Darum gehts
- Schlaganfälle betreffen zunehmend junge Menschen, nicht nur ältere Personen
- Es gibt mehrere Hauptursachen für Schlaganfälle bei Jüngeren
- Um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, hilft der sogenannte Fast-Test
Sie ist jung und fit. Doch beim Wandern erlitt Katja Maier (24) aus Lupfig AG einen Schlaganfall. Arme und Beine waren plötzlich gelähmt. Eine Durchblutungsstörung im dritten Halswirbel war der Auslöser für den Schlaganfall gewesen.
Ein Schlaganfall in so jungen Jahren? Wie ist das möglich? Das passiert doch nur älteren Menschen, denken viele – und irren sich. Denn der Anteil der Schlaganfallpatienten unter 55 Jahren steigt. Immer häufiger sind auch junge Menschen, teils sogar Kinder, betroffen. Diese Entwicklung findet weltweit statt, wie die Studie eines internationalen Forschungsteams zeigt, die im Oktober 2024 in der Fachzeitschrift «Lancet Neurology» erschienen ist.
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Wer ist gefährdet? Und wie kann ich mich schützen? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum Schlaganfall in jungen Jahren.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall wird durch eine akute Durchblutungsstörung ausgelöst, wodurch Nervenzellen absterben. Meist handelt es sich um einen Hirninfarkt, verursacht durch ein Blutgerinnsel, das ein Gefäss verstopft – entweder direkt in verkalkten Hirngefässen oder durch Einschwemmung aus dem Kreislauf. Seltener ist eine Hirnblutung, bei der ein Gefäss reisst, oft infolge von Bluthochdruck oder Aneurysmen.
Was sind die Gründe für einen Schlaganfall?
Obwohl das Risiko mit dem Alter zunimmt, erleiden auch junge Menschen unter 55 Jahren Schlaganfälle. Bei ihnen sind die Ursachen oft anders als bei älteren Patienten. Häufige Gründe bei jüngeren Erwachsenen sind:
- Spontane Dissektion: Ein Riss in der Innenwand einer Halsschlagader, der ein Hämatom bildet und das Gefäss verstopft. Dies kann auch bei scheinbar gesunden Menschen durch ruckartige Bewegungen oder starkes Niesen ausgelöst werden. Gemäss einer 2017 im «Deutschen Ärzteblatt» erschienen Übersichtsarbeit lassen sich zehn bis 25 Prozent der Schlaganfälle in jungen Jahren auf die spontane Dissektion zurückführen.
- Kardiale Embolie: Blutgerinnsel, die vom Herzen ins Gehirn geschwemmt werden, oft verursacht durch angeborene Herzfehler. Rund 25 Prozent der in der Übersichtsarbeit betrachteten Ereignisse liessen sich darauf zurückführen.
- Ungesunder Lebensstil: Zunehmend tragen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, hohe Blutfettwerte, Diabetes, Rauchen und übermässiger Alkoholkonsum auch bei jüngeren Menschen zu Schlaganfällen bei.
- Spezifische Risikofaktoren bei Frauen: Hormonpräparate wie die Antibabypille erhöhen in Kombination mit Rauchen das Thromboserisiko, schreibt die Deutsche Hirnstiftung auf ihrer Webseite.
- Blutgerinnungsstörungen und Entzündungen: Der deutsche Neurologe Hans Joachim von Büdingen (85) nennt diese beiden Faktoren im Gespräch mit dem «Spiegel» als häufige Ursachen bei Kindern und Jugendlichen.
Welche Symptome deuten auf einen Schlaganfall hin?
Die Symptome eines Schlaganfalls treten plötzlich auf. Eine Liste mit Symptomen findet sich unter anderem auf der Webseite des Luzerner Kantonsspitals. Typische Anzeichen sind:
- Gesichtslähmung: Ein Mundwinkel hängt herab, die Person kann nicht richtig lächeln.
- Armschwäche: Ein Arm kann nicht angehoben oder ausgestreckt werden, oder er sinkt ab oder dreht sich.
- Sprachstörungen: Undeutliche, verwaschene Sprache, Schwierigkeiten, Sätze nachzusprechen, Wortfindungsstörungen.
- Sehstörungen: Doppeltes, verschwommenes oder eingeschränktes Sehen, vorübergehende Blindheit auf einem Auge oder halbseitiger Ausfall eines Gesichtsfelds.
- Starker Schwindel und Probleme beim Gang: Verlust des Gleichgewichts oder der Koordination.
- Plötzliche Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit.
- Neu auftretende, sehr starke Kopfschmerzen.
- Übelkeit und Erbrechen.
- Epileptische Anfälle.
- Gefühlsstörungen: Taubheitsgefühl in Hand, Arm oder Bein.
Wie erkenne ich einen Schlaganfall?
Um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, hilft der sogenannte Fast-Test, wie das Luzerner Kantonsspital empfiehlt:
- Face (Gesicht): Kann man lächeln? Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Beide Arme nach vorne strecken und die Handflächen nach oben drehen. Sinkt ein Arm ab oder dreht sich?
- Speech (Sprache): Einen einfachen Satz nachsprechen. Gelingt dies nicht oder klingt die Sprache verwaschen?
- Time (Zeit): Wenn eines dieser Anzeichen auftritt, sofort den Notruf anrufen und den Verdacht auf einen Schlaganfall schildern. Jede Minute zählt.
Wie kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
Ein Grossteil der Fälle ist auf beeinflussbare Risikofaktoren zurückzuführen und damit vermeidbar. Welche präventiven Massnahmen es gibt, geht unter anderem aus einem Wissens-Chat des SRF mit drei Experten hervor:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit hohem Anteil an Obst, Gemüse und fett- sowie zuckerarmer Kost kann helfen, Schlaganfällen vorzubeugen. Hochverarbeitete Lebensmittel, viel Fleisch, Softdrinks und Alkohol sind dagegen nicht ratsam.
- Regelmässige Bewegung und Sport: Den beiden Risikofaktoren Bewegungsmangel und Übergewicht lässt sich dadurch vorbeugen.
- Nicht rauchen: Tabakkonsum schädigt die Gefässe massiv und ist ein Hauptrisikofaktor.
- Kontrolle des Bluthochdrucks: Bluthochdruck ist der grösste Risikofaktor und verursacht über die Hälfte aller Schlaganfälle. Er entwickelt sich oft schleichend und unbemerkt. Bei erhöhten Werten sollten Lebensstiländerungen und gegebenenfalls Medikamente in Betracht gezogen werden.
- Behandlung von Stoffwechselstörungen: Diabetes erhöht das Schlaganfallrisiko erheblich. Auch erhöhte Blutfettwerte sollten sofort behandelt werden.
- Stressreduktion: Ein gesunder Schlaf und Strategien zur Stressbewältigung können helfen.
- Voruntersuchungen wahrnehmen: Ein Check der Gefässe oder die Teilnahme an einer Sprechstunde zur Hirngesundheit können bei familiärer Vorbelastung sinnvoll sein.