Immer mehr Schülerinnen und Schüler, immer weniger Lehrkräfte: In der Schweiz herrscht akuter Lehrermangel. «Wir machen uns grosse Sorgen, die Bildungsqualität ist in grosser Gefahr», sagte Dagmar Rösler (50), Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer der Schweiz, diese Woche an einer Medienkonferenz.
Um den Mangel auszugleichen, greifen Schulleitungen vermehrt auf Personen ohne pädagogische Ausbildung zurück. Rösler fordert: Um den Beruf wieder attraktiver zu machen, sollen Klassenlehrpersonen entlastet, Neueinsteiger besser begleitet, die Löhne erhöht und das Image des Lehrerberufs gestärkt werden.
Doch wer wird heute trotz Mangel und Berufsumstände noch Pädagogin? Wir haben vier angehende Lehrerinnen gefragt, weshalb sie sich für die Ausbildung entschieden haben.
«Ein fliegender Berufseinstieg ist perfekt»
Amy Dürsteler (23), Basel, Klassenlehrperson einer 4. Klasse, schliesst im September ihr Studium an der PH FHNW in Muttenz BL ab
«Ein fliegender Berufseinstieg ist perfekt: Wer neben dem Studium arbeitet, kann das theoretisch Erlernte direkt in der Praxis überprüfen. Ich selbst arbeitete im letzten Ausbildungsjahr in einem 46-Prozent-Pensum auf der Unterstufe. Nun übernehme ich im selben Schulhaus eine vierte Klasse.
Nach der Matura habe ich Praktika an Primarschulen gemacht. Während der insgesamt zehn Monate bin ich jeden Tag mit einem Lächeln aufgewacht und gern zur Arbeit gegangen. Da war mir klar: Das ist ein Beruf, den ich mein Leben lang gern machen werde.
Mein Alltag ist abwechslungsreich und fachlich vielseitig. Die Beziehung zu den Kindern ist mir sehr wichtig, wir lachen viel. Ich beziehe sie mit ein und arbeite mit ihnen als Team zusammen. Kinder sind sehr ehrlich, sie geben direkte Rückmeldungen, und ich sehe sofort, ob eine Unterrichtseinheit funktioniert hat oder nicht.
Mein Anspruch als Lehrerin ist es, dass die Kinder gerne in die Schule kommen. Und ich will dafür sorgen, dass sie die Freude am Lernen bewahren.»
«Ich bin voll parat»
Anne Grimshaw (26), Winterthur ZH, beginnt diesen Monat ihr Studium an der PH Zug und arbeitet im Teilzeitpensum für die Blick-Gruppe
«Es hat zu wenige Lehrpersonen, und es war schon eine Weile mein Plan B, Lehrerin zu werden. Ich denke, es ist einfach nötig, dass ich das jetzt mache! Ich bin schon länger Basketballtrainerin für 6- bis 12-Jährige und fühle mich nach der Arbeit mit den Kindern immer gut.
Überzeugt hat mich die Studienvariante pi, die erstmals an der PH Zug angeboten wird: pi steht für ‹personalisiert und individualisiert›. Das Studium verlangt von mir eine hohe Selbständigkeit und gibt mir mehr Freiräume beim Erreichen der Kompetenzen als herkömmliche Studiengänge. Ich finde auch gut, dass wir schon im ersten Jahr einen Tag pro Woche im Klassenzimmer stehen.
Ich kann es kaum erwarten, das Studium zu beginnen! Ich bin voll parat.
Mein Ziel ist es, als Lehrperson den Kindern zu zeigen, dass es cool und schön ist, in die Schule zu gehen. Ich will nicht die Schule revolutionieren, sondern im Kleinen eine gute Lehrerin sein und den Kindern eine gute Erfahrung geben.»
«Kinder geben einem so viel»
Michelle Uher (23), seit September 2020 an der PH Zürich, schreibt gerade ihre Bachelorarbeit
«Ich bin in einer Siedlung aufgewachsen, wir Kinder haben alle zusammengespielt. Ich hatte immer schon grosse Freude an Kindern. Nach meiner KV-Lehre auf der Gemeinde und dem BMS-Abschluss habe ich mich an der PH Zürich für den Kindergarten- und Unterstufenstudiengang angemeldet.
Das grosse Stellenangebot war ein Mitgrund, warum ich mich vor zwei Jahren für diese Ausbildung entschied. Seit ich vor Klassen stehe, bin ich noch motivierter. Kinder geben einem so viel, ich bin fasziniert von ihrer Offenheit und Kreativität. Ich sehe jetzt aber auch, was dieser Job alles mit sich bringt. Auch in der Ausbildung werden wir in vielen unterschiedlichen Bereichen gefordert.
Ich glaube, dass es heutzutage viele Berufswechsel gibt, aber bei den Lehrern fällt es mehr auf. Wir haben Beziehungen zu den Kindern, und wenn es viele Wechsel gibt, hat das Auswirkungen. Ich hatte dieses Jahr schon drei Stellenangebote – und das, obwohl ich noch nicht fertig bin.
Einerseits finde ich es gut, dass jetzt Personen ohne Ausbildung unterrichten sollen, weil wir in einer Notlage sind, andererseits auch nicht. Teilweise habe ich das Gefühl, sie wissen gar nicht, worauf sie sich einlassen. Ich hätte es vor meinem Studienbeginn nicht gewusst. Es gibt sicher Leute, die den Einstieg meistern, andere aber beenden ihre Lehrerkarriere wahrscheinlich schnell wieder. Daher frage ich mich: Wie lange funktioniert das? Ich bin nächsten Juli fertig, mein Ziel ist es, dass ich dann eine eigene Klasse übernehmen kann.»
«Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen»
Alissa Fierz (24), Aarau, im letzten Ausbildungsjahr an der PH Bern, unterrichtet seit August 2022 in einer 6. Primarklasse sechs Wochenlektionen
«Mit dem Studium an der Uni Zürich habe ich nach einem Jahr aufgehört, weil mir der Praxisbezug fehlte. Nun bin ich im letzten Ausbildungsjahr an der PH Bern und glücklich damit. Das Zusammenspiel zwischen Praxis und Theorie bietet eine gute Grundausbildung innert drei Jahren, danach kann ich direkt in den Beruf einsteigen.
Durch die Praxiserfahrungen bekomme ich Einblicke in verschiedene Schulen, Klassen und Schulstufen – das finde ich sehr hilfreich, um eine gewisse Routine und Sicherheit zu gewinnen. Das für mich Spannende und Bereichernde am Unterrichten ist zu sehen, wie die Planungen und Vorbereitungen in der Praxis fruchten.
Jeder Tag einer Lehrperson sieht anders aus, da die Kinder den Unterricht aktiv mitgestalten – eine stetige Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen.»
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