«Gewisse KMUs können so nicht existieren»
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Hergiswiler sind besorgt:«Gewisse KMUs können so nicht existieren»

Hier will niemand die Erbschaftssteuer der Juso – Blick zu Besuch in Hergiswil NW
«Das wäre für uns eine Katastrophe»

Die Juso-Initiative zur Einführung einer 50-prozentigen Erbschaftssteuer für Vermögen über 50 Millionen Franken stösst in Hergiswil NW auf breite Ablehnung. Einwohner befürchten negative Auswirkungen auf Familienunternehmen und Gemeindefinanzen.
Publiziert: 24.10.2025 um 23:56 Uhr
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In Hergiswil leben viele Menschen, die ein Vermögen von über 50 Millionen Franken besitzen.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Hergiswil lehnt Erbschaftssteuer ab. Reiche Familien prägen das Dorf
  • Einwohner befürchten negative Auswirkungen auf Familienunternehmen und lokale Wirtschaft
  • Vorgeschlagene Erbschaftssteuer: 50 Prozent für Vermögen über 50 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Beat MichelReporter

Erwähnt man die Erbschaftssteuer im Dorf der berühmten Glasi Hergiswil, bricht Panik aus. Kein Wunder: 59 Multimillionäre wohnen in Hergiswil NW. Die Initiative der Juso, über die bald abgestimmt wird, würde hier voll einschlagen. Und schon jetzt geht ein Gespenst um: Die Gemeinde habe seit diesem September mehrere auffällige Abmeldungen verzeichnet, sagte Gemeindepräsident Daniel Rogenmoser (44) zu Blick. Aus Gesprächen könne er sagen, dass die Wegzüge aufgrund der Initiative erfolgt seien. Rogenmoser rechnet mit weiteren Abmeldungen.

Klar ist: Für Hergiswil ist die Initiative ein Klumpenrisiko. Blick hat das Dorf der Reichen besucht. Wie ist die Stimmung, nun, da der Aderlass der zahlungskräftigen Einwohner droht? «Wenn diese Steuer kommt, ist das für uns eine Katastrophe», sagt ein Pensionär zu Blick. «Ich war durch meinen Job bei vielen der reichen Einwohner gelegentlich zu Hause. Und bin auch mit ihnen zur Schule gegangen. Sie sind sehr sozial und haben die Gemeinde geprägt», sagt der Senior.

Silvana Blättler ist die Urenkelin von Franz Blättler, eines nach Deutschland ausgewanderten Unternehmers. Sie findet es falsch, den Familien die Hälfte des Vermögens wegzunehmen.
Foto: Beat Michel

Gegen die Erbschaftssteuer von 50 Prozent für über 50 Millionen Franken sind auch die Jungen. Blick trifft auf Silvana Blättler (31), sie ist die Urenkelin von Franz Blättler, eines sehr erfolgreichen Hergiswiler Unternehmers, der nach Deutschland ausgewandert ist. Die Make-Up-Artistin besucht das Dorf ihrer Vorfahren zum ersten Mal. Über die drohende Erbschaftssteuer ist sie entrüstet. Sie sagt: «Da bin ich sehr dagegen. Es soll also das Vermögen, das sich eine Familie über Jahrzehnte angespart hat, an alle verteilt werden? Das kann doch nicht sein!», sagt sie zu Blick.

Der in Hergiswil wohnende Hochbauzeichner Michael Anderhalden ist gegen die Erbschaftssteuer.
Foto: Beat Michel

Auch Hochbauzeichner Michael Anderhalden (56) will keine Erbschaftssteuer, auch wenn er nicht zu den direkt Betroffenen gehört. Er sagt: «Die Juso übertreibt wieder einmal. So kann ein Familienunternehmen einen Generationenwechsel doch nicht überleben.» Zu einer Steuer von fünf bis zehn Prozent für Erbschaften ab zehn Millionen hätte er vielleicht Ja sagen können. «Aber nicht zu 50 Prozent!»

Zahnarzt Thomas Guhl lehnt die Erbschaftssteuer ab. «Das Geld der Familien ist meistens in einer Firma gebunden. Die Steuer würde für viele KMU das Ende bedeuten.»
Foto: Beat Michel

Gleicher Meinung ist auch der Hergiswiler Zahnarzt Thomas Guhl (56). «Stellen Sie sich eine Firma vor, die 55 Millionen wert ist und von den Kindern weitergeführt werden soll. Nimmt man die Hälfte weg, ist die Firma kaputt», sagt Guhl.

Thomas Diederich besucht in Hergiswil die Glasi. Er findet die Erbschaftssteuer kontraproduktiv.
Foto: Beat Michel

Auch Thomas Diederich (45) aus Freiburg, der die Glasi besucht, lehnt die potenzielle Erbschaftssteuer ab. «Das ist nicht gut für die Schweiz. Bei Vermögen in dieser Grössenordnung werden viele Familien wegziehen. Da verlieren wir vermutlich viele Steuermillionen.» Dann wird er nachdenklich: «Wobei mir nicht ganz klar ist, wohin sie denn ziehen wollen. Fast überall sind die Steuern höher.»

Ebenfalls nachdenklich wird der Besitzer einer KMU in einer Liegenschaft direkt am See. «Ich würde nicht wegziehen», sagt der Unternehmer. «Es ist meiner Meinung nach unklar, ob die Steuereinnahmen steigen oder sinken werden.» Gegen die Erbschaftssteuer ist er aus einem anderen Grund: «Niemand hat ein Recht, das erarbeitete Geld einfach wegzunehmen und zu verteilen. Da lohnt es sich gar nicht mehr, sich anzustrengen. Es wäre ein Sieg für die Faulen.»

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