Eine demütigende Praxis diente für die Schüler der ersten Klasse als Strafe: An der Primarschule Herrliberg ZH mussten die Kinder Windeln tragen, wenn sie etwa den Unterricht störten. Die Eltern sind entsetzt. Eine Mutter erzählt gegenüber «20 Minuten»: «Die Lehrperson zwang einige Kinder, die häufig auf das WC wollten, von ihr mitgebrachte Windeln über den Hosen zu tragen.»
In einem Elternbrief bestätigt die Schulleitung die Praxis – und erklärt, die Lehrerin habe lediglich das teilweise schlechte Regelverhalten mit den Kindern besprechen wollen. «Um das Gesagte mit einem Bild zu verdeutlichen, fiel der Lehrperson spontan der Vergleich mit der Windel ein», heisst es.
Mittlerweile hat die Schulpflege eine externe Untersuchung eingeleitet, wie die Schulpräsidentin von Herrliberg, Marion Bartels, auf Anfrage der Zeitung sagt. Dabei soll etwa geklärt werden die Schülerinnen und Schüler die Windeln freiwillig angezogen haben oder nicht.
«Kinder baten darum, Windeln anzuziehen»
Die Lehrerin hatte eine Windel zu Hause gefunden und mitgebracht, um diese fortan als «Metapher» für Verstösse zu nutzen. «Die Kinder fanden das ein lustiges Bild. Einige baten darum, bei Regelverstössen die Windel anziehen zu dürfen», schreibt die Schulleitung weiter. Dann habe sich eine «Eigendynamik» entwickelt, die nicht mehr alle Kinder lustig fanden.
Die betroffenen Eltern bezeichnen das Verhalten als «sadistisch». Man habe so etwas nicht für möglich gehalten. Der Lehrer Verband Schweiz kritisierte das Verhalten der Lehrperson, aber auch jenes der Schulleitung. Ein solches Verhalten missachte die Menschenwürde und sei diskriminierend. (hah)