«Ein Vertrag ist ein Vertrag, sollte man meinen»
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Rüstungschef Urs Loher:«Ein Vertrag ist ein Vertrag, sollte man meinen»

«Willkommen in der neuen Welt der falschen Versprechungen»
Frankreich zeigt Schadenfreude nach Schweizer Kampfjetdebakel

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hält sich heute in Paris auf. Dort wird sie von Präsident Emmanuel Macron empfangen. Auch in Frankreich ist das F-35-Debakel in aller Munde, denn das Land hatte der Schweiz eine Alternative angeboten.
Publiziert: 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 17:21 Uhr
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Die Bundespräsidentin ist am Dienstag, 1. Juli, in Paris, um Emmanuel Macron zu treffen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer F-35-Kauf sorgt für Schadenfreude und Kritik in Frankreich
  • Portugal verzichtet auf den F-35 wegen technologischer Abhängigkeit von den USA
  • 36 Kampfjets sollen zwischen 2027 und 2030 an die Schweizer Armee geliefert werden
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Richard Werly

Französische Schadenfreude begleitet das Treffen zwischen Karin-Keller Sutter (61, FDP) und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron (47). Man kann schon fast von Häme sprechen, welche die französischen Politiker und Militärs offen kundtun. Es geht dabei um den horrend gestiegenen Preis, den Lockheed Martin der Schweiz für die F-35-Kampfjets in Rechnung stellen will.

«Die Schweizer glaubten, dass sie mit den F-35 eine amerikanische Lebensversicherung für ihre Flugsicherheit kaufen würden. Doch der Versicherer heisst heute Donald Trump und betreibt Erpressung. Willkommen in der neuen Welt der falschen Versprechungen der Verteidigungsindustrie ‹Made in USA›», spottete ein ehemaliger französischer Botschafter in der Schweiz.

«Erbärmliche Affäre sollte eine Lehre sein»

Mit dem Spott bleibt er nicht der Einzige. Forscher Bruno Tertrais (62) zieht auf der Plattform X ebenfalls über die erwarteten Ausrüstungs- und Rechnungsprobleme bei den F-35-Flugzeugen, die zwischen 2027 und 2030 an die Schweizer Armee geliefert werden sollen, her.

«Ich bin nicht dafür bekannt, ein wütender Anti-Amerikaner zu sein, aber diese erbärmliche Affäre sollte den Europäern eine Lehre sein», empört er sich. Weiter schreibt er: «Viel Glück den vielen, die immer noch glauben, dass ein amerikanischer Kauf ein Garant für Sicherheit ist.»

Portugal hat genug vom F-35

Nun wird sich unsere Bundespräsidentin im Gespräch mit Macron wohl erklären müssen. Das dürfte nicht ganz einfach werden. Denn nach dem kürzlichen NATO-Gipfel in Den Haag und nur wenige Tage vor dem französischen Nationalfeiertag am 14. Juli mit seiner traditionellen Militärparade auf den Champs-Élysées ist Emmanuel Macron im Vorteil. Und Portugal, das von der Landesgrösse vergleichbar ist mit der Schweiz, will keine F-35 mehr kaufen. 

Der GIFAS, der Dachverband der französischen Rüstungsindustrie, bekundete sofort Zustimmung zu dieser Entscheidung: «Angesichts der technologischen Abhängigkeit von den Amerikanern und der möglichen Einschränkungen beim Einsatz der F-35 hat der portugiesische Verteidigungsminister Nuno Melo (59) angekündigt, dass Portugal die Flugzeuge von Lockheed Martin doch nicht erwerben werde.»

Ausschlaggebend war anscheinend ein weiteres brisantes Detail. Die GIFAS schreibt dazu: «Die USA können nämlich ausländische F-35 technisch am Fliegen hindern, indem sie den Zugang zu bestimmten kritischen Systemen blockieren.» Portugal erwäge nun europäische Optionen, um seine alternde F-16-Flotte zu erneuern.

Frankreich habe Alternative schon parat

Eine alternative Wahl zum F-35 würde den Vorteil der Souveränität über Wartung und Upgrades bieten, argumentiert die französische Rüstungsindustrie. Zudem könne die Verteidigungsindustrie des europäischen Kontinents gestärkt werden. 

Es scheint so, als wolle Frankreich nicht nur spotten, sondern der Schweiz auch ihr Rafale-Kampfjet-Modell schmackhaft machen. Letzte Woche bestätigte Aussenminister Ignazio Cassis (64, FDP) in Brüssel, dass man eine «Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft mit der Europäischen Union» aushandeln wolle.

Das ist der Schlüssel, um der Schweizer Industrie Zugang zu europäischen Aufträgen und Geldern zu verschaffen. In diesem Rahmen wird der französische Rafale-Hersteller Dassault das Thema bestimmt an Macron weitergegeben haben. Es heisst sogar, dass Dassault im Falle eines Umschwungs in der Schweiz bereits einen neuen Vorschlag parat habe.

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