Videos zeigen Ölteppich auf dem Vierwaldstättersee
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Nach Flugzeugabsturz:Videos zeigen Ölteppich auf dem Vierwaldstättersee

Experte spricht über Notwasserung im Vierwaldstättersee
«Das Landen auf Wasser ist dem auf Land sehr ähnlich. Dann aber wirds kritisch»

Nach der Notwasserung eines Kleinflugzeugs im Vierwaldstättersee reissen die Spekulationen kaum ab. Ein Experte erklärt, warum eine Notwasserung selbst für erfahrene Piloten eine Herausforderung ist.
Publiziert: 29.07.2025 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2025 um 21:15 Uhr
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Am Montagmorgen stürzte ein Kleinflugzeug in den Vierwaldstättersee.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Kleinflugzeug stürzt in Vierwaldstättersee, Pilot und Passagierin gerettet
  • Erfahrener Pilot erklärt Herausforderungen bei Notwasserungen
  • Experte erklärt Fachbegriffe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Am Montagmorgen stürzte ein Kleinflugzeug in den Vierwaldstättersee. Wie die Polizei später berichtet, konnten der Pilot (78) und seine Passagierin (55) gerettet werden. Während der Pilot unverletzt blieb, musste die Frau ins Spital gebracht werden.

Das Flugzeug startete um 9.39 Uhr am Flughafen Buochs NW mit Ziel Burg Feuerstein in Bayern. Bereits einmal vorher war derselbe Flieger gestartet, um den Bürgenstock geflogen und wieder in Buochs gelandet. Laut Flugdaten flog das Flugzeug im zweiten Anlauf viel tiefer als beim ersten und verlor weiter an Höhe, bevor es eine notfallmässige Wasserung durchführte. Die Ursachen, die zur Notwasserung führten, sind noch unklar und werden untersucht.

Erfahrener Pilot spricht über Vorfall

Über die Umstände wird aktuell viel spekuliert. Das möchte Kristopher Koch (40), ein erfahrener kanadischer Pilot mit 25 Jahren Praxis und schweizerischen Wurzeln, vermeiden. Mit Blick sprach er trotzdem über die Notwasserung.

«Wenn man bei einem solchen Vorfall liest, dass es allen Personen gut geht, ist die Hälfte des Ereignisses schon vorbei, das ist nämlich das Wichtigste», sagt er. «Es ist immer schwierig, etwas zu sagen, wenn man noch so gut wie nichts sicher weiss», sagt er.

Er hebt hervor, dass eine Notwasserung selbst für erfahrene Piloten eine Herausforderung darstelle, vor allem das Aussteigen sei das Schwierige. «Das Landen auf Wasser ist dem auf Land sehr ähnlich. Dann aber wirds kritisch», meint er. Wenn das Flugzeug zum Beispiel auf dem Dach im Wasser liege oder wenn das Flugzeug nur einen Ausstieg habe, dann werde es schwer, begründet er die Aussage. «Ausserdem läuft ziemlich schnell Benzin aus. Wenn man dann auftaucht, hat man das alles im Gesicht und in den Augen», so Koch. Wenn ein Pilot oder eine Pilotin kontrolliert ins Wasser geht, sei das positiv zu sehen. «Die wissen schon, was sie tun».

Fehler wie Löcher im Schweizer Käse

Zu den möglichen Ursachen führt er an, dass eine Kombination aus mehreren Faktoren zum Unfall geführt haben könnten: «Wenn sowas passiert, spielen meistens mehrere Faktoren eine Rolle. Schlechtes Wetter, ein überladenes Flugzeug oder ein Defekt».

Dabei erwähnt er das sogenannte «Swiss Cheese Modell», wonach mehrere Fehler – oder Löcher im Sicherheitssystem – erst gemeinsam zu einem Unfall führen. «Erst wenn alle Löcher im Käse nebeneinander sind, sieht man durch den Käse durch. Ein Loch alleine reicht da nicht aus. Genauso, wie ein Fehler beim Fliegen meist nicht ausreicht».

In einigen Foren wird bereits über die Möglichkeit eines Strömungsabrisses diskutiert. Dies hält Koch aber eher für unwahrscheinlich und erklärt, was hinter dem Begriff steckt: «Ein Strömungsabriss passiert, wenn die Luft über den Flügel nicht mehr schön fliesst. Dann fällt der Flieger runter wie ein Brett, das man aus dem Fenster schmeisst. Es verliert schlagartig den Auftrieb.» Im vorliegenden Fall sei das aber eher unlogisch, da «bei einem Strömungsabriss der Flieger meist senkrecht in den Boden geht.»

Wie Skifahren bei Schlechtwetter

Auch spricht Koch über die, wie es heisst, niedrige Flughöhe beim zweiten Anflug und die meteorologisch bedingte schlechtere Sicht. «Bei schlechtem Wetter kann Wasser die gleiche Farbe wie der Himmel haben. Das dann zu unterscheiden, ist schwierig. Das ist wie bei schlechtem Wetter Skifahren, wenn der Himmel und die Piste die gleiche Farbe haben», erklärt er.

Koch schliesst mit wertschätzenden Worten zum Piloten: «Der Pilot hat es gut gemacht, wenn alle überlebt haben.» Er betont, dass Spekulationen wenig bringen. Man solle besser auf offizielle Ergebnisse warten. «Bis man etwas Offizielles hört, könnte es das oder das sein», sagt er. «Aus diesen Ergebnissen und Fehlern von Anderen, lernen auch wir immer wieder», sagt der erfahrene Pilot, bevor er sich verabschiedet, um selber ins Flugzeug zu steigen.

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