Tötete der Protz-Deutsche Anna R. aus Habgier?
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Ermittlungen abgeschlossen:Tötete der Protz-Deutsche Anna R. aus Habgier?

Dirk W. (31) beteuert vor Gericht, dass der Tod seiner Freundin ein Sex-Unfall war
«Ich legte ihr ein Tuch um den Hals und drückte zu»

Zweieinhalb Jahre brauchte die Tessiner Justiz für diesen Prozess. Seit Montag steht nun Dirk W.* (32) wegen Mordes in Lugano TI vor dem Richter. Er soll die britische Millionenerbin Anna R.** (†22) im Bad eines Hotelzimmers erdrosselt haben.
Publiziert: 20.09.2021 um 21:43 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2021 um 05:57 Uhr
Eine heisse Liaison, die tödlich endete. Anna R.** (†22) und Dirk W.* (32). Er soll die junge Frau bei Würge-Sex erdrosselt haben.
Foto: zVg
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Myrte Müller

Aufrecht sitzt Dirk W.* auf der Anklagebank. Mit fester Stimme, mitunter trotzig, antwortet der Deutsche auf die bohrenden Fragen des Richters. «Wie oft hatten Sie Sex in jener Nacht auf den 9. April 2019? Gab es Oral-Verkehr? War der Sex einvernehmlich? Wie genau kam es zum Würgespiel?» Details wisse er nicht mehr. Alles sei schon so lange her. Zudem sei er betrunken gewesen, so Dirk W. fast ungeduldig.

Doch an die letzten Sekunden im Leben seiner Geliebten erinnert sich der gelernte Automechatroniker dann doch. «Wir hatten Sex auf dem Boden des Bads. Ich legte Anna ein Handtuch um den Hals. Dann drückte ich mit den Händen darauf zu, so wie wir es schon hundert Mal zuvor gemacht hatten.» Anna R.** habe sein Handgelenk gehalten. «Plötzlich regte sie sich nicht mehr», erzählt Dirk W. weiter, «ihre Zunge hing heraus. Ich versuchte, sie zu reanimieren.» Dann, gegen 6.30 Uhr, sei er zur Rezeption gerannt, um Hilfe zu holen.

Wie kam die Kreditkarte in die Lampe des Hotellifts?

Vor dem Richter auf dem Pult liegen, in dicken Aktenordnern, zwei «Wahrheiten» zum Tod der Britin. Die Version von Dirk W. und jene der Staatsanwaltschaft. Anna R.s Tod sei ein Unfall gewesen, passiert beim einvernehmlichen Würge-Sex, so der Deutsche. Die Anklage hingegen sieht in der Tat Mord oder Totschlag aus Habgier. Denn ein Detail irritiert: die fehlende Kreditkarte der reichen Britin. Sie wird vier Monate nach der Tat in der Lampe des Hotel-Aufzugs gefunden.

Beide Versionen beginnen am Nachmittag des 8. April 2019. Das Paar macht Ferien am Lago Maggiore. Die beiden buchen ein Zimmer im Hotel La Palma au Lac in Locarno-Muralto TI. Am Abend gehen sie in Ascona essen, dann tanzen (Blick berichtete). Anna R. hat keine Tasche dabei, gibt Dirk W. ihre Kreditkarte. Sie trinken, nehmen Kokain, streiten sich. Nach zwei Uhr morgens kehren sie ins Hotel zurück.

Die Version des Deutschen: «Wir fuhren mit dem Lift in den fünften Stock. Wir neckten uns. Es ging um ihre Kreditkarte und darum, dass sie alles zahlte. Also habe ich sie aus Spass in die Höhe gehalten. Dabei rutschte sie mir in die Lampenschale des Lifts.» Das jedoch hatte er bei der Verhaftung verschwiegen. «Sie hätten mir das eh nicht geglaubt, ich wollte mich nur schützen», sagt Dirk W. im Gerichtssaal.

Rechtsmedizin verschlampt Todeszeitpunkt

Die Staatsanwaltschaft jedoch glaubt, dass Anna R.s Karte nach ihrem Tod von Dirk W. auf dem Weg zur Rezeption dort deponiert wurde. Denn warum rief Dirk W. nach dem «Unfall» nicht vom Zimmertelefon aus um Hilfe? Eine Frage, die sich auch der Richter stellte. Ausserdem widerspricht sich der Angeklagte, hat Gedächtnislücken. Sein Leumund ist nicht der beste. Er habe mit Hunderten von Frauen geschlafen, auf grossem Fuss gelebt, statt Alimente für seine zwei Kinder zu zahlen, so der Richter.

Doch auch die Anklage wackelt. Weil der Tessiner Rechtsmediziner geschlampt habe, sei der genaue Todeszeitpunkt nicht festgestellt worden, so der Richter im scharfen Ton. Ob die Indizien ausreichen, um Dirk W. tatsächlich zu verurteilen, wird sich zeigen. Am Dienstag beginnt das Plädoyer der Anklage. Dann folgt die Verteidigung durch Star-Anwalt Yasar Ravi.

* Name geändert

** Name der Red. bekannt

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