Darum gehts
- Adrian Fetscherin kämpft gegen Swisslos wegen Sportwetten-Einschränkungen in seinem Geschäft
- Swisslos begrenzt Wetten mit günstigen Quoten, um wirtschaftliche Risiken zu managen
- Seit Anfang des Jahres können bei Fetscherin Wetten erst ab einer Quote von 1,31 abgeschlossen werden
Adrian Fetscherin (50) ist ein Mann, der Klartext redet. Als er seinen Job als Marketingleiter beim Grasshopper Club Zürich hinschmiss, sagte er: «Ich habe gekündigt, weil ich es unerträglich finde, dass wir den Feind im eigenen Haus haben. Und zwar in Person des eigenen Verwaltungsrats.»
Nun kämpft der Bündner und Inhaber von Hopp Arosa, einem Supermarkt mit angeschlossenem Bistro in Arosa GR, gegen einen anderen Grossen: Swisslos, die nationale Lotteriegesellschaft der Deutschschweiz. Dieser wirft er vor, dreckig zu spielen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Gewisse Wetten werden nicht angenommen
Hopp Arosa fungiert wie viele Geschäfte, Bistros und Kioske als Vertriebsstelle für Swisslos. Heisst: Hier kann man Lottoscheine und Lose kaufen – und Sportwetten abschliessen. Doch damit gibt es bei Hopp Arosa ein Problem. «Ich habe grundsätzlich nichts gegen Swisslos, die Zusammenarbeit zwischen uns funktioniert im Bereich der Sportwetten aber überhaupt nicht», sagt der Ex-Geschäftsführer vom EHC Arosa zu Blick.
Das Problem: Gewisse Sportwetten können über das Terminal von Hopp Arosa nicht abgeschlossen werden. «Es sind Wetten, bei denen die Spieler eine günstige Quote haben, also mit grösserer Wahrscheinlichkeit gewinnen», erklärt der Inhaber. Seit Anfang des Jahres beobachtet Fetscherin dieses Phänomen in seinem Laden. «Überall sonst sind diese Wetten verfügbar!» Betroffen sind Wetten in sämtlichen Sportarten. Erst Wetten mit einer Quote ab 1,31 können bei Hopp Arosa abgeschlossen werden.
Das hat Folgen. Fetscherin sagt: «Swisslos zwingt hinterrücks die Wettenden im Hopp Arosa, ins höhere Risiko zu gehen, weil die sichereren Wetten nicht zur Verfügung stehen.»
Kunden sind verärgert
Die Kunden verstehen derweil nicht, warum sie ihre gewünschten Wetten nicht abschliessen können, obwohl diese von Swisslos angeboten werden. «Viele sind verärgert und finden das Gebaren von Swisslos unseriös», erzählt Fetscherin.
Seit Monaten versucht er deshalb, das Problem aus der Welt zu schaffen. Mehrere Male wies er Swisslos darauf hin, mit den «Machenschaften hinter den Kulissen» aufzuhören. Erfolglos. «Ich wurde immer hingehalten oder mit fadenscheinigen Argumenten abgewimmelt», ärgert sich der Geschäftsmann. «Dies, obwohl wir alle Vertragsbestimmungen mit Swisslos ausnahmslos eingehalten und befolgt haben. Das Ganze ist sehr dubios.»
Anfang April erklärt sich Swisslos gegenüber Fetscherin in einem Brief, dieser liegt Blick vor. Darin schreibt die Lotteriegesellschaft: «Die Struktur der Sporttip-Spieltransaktionen in Ihrer Verkaufsstelle unterscheidet sich deutlich von jener in anderen Verkaufsstellen und erreicht Risikomanagement-Limiten, welche dazu führen, dass Wettanfragen abgelehnt werden müssen.»
Blick fragt bei Swisslos nach, wie dies zu verstehen ist. «Die Annahme von Wetten wird limitiert, wenn gleichartige Wetten in einem Umfang abgeschlossen werden, der die vorgesehenen Limiten sprengt. Damit wird das wirtschaftliche Risiko gemanagt, das der Wettanbieter beim Spielbetrieb eingeht», schreibt Swisslos. Heisst: Swisslos will verhindern, dass sie bei Spielen mit klaren Favoriten Verluste macht. Denn: «Mit dem Abschluss von Wetten geht der Wettveranstalter Risiken ein.»
«Das ist absurd»
Für diese Argumentation hat Fetscherin kein Verständnis. Er sagt: «Das ist absurd. Wettet jemand zum Beispiel 500 Franken bei einer Quote von 1,01, riskiert er 500 bei einem Gewinn von 5 Franken. Wer also trägt das Risiko? Der Wettende und nicht Swisslos.» Und selbst wenn der Wettende gewinnen sollte, gewinne er nur 5 Stutz. «Dieses Argument für die Sperrung der Wetten ist komplett fadenscheinig. Sie blockieren mich, weil meine Kunden zu oft gewinnen.»
Fetscherin glaubt deshalb vielmehr, dass er für Swisslos einfach zu erfolgreich war. Er sagt: «Mein Geschäft wird vermutlich benachteiligt, weil wir zu viele Wetten verkauft haben. Da wir sehr viele Spielende hatten, wurde es Swisslos vielleicht zu viel an Provisionen, die an Hopp Arosa zu bezahlen waren?»
Er verlangt, dass Swisslos auch in seinem Laden wieder alle Wetten annimmt. «Alles andere ist inakzeptabel.»