Darum gehts
- Niederländischer Terrorverdächtiger pflegte enge Kontakte zu Schweizer Rechtsextremen
- Er wurde verhaftet, weil er einen Anschlag geplant haben soll
- Zuvor traf er sich zum Bier mit der Jungen Tat
Was plante T. D.* (24)? Vor knapp sechs Wochen wurde der Rechtsextremist aus den Niederlanden in seiner Heimat festgenommen; nun sitzt er in Untersuchungshaft. Die Ermittler verdächtigen ihn, einen Terroranschlag vorbereitet zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung fanden sie illegale Waffen und Munition.
Der mutmassliche Terrorist ist international vernetzt. Als Kadermitglied der militanten Gruppierung Geuzenbond nahm er an Aktionen der Identitären Bewegung in Deutschland, Dänemark, Italien und Österreich teil. Und er stand in engem Kontakt zum Führungsduo der rechtsextremen Jungen Tat in der Schweiz.
Stategietreffen in Deutschland
Ein Foto, das SonntagsBlick vorliegt, zeigt D. in geselliger Runde: beim Biertrinken mit Manuel Corchia und Tobias Lingg, den Chefs der Jungen Tat. Mit dabei war auch Martin Sellner, Kopf der Identitären Österreich. Die Aufnahme entstand im Sommer 2024 während eines Strategietreffens in Deutschland.
Es war nicht die einzige Begegnung der beiden Anführer der Jungen Tat mit dem Terrorverdächtigen aus den Niederlanden. Wie auch die österreichische Recherche-Plattform «Stoppt die Rechten» berichtet, trafen sie sich an einem «Remigration Summit» in Mailand (I), Ende Juli reisten die drei an ein Aktionswochenende in Österreich. Drei Wochen später wurde D. verhaftet.
Haben Sie Hinweise zu brisanten Geschichten? Schreiben Sie uns: recherche@ringier.ch
Haben Sie Hinweise zu brisanten Geschichten? Schreiben Sie uns: recherche@ringier.ch
Am Aktionswochenende in Wien im letzten Juli marschierten Hunderte Identitäre zu einer Anti-Migrationsdemo auf. Die zwei Schweizer und der Niederländer spielten dabei eine Hauptrolle. Corchia filmte den Umzug für Propagandavideos, Lingg und D. heizten der Menge am Megafon ein.
Bereits am Abend vor dem Aufmarsch trafen sich die drei Rechtsextremisten. In einem Keller besuchten sie einen Boxkampf der Identitären Bewegung. Der Schweizer Lingg stand selber im Ring.
Rechtsextremismus, Gesundheit, Gewalt
Die niederländische Staatsanwaltschaft äussert sich derzeit nicht näher zu den möglichen Anschlagsplänen. Die Ermittlungen dauern an. Ein Untersuchungsrichter ordnete für D. eine 90-tägige Untersuchungshaft an, denn es bestehe «ausreichender Verdacht».
Klar ist: D. war führendes Mitglied des Geuzenbond. Die Behörden ordnen die Gruppierung den sogenannten «Active Clubs» zu, einer relativ neuen Organisationsform von Rechtsextremisten. Die gewaltbereiten Gruppen verbinden Rechtsextremismus mit Gesundheit, Fitness, Kraft- und Kampfsport.
Der Geuzenbond veröffentlichte ein kurzes Statement zur Verhaftung ihres Kadermitglieds: «Wir glauben nicht eine Sekunde lang, dass D. in irgendeiner Weise Gewalt vorbereitete.» Es handle sich um eine «erfundene Geschichte des Deep State», also geheimer staatlicher Strukturen.
Ähnlich reagiert die Junge Tat, die von sich selbst sagt, nur «friedlichen Aktivismus» zu betreiben. D. sei höchstwahrscheinlich Opfer eines «korrupten Staates». Die SonntagsBlick-Recherchen über den Fall zielten einzig darauf ab, «dem rechten Lager zu schaden».
Gerichtsprozess gegen Junge Tat
Möglicherweise sitzen die beiden wegen Rassendiskriminierung vorbestraften Anführer der Jungen Tat demnächst selbst im Gefängnis. Vor zwei Wochen erhob die Staatsanwaltschaft Zürich Anklage gegen Corchia und Lingg. Ihnen droht eine Freiheitsstrafe von 15 Monaten – 6 davon unbedingt. Die Liste ihrer mutmasslichen Straftaten ist lang: Diskriminierung, Aufruf zu Hass, Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit, Nötigung, Land- und Hausfriedensbruch sowie Widerhandlung gegen das Vermummungsverbot.
* Name bekannt