Ein Hüsteln hier, ein Schniefen da: Schon bei Anzeichen einer leichten Erkältung soll man sich laut den BAG-Vorgaben bei seinem Hausarzt auf Corona testen lassen. Während manche Ärzte sich vor einem grossen Ansturm auf die Praxis fürchten, folgen bei weitem nicht alle, die sollten, den BAG-Anweisungen, wie «20 Minuten» berichtet.
So sagt der Zürcher Allgemeinmediziner Valentino Angehrn: «Ich stelle seit einigen Wochen fest, dass sich Patienten oft vor einem Corona-Test drücken wollen.» Viele spielten dabei ihre Symptome runter, täten sogar Reizhusten als Bagatelle ab – in der Hoffnung, einen Test umgehen zu können.
Aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren
Einen Test zu machen, das heisst für viele nämlich Einbussen. «Manche befürchten, dass sie im Job zu lange fernbleiben, wenn sie kein Homeoffice machen können», sagt Angehrn zu «20 Minuten». Denn auch wenn der Test negativ ausfiele, müssen die Getesteten während dem Warten auf das Ergebnis zu Hause bleiben. Bei einem positiven Testergebnis zieht sich die Isolation weiter in die Länge.
Vor allem temporär Angestellte begäben sich mit einem Test in eine prekäre Lage. Sie haben Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie krankheitsbedingt ausfallen, schreibt die Gratiszeitung. Doch wer infiziert arbeiten geht, muss ebenfalls um die Arbeitsstelle bangen. Eine Situation, die nur Verlierer hervorbringt.
Hausärzte sind zuversichtlich
BLICK fragt bei Philippe Luchsinger, dem Präsidenten des Schweizer Hausarztverbandes, nach. Beim Verband sei das Problem nie aufgetreten, so Luchsinger. Allerdings habe er in der eigenen Praxis «gelegentlich» Patienten erlebt, die aus Sorge ums Einkommen wenig Lust auf Coronatests zeigten. «In seltenen Fällen», so Luchsinger, habe er gar bereits Arbeitgeber erlebt, die wenig Verständnis für die Situation aufgebracht hätten.
Luchsinger betont aber auch, dass sich die meisten der Infizierten einsichtig zeigten. «Die allermeisten Patienten muss man nicht überzeugen», sagt er. Die Leute wären sich bewusst, dass der Test «einen wichtigen Teil des Kampfs gegen Corona darstellt.» Und wie sieht das im kommenden Herbst aus, wenn die Grippe-Saison das Hüsteln und Schniefen noch einiges häufiger machen dürften? Luchsinger ist zuversichtlich. «Wir werden sicher Wege finden, mit Erkältungen, Grippe und Covid-19 umzugehen.» (dbn)