Magdalena Martullo kehrt der Kirche den Rücken – das sagt der Dorfpfarrer von Meilen ZH
«Jeder Austritt schmerzt»

Nationalrätin Martullo-Blocher macht keinen Hehl aus den Gründen für ihren Kirchenaustritt: «Wegen der Steuer, wegen der Kirchgemeinde», sagt sie. BLICK hat mit ihrem Ex-Pfarrer gesprochen. Er sagt, wofür die Kirche Steuern braucht.
Publiziert: 22.09.2019 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2019 um 12:00 Uhr
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Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher ist aus der Kirche ausgetreten.
Foto: Karl-Heinz Hug
Anian Heierli, Cinzia Venafro

Sie ist erfolgreiche Unternehmerin, Politikerin und gibt sich gerne volksnah. SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (50) befindet sich mitten im Wahlkampf. Trotzdem ist sie aus der reformierten Kirche ausgetreten, wie der SonntagsBlick aufdeckte. Aus den Gründen für ihren Austritt macht sie keinen Hehl. Im Gegenteil: «Wegen der Kirchgemeinde, wegen der Steuern», gibt sie offen zu. «Ich zahlte immer mehr, und die Kirchgemeinde sagte immer, sie hätten das sowieso bereits ausgegeben.» Zudem sei sie nicht zufrieden damit gewesen, wie die Gemeinde geführt wurde.

Religiös will sie aber noch immer sein. Das passt auch zur Geschichte der Familie. Immerhin war ihr Grossvater Wolfram Blocher einst Dorfpfarrer in Laufen ZH. Bislang zahlte die SVP-Nationalrätin ihre Kirchensteuern an ihrem Wohnort, der Gemeinde Meilen am Zürichsee. Dort profitierte die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde vom Geld.

Der Dorfpfarrer: «Viele treten unpersönlich aus!»

Daniel Eschmann (57) ist langjähriger evangelischer Dorfpfarrer in Meilen. «Zu einzelnen Personen darf ich keine Auskunft geben», sagt er zu BLICK. Allgemein bedauert er aber jedes Gemeindemitglied, das wegfällt. «Austritte sind immer schmerzhaft. Viele machen das mit einem ausgedruckten Internetformular, ohne mit der Kirche zu sprechen.» Dabei würden ihn die persönlichen Gründe interessieren.

Oft sind die Kirchensteuern den Mitgliedern ein Dorn im Auge. Gerade wenn sie selbst nicht regelmässig Gottesdienste besuchen. Dabei kommt das Geld sehr regional – in der eigenen Wohngemeinde zum Einsatz. Pfarrer Eschmann erklärt: «Mit dem Geld werden die Löhne bezahlt. Bei uns sind das drei Pfarrpersonen, Jugend- und Familienarbeiter und Sozialdiakone, die sich um ältere Leute kümmern.»

Er warnt: Ohne Kirchensteuer gäbe es keine Seelsorge, keine Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen oder Abdankungen. Gerade für Senioren und die Bewohner von Altersheimen ist diese wichtig. «Dazu gehören Andachten, persönliche Besuche, die Begleitung von Angehörigen bei einem Todesfall oder die Unterstützung von Menschen, die Mühe haben, eine Stelle zu finden.»

CVP-Präsident Pfister: «Sie hat Sinn der Steuer nicht begriffen»

Der Pastor bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: «Die Steuer ist ein Beitrag an den Zusammenhalt der Gesellschaft.» Genau das sei bei Martullo-Blochler laut CVP-Präsident Gerhard Pfister (56) wohl nicht angekommen: «Die Kirchen brauchen das Steuergeld, um Solidarität ausüben zu können. Wenn vermögende Menschen keine Kirchensteuer mehr zahlen, fehlt dieses Geld den Schwachen.» Wenn Martullo die Kirchensteuer zu hoch sei, habe sie deren Sinn nicht begriffen: die Solidarität.

Immer mehr Kirchenaustritte in der Schweiz

Knapp zwei Drittel der Schweizer sind römisch-katholisch oder evangelisch-reformiert. Der Anteil der Reformierten an der Gesamtbevölkerung hat sich zwischen 1950 mit 56,3 Prozent und 2014 mit 25,5 Prozent halbiert. 

Stark zugenommen hat der Anteil der Konfessionslosen: Knapp ein Viertel der Schweizer Bevölkerung gehört keiner Religionsgemeinschaft an. Und auch die Katholiken verlieren ihre Schäfchen: Lange konnten sie mithilfe der Einwanderer aus Italien und Portugal ihre Mitgliederzahl halten. Doch auch dort ist immer mehr Exodus. Im Kanton Zürich traten beispielsweise im Jahr 2000 noch rund 2500 Leute aus. 2017 waren es mehr als doppelt so viele. So waren 2017 rund 37 Prozent der Schweizer Teil der römisch-katholischen Kirche.

Knapp zwei Drittel der Schweizer sind römisch-katholisch oder evangelisch-reformiert. Der Anteil der Reformierten an der Gesamtbevölkerung hat sich zwischen 1950 mit 56,3 Prozent und 2014 mit 25,5 Prozent halbiert. 

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