Darum gehts
- Chaos nach Fussballspiel: Überfüllte Züge und lange Wartezeiten für Fans
- Vorwürfe: Sanitäranlagen im Stadion mangelhaft, Getränkeversorgung unzureichend bei über 30 Grad
- SBB räumen Probleme ein
Als hätte die unglückliche Niederlage der Schweizer Nati im Spiel gegen Norwegen (1:2) nicht gereicht, erlebten die Fans rund um das Spiel auch noch ein veritables Chaos. Mehrere Leserreporter meldeten sich noch im Laufe des Abends und in der Nacht bei Blick. Viele unterstrichen ihren Ärger mit Bildern aus überfüllten Zügen.
«Katastrophale Organisation in Basel. Es hat viel zu viele Leute und zu wenige Züge. Es herrscht ein totales Chaos», ärgerte sich etwa ein Fan. Um 0.34 Uhr meldete er: «Der Zug bleibt in Pratteln stecken. Neben mir hat eine Person eine Panikattacke.» Der junge Mann ist nicht der einzige, der am Mittwochabend enttäuscht wurde.
«Das geht doch nicht!»
«Wir sind drei Minuten nach Abpfiff schnurstracks zum Bahnhof beim Stadion gelaufen, um mit dem Extrazug zurück nach Basel SBB zu gelangen. Wir haben fast eineinhalb Stunden warten müssen», so ein anderer Leserreporter. Er kritisiert die Organisation, spricht von einer «riesigen Enttäuschung». «Besonders leidgetan haben mir die kleinen Fans, die ungeduldig wurden – und ihre Väter und Mütter.»
Er erzählt weiter: «Freunde mussten in den Aargau, weil der letzte SBB-Extrazug aber um 23.43 Uhr abfuhr, hatten sie keine realistische Chance. Obwohl man drei Minuten nach Spielschluss geht, verpasst man den letzten Zug in den Aargau um Welten. Das geht doch nicht!»
Den Bekannten blieb schliesslich nichts anderes übrig, als ein teures Uber zu nehmen. «Die Nati-Frauen haben so toll gespielt – schade, haben die Basler Organisatoren versagt.»
Schlimme Zustände auf Damen-WCs
Eine Leserreporterin meldete sich aus einem komplett überfüllten Zug nach Olten. Bei Hitze stapelten sich die Passagiere fast im Zug, wie Bilder zeigen. «Einige Fahrgäste drohten zu kollabieren. Eine Frau musste sich hinsetzen, um Luft zu bekommen, weil ihr so schwindlig war.» Die Menschen hätten in den Gängen derart zusammengepfercht gestanden, dass man sich kaum bewegen konnte. Erst um 2 Uhr sei sie in Solothurn angekommen.
Auch im Stadion liess die Organisation zu wünschen übrig. Ein Blick-Reporter vor Ort bekam in seinem Block mit, wie mehrere Frauen darüber klagten, dass es in keiner Toilette mehr WC-Papier gab. Das war schon vor der Halbzeit.
«Solche Patzer dürfen an einem solchen Anlass nicht passieren»
Nicht das einzige Problem mit den Sanitäranlagen für die Zuschauerinnen. Der Leserreporterin aus Solothurn zufolge sollen in einem WC von drei Toiletten zwei verstopft gewesen sein. Zwei von drei Türen im betreffenden WC sollen zudem nicht abschliessbar gewesen sein. «Die Zustände im verbleibenden WC waren eklig», sagt die Leserreporterin zu Blick. «Ich habe dann die Herrentoilette benutzt. Dort war es in Ordnung.»
Insgesamt ist sie enttäuscht vom Standort Basel. «Solche Patzer dürfen an einem solchen Anlass nicht passieren, das ist einfach nur peinlich. Es braucht unbedingt mehr Extrazüge.»
«Schlecht organisiert und langsam»
Eine weitere Leserreporterin berichtete, dass in der Pause das Wasser in den Damentoiletten abgestellt worden sei. «Plötzlich gingen zeitgleich alle drei Wasserhähne nicht mehr. Ich bin entsetzt.» Weiter ärgert sie sich über die Gastronomie im St.Jakob-Park: «Der Verkauf von Getränken war unverhältnismässig schlecht organisiert und langsam.» Und das bei mehr als 30 Grad.
Auch Hans Meier war von der Organisation enttäuscht, wie aus einem Kommentar unter einem Blick-Artikel zum Spiel hervorgeht. «Was gestern geboten wurde, ist einer Euro unwürdig. Die Getränke- und Foodstände waren völlig überfordert.» Es habe – auch während des Spiels – lange Schlangen gegeben. «Nach über 30 Minuten anstehen habe ich auf ein Getränk verzichtet.» Und weiter: «Da kenne ich grössere Veranstaltungen, welche besser organisiert werden.»
«Wir hatten aufgrund der Sponsorenverträge der UEFA ein anderes Bier im Einsatz»
Blick hat den europäischen Fussballverband Uefa, der als Veranstalter für die Sanitäranlagen zuständig ist, mit den Vorwürfen konfrontiert. Der Fussballverband lässt sich mit seiner Antwort allerdings Zeit. Auch mehrere Stunden nach der Anfrage per Mail gab es keinerlei Reaktion von der Pressestelle. Telefonisch war niemand erreichbar.
Die für die Food- und Getränke-Stände verantwortliche Wassermann & Company AG erklärt, dass man von der Infrastruktur des Stadions abhängig sei. «Bei ausverkauften Spielen stossen wir hier leider an unsere Grenzen. Es werden aus Gründen der Sicherheit und des Brandschutzes nicht alle mobilen Stände genehmigt, die wir uns wünschen würden», sagt Unternehmenssprecherin Tanja Harrer zu Blick. Zudem sei es aufgrund der Sektoren-Trennung oft nicht möglich, dass die Gäste sich an eine andere Kasse wenden können.
Ausserdem gab es ein Bier-Problem. Harrer: «Wir hatten aufgrund der Sponsorenverträge der UEFA ein anderes Bier im Einsatz. Dieses wurde als Dosenbier angeliefert. Normalerweise zapfen wir das Bier. Das macht den Abfüllprozess ebenfalls etwas schneller.»
SBB analysieren die Vorfälle und wollen Massnahmen ergreifen
SBB-Mediensprecherin Fabienne Thommen räumt gegenüber Blick ein: «Wir sind uns bewusst, dass die Rückreiseorganisation in einigen Fällen nicht optimal verlaufen ist. Die Menge der Besucher, die mit dem ÖV angereist ist, war höher, als wir es in der Planung erwartet hatten.»
Zu dem Zug, der bei den Fans für Unmut sorgte, erklärt Thommen: «In Frenkendorf führte ein technisches Problem an der Fahrbahn dazu, dass der Zug zurück nach Pratteln fahren musste. Anschliessend fuhr der Zug mit rund 40 Minuten Verspätung via Jura-Südfuss nach Genf. Für Reisende, die ihre Anschlüsse verpasst haben, wurden Taxis organisiert.»
Die SBB analysieren die Vorfälle und wollen Massnahmen ergreifen, um die Situation für kommende Spiele zu verbessern. «Die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Reisenden haben für uns höchste Priorität», so Thommen. Das Unternehmen prüft bereits, ob und wo nach den Spielen zusätzliche Züge bereitgestellt werden können. «Tatsächlich ist es so, dass wir heute Abend nach dem Spiel in Bern bereits mehr Züge in Bern Wankdorf bereitstellen als bisher geplant», teilt Thommen mit.