Darum gehts
- Demonstration gegen Polizeigewalt in Lausanne findet kaum Teilnehmer
- Whatsapp-Gruppen von Polizisten mit rassistischen und menschenverachtenden Nachrichten enttarnt
- Nur etwa ein Dutzend Menschen folgten dem Aufruf zum Protest
Am Montagabend hätte in Lausanne eine weitere Demonstration «gegen Gewalt und Faschismus unter Polizisten» stattfinden sollen. Aufgerufen hatte das linke Portal renverse.co – gekommen ist fast niemand. Was ist bloss passiert?
Gleichentags hatte am Nachmittag die Stadt Lausanne noch vier weitere Suspendierungen von Polizeibeamten wegen Beteiligung an diskriminierenden Whatsapp-Gruppen verkündet. Der Missstand ist eine Tatsache. Trotzdem folgte fast niemand dem Aufruf zu weiteren Protesten.
Die Waadtländer Staatsanwaltschaft hat vor einigen Tagen zwei inzwischen geschlossene Whatsapp-Gruppen enttarnt, in denen aktive und ehemalige Polizisten rassistische, sexistische, antisemitische, homophobe und menschenverachtende Nachrichten austauschten – darunter Verherrlichungen des Nationalsozialismus und des Ku-Klux-Klans.
«Nur noch Trauer, keine Wut»
Der bewilligte Demonstrationszug hätte am gleichen Ort starten sollen, wo in der letzten Woche während zwei Nächten wütende Jugendliche randaliert und sich eine wilde Schlacht mit der Polizei geliefert hatten: dem Coop im Stadtquartier Prélaz.
Die Bilder von brennenden Autos und Containern gingen um die Welt. Die Unruhen wurden vom Tod des Teenagers Marvin M.* (†17) ausgelöst. Er kam am 24. August bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben. Am Samstag fand bereits ein Gedenkmarsch statt. Gut 1000 Personen nahmen daran teil.
Am Montagabend folgten aber nur knapp ein Dutzend Menschen dem Aufruf zum erneuten Protest. Auf der Terrasse oberhalb des Platzes versammelten sich ein kleiner Teil der Jugendlichen, die sich bei den Unruhen am Mittwoch beteiligt hatten. Zu Blick sagten sie: «Das sind nicht unsere Leute. Wir misstrauen dem Politiker, der da spricht.» Sie hatten aber auch generell keine Lust mehr, ihre Verzweiflung öffentlich zu zeigen. «Wir haben alles gesagt. Wir empfinden jetzt nur noch Trauer, keine Wut.»
Grundlose Personenkontrolle?
Die Jugendlichen mit hauptsächlich dunklen Kleidern und Kapuzenpullis wollen aber doch noch von einem aktuellen Ereignis erzählen: «Am Samstag wurde eine Gruppe von uns völlig grundlos auf die Polizeiwache gebracht. Es gab keinen Anlass für diese Polizeigewalt.» Sie seien nach einem Gedenkkonzert für den verstorbenen Marvin R. vor dem Konzertlokal von 20 Polizisten empfangen worden. «Wir waren überhaupt nicht aggressiv unterwegs. Wir befanden uns auf dem Heimweg. Sie führten grundlos Personenkontrollen durch. Sie mussten uns danach ziehen lassen. Es gab bei niemandem von uns den kleinsten Grund für eine Verhaftung.»
Die beiden Politiker brechen nach gut einer Stunde offiziell die Demonstration ab. Am Megaphon erklären sie im strömenden Regen, dass die von Polizeigewalt betroffene Quartierbevölkerung sich vermutlich nicht gerne an politischen Protestmärschen beteilige.
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