Das Corona-Wunder am Rheinfall
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Kein Kanton machts besser:Schaffhausen hat die tiefsten Corona-Zahlen

Kein Kanton meistert die Pandemie besser als Schaffhausen
Das Corona-Wunder am Rheinfall

In Schaffhausen gibt es kaum noch Corona-Fälle, auch die Spitalbetten sind leer. Die Verantwortlichen suchen selbst nach Gründen für die erfreulich niedrigen Zahlen.
Publiziert: 13.02.2021 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 20:53 Uhr
Unter seiner Führung reifte Schaffhausen zum Musterkanton heran: Gesundheitsdirektor Walter Vogelsanger.
Foto: Keystone
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Sven Ziegler

Die Corona-Zahlen des Kantons Schaffhausen sind beeindruckend: Nur gerade 24 Fälle pro 100'000 Einwohner verbucht der Kanton derzeit im Wochenschnitt – das ist schweizweit der deutlich niedrigste Wert. Zum Vergleich: Die Schweiz weist derzeit rund 120 Fälle pro 100'000 Einwohner auf, der Spitzenreiter Wallis gar 175!

In der vergangenen Woche meldete Schaffhausen pro Tag rund drei Corona-Fälle. Am Freitag wurde gar ein neuer Tiefstwert im Jahr 2021 aufgestellt: Nur gerade ein positives Testergebnis musste die Kantonsregierung ans BAG übermitteln.

Auch die Betten für Covid-Patienten im Kantonsspital sind praktisch leer, nur drei Personen sind derzeit mit einer Corona-Erkrankung hospitalisiert. Unter der Führung von Gesundheitsdirektor Walter Vogelsanger (57, SP) reifte Schaffhausen zum Musterkanton. Und keiner weiss, warum.

Nachtschichten und viel Durchhaltewillen

Laura Gialluca (23) vom Covid-Team Schaffhausen meint, den einen grossen Grund für die tiefen Zahlen gebe es nicht. Sicherlich spiele die tiefere Mobilität eine Rolle, der Grenzverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz liegt derzeit praktisch still. «Aber nur das ist es sicherlich nicht!»

Sie zeigt sich vor allem beeindruckt vom Engagement der beteiligten Mitarbeiter und der Bevölkerung: «Viele Teammitglieder haben Tag und Nacht gearbeitet, um die Pandemie zu bewältigen.» Sie erinnert sich zurück, an Krisensitzungen um 23 Uhr abends oder ganze Wochenenden im Büro. Zudem betont sie: «Neben den Behörden hat aber auch die Schaffhauser Bevölkerung ein grosses Engagement gezeigt. Die Massnahmen wurden vom Grossteil der Schaffhauserinnen und Schaffhauser eingehalten. Das ist für niemanden leicht, spielt aber in der Bekämpfung der Pandemie eine essenzielle Rolle.»

Erst kürzlich habe man wieder eine Nachtschicht eingelegt: «Als der Registrierungslink für die Impfung nicht funktionierte, wurde um 3 Uhr nachts eine Sitzung abgehalten und das Problem behoben. Nie hat jemand protestiert, alle waren jederzeit abrufbereit und haben sich gegenseitig geholfen. »

Verschiedene Szenarien vorbereitet

Zudem habe man bereits früh sämtliche Zuständigkeiten geregelt: «Als die Fallzahlen im Oktober plötzlich stark anstiegen, waren die Zuständigkeiten bereits grösstenteils geregelt.» Zu einem Kompetenzgerangel zwischen den einzelnen Behörden sei es nie gekommen.

Auch die Kantonsärztin (ad interim), Elke Lenz-Agnes (52), ist überzeugt, dass die hohe Einsatzbereitschaft und eine gute Vorbereitung entscheidend waren: «Wir haben nach der ersten Welle im Frühling früh verschiedene Szenarien für die zweite Welle durchgespielt. Daher waren wir beim Wiederanstieg der Fallzahlen im Herbst gut vorbereitet.» Das Contact Tracing sei wieder ausgebaut worden, auch die Testkapazitäten wurden erhöht.

Als im Dezember bekannt wurde, dass der erste Impfstoff eine Zulassung erhält, reagierte man ebenfalls umgehend: «Wir haben innert dreier Wochen ein Impfzentrum aufgebaut. Leider können wir bislang nur rund ein Fünftel der Kapazitäten nutzen, was am fehlenden Impfstoff liegt.»

Contact Tracing hat immer funktioniert

Laura Gialluca vom Covid-Team Schaffhausen sagt, man habe grossen Wert auf die Aufrechterhaltung des Contact Tracing gelegt. «Das Contact Tracing hat trotz einer Verzehnfachung der Fallzahlen innert dreier Wochen funktioniert. Es war nahe der Kapazitätsgrenze, musste aber nie aufgegeben werden», so Gialluca. Sie erinnert sich: «Zu Beginn bestand das Contact-Tracing-Team aus zwei Personen. Schnell wurde ersichtlich, dass das nicht reicht. Es wurde zügig aufgestockt – und heute sind 44 Personen mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt.

Auch die Testung habe man früh eingeführt. «Zu Beginn der Pandemie gab es relativ wenige Tests», erinnert sich Gialluca. «Als später genügend Tests zur Verfügung standen, hat der Kanton Schaffhausen als einer der ersten Kantone die Testung in Apotheken erlaubt. Das hat geholfen, die Testkapazität in kurzer Zeit auszubauen.»

Kein Privatleben, nur noch Arbeit

Auch für den Rest des Covid-Teams hat sich das Leben innert Tagen komplett gewendet. Das Privatleben rückte zur Seite, seit einem knappen Jahr sind die Teammitglieder fast ausschliesslich mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt.

Ans Aufgeben hat allerdings nie jemand gedacht. Stattdessen darf man sich nun über tiefe Corona-Zahlen freuen. Gialluca meint: «Ich bin froh, dass wir ein solch engagiertes Team haben, in dem jeder mit derart viel Herzblut dabei ist.» Weiter sagt sie: «Ob die aktuellen Fallzahlen schlichtes Glück sind, sich mit dem Engagement dem Beteiligten erklären lassen oder dank der Disziplin der Bevölkerung derart tief sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Wir geben weiterhin jeden Tag unser Bestes.»


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