Darum gehts
- Affäre zwischen Klinikdirektor und Oberärztin führt zu Entlassungen am Inselspital
- Vorwürfe der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs stehen im Raum
- Klinikdirektor wirft Oberärztin Rufmord vor
Skandal am Berner Inselspital: ein geschasster Klinikdirektor, eine gekündigte Oberärztin und die Frage: Hatten die beiden eine einvernehmliche Affäre oder hat der Klinikdirektor die Oberärztin wiederholt vergewaltigt? Was wirklich passiert ist, wissen nur die beiden. Aber der Reihe nach.
Der Klinikdirektor und die Oberärztin haben Gemeinsamkeiten. Beide sind um die 50, beide sind verheiratet, beide haben Kinder. Die beiden Familien sind miteinander bekannt, der Klinikdirektor und die Oberärztin kommen sich privat näher. Zwischen 2021 und 2023 haben die beiden eine Affäre. Das Codewort lautet: «Willst du einen Kaffee trinken?» Die Sextreffen finden in der Wohnung der Oberärztin statt.
Blick liegen Screenshots von Pornoseiten vor, die der Klinikdirektor der Frau geschickt hat und die teils harte Sexpraktiken zeigen. Zu einem Pornobild schreibt der Klinikdirektor anzügliche Nachrichten. Dinge wie: «Leck ihn gut!» Bei den Fotos handelt es sich um Bilder aus dem Internet. Der Klinikdirektor oder die Oberärztin sind nirgends abgebildet.
Auch nach der Affäre gehen sie vertraut miteinander um
Die Oberärztin scheint sich an diesen Nachrichten nicht zu stören. Jedenfalls ist im Brief, den ihr Fürsprecher der Spitalleitung mit den Sexting-Beispielen schickt, keine Nachricht enthalten, in der sie ihren Chef bittet, damit aufzuhören. Stattdessen macht der Fürsprecher geltend, seine Mandantin sei vom Klinikdirektor mehrfach vergewaltigt und sexuell missbraucht worden. Was wirklich vorgefallen ist, ist für Aussenstehende unklar. 2023 endet die Affäre. Auch danach gehen die beiden Ärzte vertraut miteinander um.
2024 schickt die Oberärztin ihrem Chef Grüsse von der ganzen Familie: «Alles Gute zum Geburtstag! Wir haben dir ein Geschenk abgegeben!» Ende November 2024 schreibt die Oberärztin dem Klinikdirektor: «Du hattest mir mehr als irgendjemand jemals den Kopf verdreht. Ich weiss gar nicht, ob ich jemals derart verliebt gewesen bin.» Später sei «ein grosses Leiden» hinzugekommen. «Aber unsere Geschichte werde ich trotzdem immer in schönster Erinnerung behalten: aufregend, abenteuerlich, erotisch und voller Überraschungen.» In einer anderen Nachricht steht: «Du bist der tollste Chef, den es gibt.»
«Grosse emotionale Erregung»
Davon ist 2025 plötzlich keine Rede mehr. Wie aus dem Inselspital zu hören ist, gab es verschiedene Beschwerden und eine Compliance-Untersuchung gegen die Oberärztin. Wegen einer Masterarbeit soll sie zunehmend dünnhäutig geworden sein. «Sie hat anderen vorgeworfen, ihre wissenschaftliche Forschung zu sabotieren und Forschungsergebnisse zu klauen», sagt ein Insider.
Die Personalabteilung und der Rechtsdienst schalten sich ein, Ende Januar wird der Oberärztin gekündigt, und sie wird sofort freigestellt. Ihr Verhalten «gegenüber verschiedenen Personen» entspreche «nicht den Werten der Insel-Gruppe und den Erwartungen Ihrer Vorgesetzten», steht in dem Kündigungsschreiben, das Blick vorliegt. Unterschrieben ist es vom Klinikdirektor, also ihrer Ex-Affäre, sowie vom Vize-Chefarzt und von der Personalabteilung. Die Kündigung erfolge auf schriftlichem Wege, weil die Oberärztin die letzten Gespräche «jeweils nach kurzer Zeit in grosser emotionaler Erregung eigenmächtig beendet» habe.
«Sie ist komplett destabilisiert»
Nach der Kündigung meldet sich die Oberärztin über ihren Fürsprecher zu Wort. Zuerst bittet sie den Klinikdirektor um ein Gespräch – die Vorgesetzten und der Rechtsdienst des Inselspitals raten davon ab, das Treffen findet nicht statt. Daraufhin schreibt der Fürsprecher dem Inselspital, der Klinikdirektor habe «seit Jahren strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität meiner Mandantin begangen, unter anderem wiederholte Vergewaltigungen und grobe sexuelle Belästigungen».
Mehr noch: Die Mandantin habe unter dem «massiven Bossing» gelitten und musste sich psychiatrisch behandeln lassen. «Sie ist komplett destabilisiert.» Der Vorwurf des Fürsprechers lautet: «Offensichtlich liegt ein schwerwiegendes strukturelles Problem und ein toxisches System vor, das der Klinikdirektor seit Jahren pflegt und das ohne Verzug sanktioniert werden muss.» Auch fordert der Anwalt der Oberärztin, diese solle ihre Masterarbeit noch abschliessen können.
«Wir hatten eine Affäre mit einvernehmlichem Sex»
Nach diesem Schreiben gab das Inselspital eine externe Untersuchung bei der Zürcher Kanzlei Enquire in Auftrag – laut Website eine «Anwaltskanzlei für interne Untersuchungen und Whistleblowing». Der Klinikdirektor wurde fünf Stunden lang von zwei Anwälten ins Kreuzverhör genommen. Diese Woche feuerte das Inselspital den Klinikdirektor und teilte per Medienmitteilung mit: «Die Untersuchungen haben gezeigt, dass der Klinikdirektor seine Treue- und Sorgfaltspflichten als Leiter der Klinik in schwerwiegender Weise verletzt hatte.»
Obwohl die Oberärztin ihrem Ex-Chef mehrere Vergewaltigungen vorwirft, hat sich die Berner Staatsanwaltschaft noch nicht beim geschassten Klinikdirektor gemeldet. Dieser weist die Vorwürfe zurück: «Wir hatten eine Affäre mit einvernehmlichem Sex. Chatnachrichten belegen, dass das Verlangen von uns beiden ausging.»
Der Anwalt des gefeuerten Klinikdirektors betont: «Es gilt die Unschuldsvermutung. Mein Mandant hat grosses Vertrauen in die Tätigkeit der Justiz. Er ist überzeugt, dass er sich strafrechtlich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Wir prüfen derzeit ein rechtliches Vorgehen gegen die verschiedenen Beteiligten. Insbesondere auch strafrechtliche Anzeigen wegen falscher Anschuldigung, Verleumdung und übler Nachrede.» Der Fürsprecher der Oberärztin weist die Vorwürfe zurück und wirft dem Klinikdirektor vor, das Opfer zur Täterin zu machen und von seiner Fürsorgepflicht als Vorgesetzter abzulenken. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
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