Darum gehts
- Adolf Haeberli stirbt mit 91 Jahren in St. Moritz
- Vier Tage vorher feierte er seinen Geburtstag
- Er hat eine Stiftung für bezahlbaren Wohnraum gegründet
Adolf Haebeli (†91) ist am frühen Samstagmorgen in seinem Zuhause, der Villa «Heb di fest», in St. Moritz gestorben. Dies bestätigt Gemeindepräsident Christian Jott Jenny (47) gegenüber Blick.
Gerüchte über den Tod des Dorforiginals hatte es schon Anfang Monat gegeben. Anlass war die Tatsache gewesen, dass in seinem Haus aufgeräumt wurde – was viele als sicheres Zeichen für den Tod des chaotischen Adolf Haeberli deuteten. Doch der Totgesagte empfing am 6. November einen Blick-Reporter in seinem frisch aufgeräumten Zuhause zum Interview.
Vier Tage vor dem Tod noch gefeiert
Dabei räumte Haeberli ein, dass es ihm gesundheitlich nicht mehr gut gehe. «Ich bin wahnsinnig schwach geworden. Ich bin selbst erstaunt darüber», sagte er. «Aber mit bald 91 Jahren muss man sich nicht wundern.» Den 91. Geburtstag hat Haeberli am Dienstag dieser Woche noch erlebt – und gefeiert.
Bekannte und Freunde veranstalteten ein Fest im Hotel Reine Viktoria. Jenny, der auch vor Ort war, sagt: «Adolf Haeberli wirkte zwar geschwächt, aber er konnte das Fest geniessen.» Es sei ein schöner Anlass gewesen. «Es schien, als wolle jeder ihm noch einmal die Ehre erweisen.» Sein Tod sei ein grosser Verlust für St. Moritz, sagt Jenny, der Haeberli den Titel «Ehren-Wutbürger» verliehen hat. «Er war ein blitzgescheiter, scharfsinniger, selbstironischer Mensch.»
Erst Banker, dann Maniküre
Über das Engadin hinaus bekannt wurde Adolf Haeberli im Jahr 2020. Damals kam der preisgekrönte Dokumentarfilm «Haeberli» in die Kinos. Das Werk von Regisseur Moritz Müller-Preisser zeigte, wie sich Haeberli durch das Chaos seiner Wohnung bewegt, das durch die Anhäufung von Zeitungen entstand, die er noch lesen wollte und deshalb behalten hatte.
Eigentlich sei er ein ordentlicher Mensch, erst nach dem Tod seiner Mutter 2006 habe das Chaos angefangen, sagte Haeberli selber. In jungen Jahren hatte er als Banker bei der Credit Suisse in Genf gearbeitet. Nach dem Tod seines Vaters kehrte er ins Engadin zurück, um seiner Mutter mit der Buchhaltung für die Coiffeurs- und Schönheitssalons zu helfen, die die Familie betrieb. Zudem arbeitete er selber mit – er spezialisierte sich auf Maniküre und Pediküre.
Haeberli schenkt St. Moritz bezahlbaren Wohnraum
Mit der Gemeinde St. Moritz stand Haeberli auf Kriegsfuss. Grund war der Bau des Parkhauses Quadrellas in den 80er-Jahren, bei dem Haeberlis Elternhaus beschädigt wurde. Dennoch macht Haeberli St. Moritz nun ein riesiges Geschenk – der Messie wird sozusagen zum Messias: Am 91. Geburtstag von Haeberli wurde die Stiftung Haus zur Flora gegründet, einen Tag vor seinem Tod war sie im Handelsregister eingetragen.
Zweck der Stiftung ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Einheimische im Haus, das Haeberli hinterlassen hat. Im Luxusferienort St. Moritz herrscht grosser Mangel an Wohnungen, die sich Normalsterbliche leisten können. Bis zu sieben Wohnungen könnten nun entstehen – ob dies durch einen Um- oder einen Neubau geschehen wird, muss nun geklärt werden.
Adolf Haeberli wurde einst als der «berühmteste Messie der Schweiz» bezeichnet. Ausgerechnet er hat aber gezeigt, wie es gelingen kann, vor dem eigenen Tod alle Dinge in Ordnung zu bringen.