll sie ihn aufgesucht haben. Auf Anfrage von Blick möchte der Richter nichts zum Vorfall sagen, er droht stattdessen mit rechtlichen Schritten. Seine Schilderung des Hergangs unterscheidet sich offenbar deutlich von den Angaben des Bubs.

Schüler möchte sich nicht mehr äussern

Sicher ist: «Die Staatsanwaltschaft hat den Auftrag, den genauen Hergang des Ereignisses abzuklären und sowohl belastende als auch entlastende Beweise zu sichern», sagt Schuler von der Staatsanwaltschaft. Es sei daher zu früh, um sagen zu können, ob es überhaupt zu einer Kollision gekommen sei und welcher Verkehrsteilnehmer sich wie verhalten habe.

Auf Nachfrage von Blick bei der Familie des Bubs heisst es nur: kein Kommentar mehr. Gegenüber Tele M1 bedauerte er, dass er nun nicht mehr in die Badi und auch nicht mehr zum Sport gehen könne.

Keine Festnahme oder Haft

Für den Autofahrer seien «natürlich» keine Massnahmen wie eine Festnahme oder Haft angeordnet worden, «da diese in keinem Verhältnis zu den gegenwärtig möglichen Verdachtsmomenten stehen würden», ergänzt Schuler von der Staatsanwaltschaft.

Ebenso sei es für eine juristische Einordnung (ob lediglich Übertretung, ob fahrlässige Körperverletzung, Entfernen vom Unfallplatz etc.) noch zu früh. «Insgesamt handelt es sich um ein laufendes Verfahren, in dem alle wesentlichen Punkte noch offen sind», sagt Schuler.

Für den beschuldigten Richter gilt die Unschuldsvermutung.

* Namen bekannt 

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