Rechtsextremen-Chefs drohen harte Strafen
Anklage gegen Führungsduo der Jungen Tat

Mehrere Jahre hat die Staatsanwaltschaft ermittelt. Jetzt will sie die zwei bekanntesten Rechtsextremen der Schweiz vor Gericht ziehen. Ihnen drohen harte Strafen.
Publiziert: 00:13 Uhr
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Tobias Lingg (l.) und Manuel Corchia (M.) von der Jungen Tat bei einer Demo in Winterthur ZH.
Foto: Telegram

Darum gehts

  • Anklage gegen Anführer der rechtsextremen Jungen Tat steht kurz bevor
  • Tobias Lingg und Manuel Corchia sind bereits vorbestraft, sie müssen mit harten Sanktionen rechnen
  • Die Junge Tat fällt immer wieder mit militanten Aktionen auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Die Justiz-Dossiers über Tobias Lingg (23) und Manuel Corchia (24) dürften inzwischen mehrere Ordner füllen. Vorbestraft sind sie schon – mehrfach: wegen Rassendiskriminierung, Sachbeschädigung und Vergehen gegen das Waffengesetz. Nun drohen den Anführern der rechtsextremen Jungen Tat weitere Strafen.

Recherchen zeigen: Eine Anklage gegen die beiden steht kurz bevor. Knapp drei Jahre hat die Zürcher Justiz ermittelt, jetzt holt sie zum Schlag gegen die Rechtsextremen-Chefs aus. «Die Staatsanwaltschaft beabsichtigt, Anklage zu erheben», bestätigt ein Sprecher die Informationen von Blick. Schon in den nächsten Tagen könnte es so weit sein.

Prügeleien und Störaktionen

Damit kommt es zum grossen Gerichtsprozess gegen Lingg und Corchia. Noch ist nicht öffentlich, was genau die Staatsanwaltschaft den zwei Aktivisten der Jungen Tat vorwirft. Es dürfte sich aber um ein ganzes Bündel an mutmasslichen Straftaten handeln.

Seit vier Jahren provoziert die Gruppierung mit militanten Aktionen. Anhänger stören queere Anlässe, prügeln sich mit politischen Gegnern, zeigen ausländerfeindliche Transparente. Die Junge Tat ist die aktivste rechtsextreme Organisation der Schweiz – und Lingg und Corchia sind bei fast allen Aktionen mit dabei.

Ende 2024 hat die Staatsanwaltschaft Zürich bereits Strafbefehle gegen sechs andere Mitglieder der Jungen Tat erlassen. Die Liste ihrer mutmasslichen Vergehen ist lang: Rassendiskriminierung, Nötigung, Sachbeschädigung, Abhören und Aufnehmen fremder Gespräche, Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit, Landfriedensbruch, Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz, Hinderung von Amtshandlungen und illegale Vermummung. Die Staatsanwaltschaft fordert Geldstrafen von insgesamt 70'000 Franken. Alle Beschuldigten haben Einsprache erhoben.

Aktion gegen Flüchtlinge

Keinen Strafbefehl erhielten Lingg und Corchia. Sie dürfte es deutlich härter treffen. Das geforderte Strafmass wird höher sein als dasjenige gegen die restlichen Mitglieder der Jungen Tat. Einerseits aufgrund der Vorstrafen, aber auch, weil weitere Taten hinzukommen. So waren Lingg und Corchia etwa dabei, als deutsche Rechtsextreme im Februar 2023 in Bayern eine Flüchtlingsunterkunft belagerten und daraufhin verhaftet wurden.

Mit dabei waren die zwei Anführer der Gruppe mutmasslich auch, als vermummte Mitglieder der Jungen Tat 2022 einen Pride-Gottesdienst in Zürich stürmten oder als sie an einer Vorlesestunde von Dragqueens für Kinder im Zürcher Tanzhaus Rauchfakeln zündeten.

Recherche-Hinweise

Haben Sie Hinweise zu brisanten Geschichten? Schreiben Sie uns: recherche@ringier.ch

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Lingg und Corchia ziehen die Fäden bei der Jungen Tat. Sie sind international vernetzt und treten öffentlich mit Klarnamen auf – eine Seltenheit in der rechtsextremen Szene. Im März porträtierte das SRF die beiden in einer halbstündigen Doku.

Brutalo-Fight in Wien

Erst vor vier Wochen reisten die zwei mit Gesinnungskameraden an eine identitäre Demo in Wien, wo sie an der Seite von Rechtsextremist Martin Sellner die Rückschaffung von Migrantinnen und Migranten forderten. Manuel Corchia trat als Redner auf.

Am Vorabend trafen sich Mitglieder der Jungen Tat mit Rechtsextremen aus mehreren Ländern in einem Keller, wo identitäre Aktivisten in Boxkämpfen gegeneinander antraten. Auch Tobias Lingg stieg in den Ring und lieferte sich in einem Käfig einen Fight mit einem Österreicher.

Die Junge Tat äusserte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den bevorstehenden Anklagen. Die Strafbefehle gegen ihre Mitglieder bezeichnete sie Ende 2024 als «haltlose Anschuldigungen» und eine «Beschneidung der Meinungsfreiheit».

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