Fast zwei Jahre lang ist «Sara» sein dunkles Geheimnis: Der St. Galler CVP-Kantonsrat Michael Hugentobler (37) geht am 6. Februar 2017 einem Berner Polizisten ins Netz, der sich als 13-jähriges Mädchen ausgibt. Im Glauben, mit einem echten Teenager zu chatten, filmt sich der Politiker beim Masturbieren vor seiner Webcam. Gleichzeitig ruft er «Sara» über Wochen hinweg immer wieder zu sexuellen Handlungen auf, erkundigt sich regelmässig, was sie gerade trägt.
Das Schweigen zahlte sich nicht aus
«Sara» ist nicht die Einzige: An zwei weitere 15-Jährige mailt Hugentobler Penis-Bilder. Die Ermittlungen wegen versuchter sexueller Handlungen mit Kindern und Pornografie ziehen sich daraufhin über anderthalb Jahre hin.
Der ausgebildete Primar- und Seklehrer setzt offenbar darauf, dass ausser der Justiz niemand von seinen Sünden erfährt. Den Strafbefehl, der ihm eine bedingte Geldstrafe von 100 mal 180 Franken und eine Busse von 3600 Franken aufbrummt, akzeptiert er ohne Murren.
Denn bei einem Einspruch wäre der Fall vor Gericht gelandet – und damit publik geworden. Erst als Journalisten Anfang Woche Einsicht in den rechtskräftigen Strafbefehl nehmen können, platzt die Bombe doch noch.
Ex-Arbeitgeber reagiert schockiert
«Wir hatten keinerlei Kenntnis davon, dass Herr Hugentobler verurteilt worden ist», gesteht CVP-Kantonalpräsident Patrick Dürr (42). Er habe alle Mandate per sofort aufgegeben und sei aus der Partei ausgetreten. «Damit ist der Fall für uns abgeschlossen.»
Brisant: Bis vor drei Jahren unterrichtete Hugentobler Klassen der katholischen Sekundarschule «Flade». Noch zuletzt war der inzwischen als IT-Geschäftsführer tätige Ex-Lehrer für die iPads der Schüler zuständig. Und: Nächste Woche hätte er gar an einem Skilager teilnehmen sollen.
«Er war eine angesehene Lehrkraft, wir sind wirklich sehr betroffen», sagt Schulleiterin Margrit Stadler (62). Man habe keine Hinweise auf fehlbares Verhalten im Schulumfeld. Trotzdem seien die Eltern informiert und Hugentoblers Schulhausbadge gesperrt worden.
Hochzeit nur Monate vor den Pädo-Chats
Im Zuge seines Rücktritts gestand Hugentobler zwar «grosse Fehler» ein, seine Beweggründe liess er aber aussen vor. Für Fragen von BLICK ist er gestern nicht zu erreichen.
Fakt ist: Die Pädo-Chats beginnt der Vater eines Buben nur Monate nach der Hochzeit mit seiner Gattin (30). «Die Situation ist wirklich schwierig. Wünschen Sie uns Kraft!», sagt die Frau zu BLICK.
Die Eltern des Sexualstraftäters sorgen sich derweil um den Ruf ihres Sohnes. «Ihr macht ihm das Leben kaputt», ärgert sich Vater Hugentobler (66). Dass dies sein Sprössling selbst jemandem angetan haben könnte, will er nicht gelten lassen.