Immer wieder schickt das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) Arbeitslose zur Firma von Treibstofflieferant Olaf P.* (59). Doch dort herrschen katastrophale Zustände. Zudem gerät P. als Choleriker regelmässig ausser Kontrolle. Die Angestellten sind ihm schutzlos ausgeliefert.
«Der schlimmste Chef der Schweiz!», sagen darum aktuelle und ehemalige Angestellte. Was täglich in den Büros von P. abgehe, sei schlimmer als in vielen Albträumen.
Arbeit zwischen Katzenfutter und Mascarpone
P. – der den Familienbetrieb seit Jahrzehnten führt – sei einerseits ein Messie. Fotos zeigen: Überall stapeln sich auf den Schreibtischen alte Computergeräte, stinkende Katzenfutterdosen, abgelaufener Mascarpone. Dazwischen liegen tote Mäuse oder Kakerlaken. Drei Katzen leben ebenfalls in den Büros. «Es stinkt hier zum Himmel – man darf aber nichts verändern», sagen die Mitarbeiter. Wer hier länger arbeite, bekomme Hautausschläge und Depressionen.
Weiter sei P. ein Furcht einflössender Choleriker. «Täglich werden wir von ihm angeschrien, niedergemacht und aufs Übelste mit Schimpfwörtern eingedeckt», so ein Mitarbeiter. Ein Video, das auf Whatsapp kursiert und das BLICK vorliegt, gibt eine Kostprobe von den Ausfällen. Mit sich überschlagender Stimme schreit er eine damalige Mitarbeiterin als «himmeltraurige Drecksau» nieder. Zuvor soll er sie als Schlampe und Luder betitelt haben.
«Nie weiss man, wer als Nächstes drankommt»
Seine Wutausbrüche haben schon dazu geführt, dass Mitarbeiter sich unter Schock krankschreiben lassen mussten. «Nie weiss man, wer als Nächstes von ihm drangenommen wird», sagt eine ehemalige Mitarbeiterin. Man sei darum permanent unter Stress.
Zudem decke er fast alle Angestellten, die eine Kündigung einreichen, danach mit Klagen zu. Oder wirft ihnen Diebstahl vor. Darum will niemand öffentlich mit Namen hinstehen. «Zu gross ist die Angst, dass wir uns nachher vor Gericht bekriegen», sagt ein aktueller Mitarbeiter des Betriebs.
Tatsächlich musste laut einem Bericht des «Tagblatts» vom Mai 2019 ein ehemaliger Mitarbeiter aufgrund einer Anschuldigung des Chefs für acht Monate in Untersuchungshaft sitzen. Erst nachdem ihn ein früherer Wirtschaftsberater der Firma mit einer Aussage vor der Staatsanwaltschaft entlastet, kommt der Mazedonier wieder frei.
Warum reagieren die Behörden nicht?
Einige der Mitarbeiter wurden vom RAV dorthin vermittelt. Ablehnen konnten sie die Stelle kaum.
Und dies, obwohl zig Mitarbeiter bereits mehrfach dem RAV und dem Arbeitsinspektorat des Kantons Zürichs Fotos und Informationen zur Firma zukommen lassen haben.
Warum aber werden weiterhin Mitarbeiter in dieses Höllen-Büro verdonnert? Irene Tschopp, Sprecherin des Amts für Wirtschaft des Kantons Zürichs, will dazu nichts sagen. Nur so viel: «Datenschutzrechtliche Bestimmungen verunmöglichen es uns, zum konkreten Fall Stellung zu nehmen.»
Von BLICK mit den Vorwürfen der Mitarbeiter konfrontiert, reagiert P. jähzornig! So schickt er nach wüsten Beschimpfungen am Telefon seinen Anwalt vor, der auf die Vorwürfe der ehemaligen Mitarbeiter eingehen soll. Einzig: Bis Redaktionsschluss lässt der Jurist nichts mehr von sich hören.
*Name geändert