Darum gehts
- Adrian Sejrani bereitet Raclette in ungewöhnlichen Situationen zu
- Raclette über den Wolken: Sejrani isst während eines Gleitschirmflugs
- Der Waadtländer ist mit seinem Raclette auch international unterwegs
«Zusammen mit der Familie ein Raclette zu essen, das macht glücklich. Irgendwann dachte ich mir, dass ich diese Freude mit noch mehr Menschen teilen müsste», sagt Adrian Sejrani (33) aus Roche VD zu Blick.
Er dachte nach. Warum nicht einmal ein Raclette über den Wolken essen? Aber nicht einfach im Flugzeug. Das wäre zu leicht. Nein, sondern an einem Gleitschirm hängend.
«Beim ersten Flug ist mir der Ofen ausgegangen»
Am Gleitschirmfestival Acroshow in Villeneuve VD kam er in diesem Jahr auf die besondere Idee. «Ich wollte schon immer einmal mitfliegen. Dieses Jahr habe ich endlich einen Piloten gefragt, ob ich mitfliegen und dabei Raclette zubereiten und essen dürfe», erzählt Sejrani.
Pilot Nico del Pan sei von dem verrückten Plan sofort überzeugt gewesen. Doch bis er sein luftiges Raclette geniessen konnte, brauchte es einiges an Vorbereitung und Tests. «Beim ersten Flug ging mir durch den starken Luftzug der Ofen aus», so der Waadtländer.
Mit Tisch und Racletteofen in der Luft
Nach ein paar Wochen Tüfteln war es Mitte September so weit: Die beiden schwangen sich samt Tisch und einem halben Käselaib im Racletteofen in die Lüfte. Hoch über dem Genfersee wurde das Raclette dann ganz traditionell geschabt und mit Essiggurken und Gschwellti serviert.
Und wie schmeckt so ein fliegendes Raclette? «Mit dem ganzen Adrenalin und den Emotionen schmeckt es definitiv besser», sagt Sejrani. Es gebe jedoch einen Nachteil: «Man muss schnell essen, sonst wird es kalt.» Auf ihrem rund zehnminütigen Flug blieb den beiden dennoch genügend Zeit, eine ordentliche Portion Raclette zu geniessen.
Neue Blickwinkel schaffen
Für Adrian Sejrani war das Erlebnis umso aufregender, als der 33-Jährige unter Höhenangst leidet. «Ich wollte es aber unbedingt wagen. Schliesslich habe ich einfach das gemacht, was mir der Pilot gesagt hat: Augen schliessen und rennen.»
Vom Nervenkitzel hat der Waadtländer aber noch nicht genug: «Ich könnte mir auch vorstellen, Raclette beim Wakeboarden zu essen. Oder am Klettersteig im Seil hängend.»
Seine Idee dahinter: Mit kuriosen Raclette-Konzepten einen neuen Blickwinkel schaffen. «Ich hoffe, dass ich damit auch die jüngeren Generationen erreichen und die Freude an Schweizer Traditionen teilen kann», sagt Sejrani.
Die Freude an Schweizer Kultur teilen
Dabei setzt Sejrani, der eine kaufmännische Ausbildung absolviert, auch auf vergleichsweise normale Konzepte. Vor einem Jahr lancierte er einen Raclette-Cateringservice. Zunächst lieferte er sein typisches Walliser Raclette vor allem auf Skihütten in der Berner Ferienregion Gstaad und bereitete es dort für seine Kunden zu.
Auf Instagram, wo er unter dem Namen «Raclette Guy» auftritt, machte das bald die Runde. Immer mehr Anfragen kamen herein: «Diesen Sommer habe ich am Strand von St-Tropez ein Raclette zubereitet. Und auch in Paris, Rom und Mailand habe ich mein Raclette serviert.»
Fürs kommende Jahr hat er einen besonderen Plan gefasst: Er will jeden Monat einen der 26 Kantone bereisen, um dort gemeinschaftliche Raclette-Essen zu veranstalten. «Mein Ziel ist es, über die Kantons- und Sprachgrenzen hinweg Menschen zusammenzubringen. Die Geschichten, Traditionen und regionalen Spezialitäten miteinander zu teilen, verbindet und zeigt, wie schön die Vielfalt der Schweiz ist.»