Am 10. Juli steht Greg Overton in Mürren BE am Hang. Er beginnt zu rennen und hebt sich mit dem Gleitschirm in die Lüfte – nicht zum ersten Mal. Der US-Amerikaner ist passionierter Pilot und nimmt seine Flüge gerne auf Video auf. So auch an diesem Tag. Dass dieser Flug der schlimmste seines Lebens wird, ahnt er da noch nicht.
Die ersten zehn Minuten kann Overton die wunderschöne Landschaft geniessen, dann verliert er die Kontrolle über seinen Schirm. Rund 500 Meter über dem Grund, auf der Westseite des Felsens, macht das Fluggerät nicht mehr, was Overton will. Es dreht sich im Kreis, verdreht sich, lässt sich nicht mehr steuern.
Die Felswand, eigentlich ein guter Orientierungspunkt, wird zum Feind. Unaufhaltsam kommt sie näher, Overton stösst einen Angstschrei aus. Dann kracht es gewaltig: Ein weiterer Windstoss hat ihn gegen die Wand geblasen. Der Aufprall ist derart brachial, dass es seinen Helm spaltet!
Er springt weiter
Doch Greg Overton hat extrem viel Glück: «Wie durch ein Wunder war ich nach wie vor bei Bewusstsein und der Schirm konnte noch fliegen», schreibt Overton auf seinem Youtube-Kanal. Er schafft es, sicher irgendwo im Lauterbrunnental zu landen. Danach packt er sein Zeug zusammen, läuft fünf Kilometer zum nächsten Bahnhof und lässt sich im Spital in Interlaken untersuchen. Und stellt fest, dass er erneut Glück hatte: Ausser Schnittwunden und Beulen hat er nur leichte Verletzungen an einem Lendenwirbel.
Trotzdem ist sein Selbstvertrauen angeknackst. Overton muss sich entscheiden: Wieder zu fliegen oder ein neues Hobby suchen. Die Angst siegt nicht. «Ich musste mich daran erinnern, was ich am Fliegen liebe. Das habe ich geschafft.» Einen Tag macht er Pause, dann springt Greg Overton wieder in den Abgrund. (vof)