Es ist der 2. April 2014: Bärchen 3 stirbt im Bärenwald des Tierparks, durch die Luft gewirbelt von seinem eigenen Vater Misha. Das Entsetzen ist gross, die Kritik am Tierpark auch. Doch ein Blick in die Geschichte der Berner Bären zeigt: Seit der Eröffnung des alten Bärengrabens 1857 gab es schon einige Unfälle.
21. November 2009: Daran erinnern sich noch viele. Der Plastiksack eines geistig behinderten Mannes fällt in den Bärenpark, er steigt ihm nach, wird von Bär Finn attackiert, der mit einem Schuss gestoppt werden muss. Bär und Mensch werden schwer verletzt, Finn ringt mit dem Tod, die Anteilnahme der Bevölkerung ist riesig. In der Folge beginnt eine grosse Debatte um die Sicherheit beim neuen Bärenpark.
8. Dezember 1998: Ein Tessiner steht betrunken auf dem Mauerabsatz des alten Bärengrabens, innerhalb der Geländer, bewirft die Bären mit Schneebällen. Später sagt er, er habe erst gemerkt wie gefährlich das war, als ihm Passanten zugerufen haben. Aber just in diesem Moment gleitet er aus, fällt in den Graben und wird von der Bärin Selma attackiert. Der Mann wird verletzt. Die Wärter verhindern Schlimmeres, indem sie die Bärin ablenken und in den Stall zurücklocken. Tierpark-Direktor ist damals seit etwas mehr als einem Jahr Bernd Schildger. Seine Analyse der Geschichte: «Gegen Dummheit gibt es kein Rezept.»
20. Dezember 1975: Bär Sämu fällt einen älteren Hilfswärter an. Laut Medienberichten sprang er an gewissen Tagen für die Hauptwärter ein. Auch damals sollten Schüsse das Tier bremsen. Es wird dadurch allerdings sehr verletzt und muss später mit dem Gnadenschuss erlöst werden.
18. Mai 1926: Ein tragisches Stück Berner Stadtgeschichte, zwei Velofahrer auf der Abfahrt am Alten Aargauerstalden. Das war damals eigentlich verboten, und prompt versagen bei einem Fahrrad die Bremsen. Der Mann fräst in den Bärengraben hinein. Zwar wird er gerettet, jedoch stürzt auch ein 10-jähriger Junge in den Graben. Die Umstände sind ungeklärt: Wurde er mitgerissen? Oder passierte es bei der Rettungsaktion? Der Knabe wird schwer verletzt ins Spital gebracht und verstirbt dort später.
2. April 1920: Diesmal nicht mit heimischen Schneebällen, sondern mit damals exotischen Orangen wirft ein St. Galler auf die Bären. Offenkundig hatte auch er getrunken. Er überlebt die Aktion nicht.
8. April 1896: Am Morgen wird eine Leiche im Bärengraben entdeckt. Auch hier sind die Umstände unklar, Medienberichte aus der damaligen Zeit gehen im Inhalt auseinander. Gesichert scheint aber auch hierbei, dass das Opfer betrunken war.
3. März 1861: Der erste überlieferte schwere Bärengraben-Unfall liest sich wie ein Stoff für Romane. Der norwegische Hauptmann Lorck hat gezecht und springt am frühen Morgen in den Graben, offenbar für eine Mutprobe. Bär Mani macht kurzen Prozess. «Der Bund» berichtete: «Der Unglückliche war ganz zerbissen und fast nackt, weil ihm der Bär die Kleider vom Leibe riss.» Vieles hat sich seither geändert, eines bleibt gleich: Schon damals wurde nach einem solchen Vorfall die Polizei kritisiert.