Mit ernstem Gesicht hält ein Bub ein Schild in die Höhe. «Ich vermisse meinen Freund», hat er in Grossbuchstaben darauf geschrieben. Neben ihm halten andere Kinder Fotos, auf denen ein kleiner Junge mit verschmitztem Lächeln in die Kamera blickt. Es ist der kleine Mergim L.* (†7).
Der Erstklässler mit albanischen Wurzeln war am Donnerstag in Basel auf dem Heimweg von der Schule von einer 75-Jährigen mit dem Messer angegriffen worden. (Blick berichtete) Im Spital erlag er später seinen Verletzungen.
700 nahmen Abschied
Gestern fand in Basel ein Trauermarsch statt. Gleichzeitig beerdigte die Familie den Buben in seiner Heimat, dem Kosovo. In Basel versammelten sich mehr als 700 Menschen, um ihr Mitgefühl auszudrücken. Schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn fanden sich Hunderte im Schützenmattpark ein – Familien mit kleinen Kindern, Grosseltern, Schüler und Mitglieder des Basler Regierungsrats, zahlreiche junge Frauen und Männer.
Die meisten trugen Schwarz, Blumen in ihren Händen. Die Stimmung war gedrückt, viele waren noch immer fassungslos.
Lukas Buess, Vater eines Sohns, der gleich alt ist wie der kleine Mergim und die gleiche Schule besucht, sagte sichtlich mitgenommen: «Wir waren schockiert, als wir davon hörten.» Dann mit gebrochener Stimme: «Ich bin froh, dass nun ein Trauermarsch stattfindet, damit die Leute Abschied nehmen und ihre Trauer ausdrücken können.»
Diana Mandal hat Tränen in den Augen, als sie über die Tat spricht. Sie ist mit ihrer Tochter und ihrer Mutter gekommen, um Mergims zu gedenken. «Der Trauermarsch ist das Mindeste, was wir für die Familie und den kleinen Engel machen können», sagt sie. «Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Leute sein werden, aber es ist schön, dass alle diese Menschen hier sind.»
Nur wenige, die sich am Samstag in Basel versammelt hatten, kannten den Jungen, manche reisten sogar von ausserhalb an, Einzelne gar aus Deutschland.
Blumenmeer am Tatort
Die Mannschaft des albanischen Fussballvereins FC Dardania Basel nahm ebenfalls an der Zeremonie teil. «Was passiert ist, tut uns allen weh», sagte Vorstandsmitglied Besim Bublica. «Der Junge war sieben Jahre alt, er hat nichts falsch gemacht!» Um die Familie zu unterstützen, habe sein Verein rund 5000 Franken gesammelt.
Vom Schützenmattpark führte der Marsch in Richtung St. Galler-Ring. Dort war die Bluttat am Donnerstag geschehen.
Immer wieder flossen Tränen, während die Menschen langsam zum Tatort liefen. Dort legten sie Blumen, Plüschtiere, Briefe, Kerzen und Bilder nieder. Das Blumenmeer auf den Gehweg wurde grösser und grösser. Manche hielten einen Augenblick inne, weinten, beteten oder hielten einander an den Händen.
Sie alle waren gekommen, verbunden in ihrem Schmerz, um den Angehörigen in diesen schweren Stunden ein wenig Trost zu spenden.