Darum gehts
- Wilde Szenen in Huttwil: Männer gehen mit Holzstangen aufeinander los
- Schüsse auf Geschäftsräumlichkeit, Künstler Madeye entkommt knapp dem Tod
- Zwei Verdächtige (30 und 33 Jahre alt) in U-Haft, Ermittlungen laufen
Es sind wilde Szenen, die Mark L.* in der Berner Gemeinde Huttwil beobachtete. «Plötzlich hörte ich Schreie und habe aus dem Fenster geschaut», sagt L. zu Blick. Er sah, wie mehrere Männer auf der Eriswilerstrasse aufeinander losgingen. Es wurde geschlagen und getreten. «Und einige hatten lange Holzstangen in der Hand, wie von einem Zaun.»
Auf dem Video von L. ist auch zu sehen, wie jemand offenbar eine Flasche über den Kopf gezogen bekommt. Die Scherben fliegen umher. Und dann beruhigt sich auf einmal die Situation. Warum, zeigen die Bilder: Eine Frau kommt aus dem Gebäude und versucht zu beschwichtigen – offenbar mit Erfolg. Denn kurz darauf gehen die Männer in ein Haus. Das Video endet. Und damit wohl auch der Streit.
Das Video stammt vom 18. Juli, wie Adrian Wüthrich, Gemeindepräsident Huttwil, gegenüber Blick bestätigt. «Die Kantonspolizei ermittelt in diesem Fall.»
Laut Mark L. sollen Flüchtlinge bei der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein. Dem widerspricht Wüthrich: «Meines Wissens war niemand vom Ankunftszentrum für unbegleitete minderjährige Asylsuchende involviert.» Hintergrund: In Huttwil befindet sich seit einigen Jahren ein entsprechendes Ankunftszentrum für junge Flüchtlinge.
«Bin froh, dass ich überhaupt noch lebe»
Was ist los in Huttwil? Erst vor wenigen Tagen fielen sogar Schüsse in der Gemeinde. Zwei Männer feuerten in der Nacht auf Mittwoch auf eine Geschäftsräumlichkeit an der Bernstrasse. Darin befand sich der Künstler Madeye**, wie sich der «einfach über 21» Jahre alte Kryptohändler nennt. «Ich habe viel Glück gehabt und bin froh, dass ich überhaupt noch lebe», sagt Madeye zu Blick.
Rasch klickten die Handschellen – und für zwei Personen wurde U-Haft beantragt. Sie sollen bei den Schüssen auf Madeye dabei gewesen sein. Und: Es wurde ein Verfahren wegen versuchter vorsätzlicher Tötung eröffnet.
Blick-Recherchen zeigten: Die beiden Verdächtigen sind Sven T.* (30) und Steve P.* (33). Sie wurden noch am Tag der Schüsse in Eriswil BE verhaftet – in der Blockwohnung von Andrea T.* (55). «Es kam die Spezialeinheit Enzian der Kantonspolizei Bern», sagte die gebrochene Frau am Sonntag gegenüber Blick. Sven T. ist ihr Sohn.
«Ich habe Erfolg im Business»
Von Blick gefragt, ob Sven denn eine Waffe habe, antwortet die Mutter: «Ja, leider. Ein Sturmgewehr vom Militär.» Ob es die Polizei bei ihrem Sohn gefunden habe, weiss sie nicht.
Aber wieso die Schüsse? Streit? Andrea T. weiss nichts davon. «Ich habe mich nicht in seine Angelegenheiten eingemischt.» Und Madeye? Er vermutet, dass die Täter aus Hass, Neid und Missgunst gehandelt haben. «Ich habe Erfolg im Business, fahre einen Mercedes und es geht mir wirklich gut.» Die Kapo Bern ermittelt die Hintergründe der Schüsse.
* Namen geändert
** bürgerlicher Name bekannt