Es ist ein durch und durch merkwürdiger Vorfall. Am Dienstag tritt ein Aushilfslehrer seinen Dienst an der Primarschule von Kaufdorf BE an. Das Engagement bei einer gemischten ersten und zweiten Klasse dauerte aber nur kurz, wie die Schulleiterin per E-Mail den Eltern und Erziehungsberechtigten mitteilt.
«Da er Fotos und Videos gemacht hat, habe ich ihn in der grossen Pause entlassen. Bevor er ging, musste er alle Bilder löschen», heisst es in dem Blick vorliegenden Schreiben. Die Kinder würden im Moment nun intern betreut. Was für Fotos gemacht worden sein sollen, ist völlig unklar. Ein Vater sagt zu Blick: «Man möchte schon wissen, was die Aushilfe da für Fotos oder Videos gemacht hat. Wir wären froh gewesen, wenn uns die Schulleitung besser informiert hätte, es gingen nämlich sofort Gerüchte los.»
Hintergründe schleierhaft
Tags darauf wendet sich die Schulleiterin erneut per Mail an die Eltern – ohne allerdings die drängendsten Fragen zu beantworten. Sie schreibt nur: Der Vorfall am Vortag habe «berechtigte Fragen» aufgeworfen. Man habe den Aushilfslehrer über eine kantonale Plattform gefunden und eingestellt. Und sich darauf verlassen, dass dort nur vertrauensvolle Personen registriert seien.
Aber: Zu den Hintergründen des Vorfalls selbst schweigt sich die Schule aus. So bleibt für die verunsicherten Eltern völlig unklar, mit welcher Motivation der Stellvertreter die Fotos und Videos angefertigt haben soll. Die Leiterin schreibt nur: «Sobald ich festgestellt habe, dass etwas nicht stimmt, habe ich ihn von der Schule verwiesen. Für die Kinder bestand zu keiner Zeit eine unmittelbare Gefahr.»
Aushilfe soll «herumgelungert» haben
Die Geschichte ist damit aber noch nicht erledigt. Denn laut der Schulleiterin geht der Mann auch nach seiner Freistellung nicht nach Hause. «Als nach dem Mittag die Meldung eintraf, dass er weiterhin im Dorf herumlungere, habe ich sofort die Polizei informiert.»
Dies bestätigt auch Isabelle Wüthrich, Mediensprecherin bei der Kantonspolizei Bern, gegenüber Blick. Sie sagt: «Wir haben Meldung betreffend eines verdächtigen Verhaltens in Kaufdorf erhalten. Vor Ort wurde aber niemand mehr angetroffen.» Weitere Schritte seien in der Folge nicht ergriffen worden.
Was war also los in der Primarschule von Kaufdorf? Die involvierte Schulleiterin möchte keine Stellung nehmen, verweist an den Gemeindepräsidenten. Was der Mann getrieben habe und was auf den Bildern zu sehen war, weiss auch Gemeindepräsident Andreas Meyer nicht. «Es ist in der Tat ein komischer Vorfall», so Meyer lapidar.
«Merkwürdiges Verhalten»
In seinen Augen habe die Schulleitung aber absolut richtig gehandelt. «Das merkwürdige Verhalten wurde innerhalb von anderthalb Stunden festgestellt. Das zeigt, dass unsere Lehrer vor Ort auch wirklich genau hinschauen.»
Während festangestellte Lehrer bei ihrer Verpflichtung vertieft und mit erweiterten Strafregisterauszügen abgeklärt würden, müsse es bei Aushilfen manchmal schnell gehen. Insbesondere, wenn eine eigene Lehrkraft kurzfristig ausfalle. «Wir greifen dann auf Lehrpersonen aus dem kantonalen Vermittlungstool zurück», sagt Meyer.