Peinliche Mail-Panne
Aargauer Polizeichef beschimpft Mann als «Neger»

Ein Aargauer Polizeichef wurde wegen Beschimpfung verurteilt, nachdem er einen Beschuldigten in einer E-Mail als «Neger» bezeichnet hatte. Der Fall reiht sich in eine Reihe von Rassismus-Vorfällen bei der Schweizer Polizei ein.
Publiziert: 06.09.2025 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2025 um 21:05 Uhr
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Der Aargauer Polizist hatte eigenen Aussagen zufolge «einen schlechten Tag». (Symbolbild)

Darum gehts

  • Polizeichef beleidigt Beschuldigten als «Neger» und wird bestraft
  • Mail versehentlich an Beschuldigten gesendet, führt zu Strafanzeige
  • 2600 Franken Geldstrafe, 600 Franken Busse und 600 Franken Gebühren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Fabrice ObristRedaktor News

Per Mail bekam die Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal aus dem Aargau «ein Mail mit sehr vielen Forderungen» von einem Beschuldigten. «Da habe ich mich hinreissen lassen», wird der Regionalpolizei-Chef der «Aargauer Zeitung» später sagen.

Das Mail des Beschuldigten macht den Polizeichef so wütend, dass er zwei seiner Arbeitskollegen wiederum ein Mail schickt. Darin heisst es unter anderem: «Het de Burscht en Schade!! Aber überrascht mech ned, esch en Neger!!» Versehentlich schickte er das Mail aber nicht nur an die Kollegen, sondern auch an den Beschuldigten selbst. Also den Mann, den er mit dem N-Wort beschimpfte.

«War dumm und tut mir leid»

Sofort wurde der Gemeinderat, Arbeitgeber des Polizeichefs, über das Mail informiert. Das führte dazu, dass der Polizeichef administrativ abgemahnt wurde.

Doch dabei blieb es für den Regionalpolizisten nicht. «Wir haben auch versucht, mit dem Herrn Kontakt aufzunehmen, wollten uns erklären und uns entschuldigen, aber er wollte davon nichts mehr wissen», erklärt er. Der Mann reichte Strafanzeige gegen den Polizeichef ein.

Per Strafbefehl wurde der Polizist jetzt wegen Beschimpfung verurteilt. Er hat sich nicht gegen den Strafbefehl gewehrt, der somit rechtskräftig ist. 2600 Franken Geldstrafe, 600 Franken Verbindungsbusse und 600 Franken Strafbefehlsgebühren muss er jetzt bezahlen. «Es war dumm und es tut mir leid», betont er.

Darum ist es kein Rassismus

Dass der Aargauer wegen Beschimpfung und nicht wegen Rassismus verurteilt wurde, hat einen Grund. Adrian Schuler, Mediensprecher der Aargauer Staatsanwaltschaft, erklärt gegenüber der «Aargauer Zeitung»: «Der Straftatbestand des Rassismus setzt unter anderem voraus, dass eine Äusserung öffentlich gemacht wird. In diesem Fall ging das Mail jedoch nur an wenige Personen und der Privatkläger sollte wohl gar nicht unter den Empfängern sein. Die Beleidigung erfolgte ihm gegenüber also ohne Absicht.»

Der Fall aus dem Aargau ist keine Einzelheit. Immer wieder werden Schweizer Polizeien mit Rassismus in Verbindung gebracht. Diese Fälle haben sich in der jüngeren Vergangenheit ereignet.

Rassismus-Gruppenchats in Lausanne

Rund 10 Prozent eines Lausanner Polizeikorps, von insgesamt 501 Polizisten, war Teil von zwei privaten Whatsapp-Gruppenchats. Darin wurden rassistische und homophobe Nachrichten geteilt sowie der Nationalsozialismus verherrlicht. In der Folge kam es in der Waadtländer Hauptstadt zu Ausschreitungen und acht Polizisten wurden suspendiert.

«Sieg Heil»-Rufe in Basel-Stadt

Gegen ihren Willen küsste ein Basler Polizist bei einem Teamausflug eine unterstellte Kollegin auf den Mund. Doch damit nicht genug. Der Beamte forderte auch zu Racial Profiling auf, also dass dunkelhäutige Menschen häufiger kontrolliert werden, und rief mehrmals «Sieg Heil». Er wurde deswegen von der Polizei Basel-Stadt freigestellt.

Berner Polizist findet N-Wort «hübsch»

Ein Berner Polizist veröffentlichte Ende 2018 ein Buch über seine Arbeit. Darin schrieb er unter anderem: «Ich persönlich finde das Wort ‹Neger› ganz hübsch und assoziiere damit kein negatives Gedankengut». Zudem beschreibt er, wie Kollegen bei schwarzen Drogendealern auch mal zur Selbstjustiz griffen. Nach Anfrage von Blick erklärte die Berner Kantonspolizei, man werde mit dem Polizist «das Gespräch suchen».

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