Schweizer Polizisten fassen Balkan-Kartell
Dieser Mann schmuggelte 600 Kilo Kokain in die Schweiz

Es ist der grösste Drogenfang in der Schweiz: 600 Kilo Kokain wurden in einem Auto in Basel beschlagnahmt. Verhaftet wurden 3 Personen, die zu einem Balkan-Kartell gehören.
Publiziert: 25.07.2019 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2019 um 21:52 Uhr
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Der Schweizer Bundespolizei Fedpol gelang es, 600 Kilogram Kokain sicherzustellen. Der Wert: Rund 50 Millionen Schweizer Franken!
Foto: Europol
Fabian Vogt

Was für ein Fang! Dem Schweizer Bundesamt für Polizei (Fedpol) gelang es in Basel, 600 Kilogramm Kokain zu beschlagnahmen. Der Wert: Rund 55 Millionen Schweizer Franken! Fedpol und die Basler Staatsanwaltschaft bestätigten den Fund gegenüber BLICK. Es handelt sich um die grösste je sichergestellte Menge Drogen in der Schweiz.

Fedpol sagt auf Nachfrage, dass der Coup nur durch internationale Zusammenarbeit gelingen konnte. Vor wenigen Wochen hätte man von der kroatischen Polizei erfahren, dass ein Balkan-Kartell grössere Mengen Drogen in und durch die Schweiz schleusen will. In Basel gelang dann der Zugriff.

600 Kilogramm in 21 Koffern

In einem Auto konnten ein 35-jähriger Kroate, ein 46-jähriger Tscheche und ein 59-jähriger Montenegriner verhaftet werden. In ihrem Auto befanden sich 21 Koffer mit 600 Kilogramm Kokain. Dieses habe einen sehr hohen Reinheitsgrad besessen, teilt die Basler Staatsanwaltschaft mit.

Die Personen seien in einem Privatflugzeug aus Uruguay angereist, teilt Fedpol mit. Von dort konnten sie beschattet werden, bis der Zugriff gelang. «Es handelt sich um einen beispielhaften Fall gelungener internationaler Polizeizusammenarbeit», zeigt man sich beim Fedpol stolz über den Fang.

Kopf der Bande festgenommen

Laut «20 Minuten» handelt es sich beim Montenegriner um Michael D.* Die Information stammt vom kroatischen Portal «Jutarnji». Die kroatischen Behörden seien D. bereits vor über einem Jahr auf die Spur gekommen, hätten seine Telefonate abgehört und Treffen mit Geschäftspartnern gefilmt.

Laut den Artikel liess sich D.  1994 in Florida nieder und heiratete die Tochter eines örtlichen Polizeibeamten. Dabei habe er sich als Geschäftsmann ausgegeben. In Wirklichkeit soll er aber in einem Betrugsfall mit Geldautomaten beteiligt gewesen sein. Im Laufe der darauffolgenden Jahren soll D. mehrere Male strafrechtlich verfolgt und sogar aus den USA ausgewiesen worden sein.

Auf seinem Linkedin-Profil bezeichnet sich D. als CEO des Liria Hotels. Zuvor soll er CEO des Imperial Palace Hotels gewesen sei.

«Operation Familia»

Das Zwangsmassnahmengericht verfügte Untersuchungshaft für D. und seien Komplizen. Die kroatischen Justizbehörden haben angekündigt, ein Auslieferungs- und Strafübernahmebegehren für alle drei beschuldigten Personen zu stellen.

Wie das europäische Polizeiamt Europol berichtet, war dies der Abschluss einer über einjährigen Operation, in welche Organisationen aus aller Welt eingebunden waren: Ihr Name: «Operation Familia».

16 Personen verhaftet

Im Rahmen der «Operation Familia» wurden zudem 421 Kilogramm Kokain in Hongkong beschlagnahmt. Daneben wurden in Kroatien, Tschechien, Slowenien, Serben und der Schweiz 2 Millionen Euro in Cash und 1 Million Euro in Wertsachen wie Luxusuhren und Autos sichergestellt. Der Wert des gesamten Fundes beträgt rund 200 Millionen Schweizer Franken, sagt Fedpol zu BLICK. Insgesamt wurden bei der Operation 16 Personen festgenommen. 11 davon in Europa, 5 in Hongkong.

Die Drogenhändlerbande operierte in Europa, Südamerika und Asien, teilt Europol mit. Mehrmals starteten zwischen 2018 in Südamerika Privatflugzeuge mit Kokain an Bord in Richtung Europa. Nach Asien - meist nach Hongkong und Macao - wurden die Drogen per Schiff gebracht. Die kroatischen Behörden brachten die Ermittler auf die Spur des riesigen Händlernetzes, das Verbindungen in nicht weniger als 14 Länder hatte, innerhalb und ausserhalb der EU. Von Kroatien aus wurden Anfang 2018 erste Ermittlungen geführt.


*Name der Redaktion bekannt

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